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Rückblick KW 27–33/23: Vandalismus und Geschmiere

Van­da­len­ak­te mit rechts­extre­mer oder neo­na­zis­ti­scher Moti­va­ti­on sind in Öster­reich wei­ter­hin kei­ne Sel­ten­heit – eine Zusam­men­schau von Berich­ten aus den Som­mer­wo­chen. Schärding/OÖ: Haken­kreuz neben Volks­schu­le Wien: Haken­­kreuz-Geschmie­­re bei Alter Donau und am Sho­ah-Mahn­­mal am Juden­platz Gall­neu­kir­chen, Linz/OÖ, Neumarkt/Sbg und Moosbrunn/NÖ: Homo­pho­ber und LGBTIQ+-feindlicher Van­da­lis­mus Linz: Auf­kle­ber eines neo­na­zis­ti­schen Online-Shops Bad Fischau/NÖ: Haken­kreu­ze auf Wer­be­pla­kat Schärding/OÖ: Hakenkreuz […]

22. Aug 2023
Österreichische Normalität: Hakenkreuz-Geschmiere und rechtsextreme Vandalenakte (Symbolbild pixabay bearbeitet)
Österreichische Normalität: Hakenkreuz-Geschmiere und rechtsextreme Vandalenakte (Symbolbild pixabay bearbeitet)

Schärding/OÖ: Haken­kreuz neben Volksschule
Wien: Haken­kreuz-Geschmie­re bei Alter Donau und am Sho­ah-Mahn­mal am Judenplatz
Gall­neu­kir­chen, Linz/OÖ, Neumarkt/Sbg und Moosbrunn/NÖ: Homo­pho­ber und LGBTIQ+-feindlicher Vandalismus
Linz: Auf­kle­ber eines neo­na­zis­ti­schen Online-Shops
Bad Fischau/NÖ: Haken­kreu­ze auf Werbeplakat

Schärding/OÖ: Hakenkreuz neben Volksschule

Unbe­kann­te fabri­zier­ten am ers­ten Juli-Wochen­en­de in Schär­ding (OÖ) eine bizar­re „Skulp­tur“ aus dem Holz-Gra­nu­lat eines Spiel­plat­zes: Direkt neben der Volks­schu­le leg­ten sie ein Haken­kreuz, das durch ein „Ist-Gleich-Zei­chen“ mit einem Ham­mer-und-Sichel Sym­bol ver­bun­den ist, wie die Bezirks­Rund­schau (4.7.23) berich­tet. Anzei­ge wur­de von einer vor­bei­ge­hen­den Mut­ter erstattet.

Die Gleich­set­zung von Natio­nal­so­zia­lis­mus und Kom­mu­nis­mus hat in der (extre­men) Rech­ten eine lan­ge Tra­di­ti­on und fun­giert als Rela­ti­vie­rung der his­to­ri­schen Sin­gu­la­ri­tät des NS-Ter­rors und der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Ideo­lo­gie – sie ist somit ein belieb­tes rhe­to­ri­sches Tool der Schuld­ab­wehr bzw. ‑rela­ti­vie­rung.

Wien: Hakenkreuz-Geschmiere bei Alter Donau und am Shoah-Mahnmal am Judenplatz

Die Stan­dard-Redak­teu­rin Colet­te Schmidt twit­ter­te am 15. Juli Fotos von zahl­rei­chen gespray­ten Haken­kreu­zen bei der Obe­ren Alten Donau. Schmidt zufol­ge habe das Per­so­nal des benach­bar­ten Lokals Anzei­ge erstat­tet und von der Poli­zei zu hören bekom­men, es wer­de Mona­te bis zu einer Ent­fer­nung der Haken­kreu­ze dau­ern. Anti­fa­schis­ti­sche Aktivist*innen sind schnell zur Tat geschrit­ten und haben die neo­na­zis­ti­schen Beschmie­run­gen mit schwar­zer Far­be über­malt (Bezirks­Zei­tung, 19.7.23).

Kurz dar­auf wur­de eine wei­te­re Beschmie­rung zur Anzei­ge gebracht: Das Mahn­mal für die öster­rei­chi­schen jüdi­schen Opfer der Sho­ah am Juden­platz wur­de mit neo­na­zis­ti­schen Sym­bo­len beschmiert, wie die „Anti­se­mi­ti­mus-Mel­de­stel­le der IKG“ am 19. Juli via Twit­ter ver­mel­de­te. Kon­kret han­del­te es sich um eine Dop­pel­sig­ru­ne (SS-Zei­chen) sowie ein Haken­kreuz, bei­des in roter Far­be. Die Mel­de­per­so­nen haben die Beschmie­rung doku­men­tiert und dann selbst­stän­dig pro­vi­so­risch entfernt.

Gallneukirchen, Linz/OÖ, Neumarkt/Sbg und Moosbrunn/NÖ: Homophober und LGBTIQ+-feindlicher Vandalismus

Agi­ta­ti­on gegen LGBTIQ+-Personen und ‑Initia­ti­ven gehört wei­ter­hin zu den stärks­ten Zug­pfer­den rechts­extre­mer und neo­na­zis­ti­scher Pro­pa­gan­da. Das The­ma ver­spricht die Mög­lich­keit einer Mobi­li­sie­rung bis tief in kon­ser­va­ti­ve und reli­giö­se Milieus hin­ein. So lässt auch die FPÖ kei­ne Gele­gen­heit aus, um gegen die sol­cher­art als „anders“ mar­kier­ten Men­schen zu agi­tie­ren. Vor kur­zem etwa Gene­ral­se­kre­tär Chris­ti­an Hafenecker, der Mit­te Juni via Pres­se­aus­sendung (13.6.23) wis­sen ließ, dass LGBTIQ+-Initiativen bele­gen wür­den, „wie eine lau­te Min­der­heit der Mehr­heit erklä­ren möch­te, wie die neue Gesell­schaft funk­tio­nie­ren soll“; er hal­lu­zi­niert zudem einen von „links­lin­ken Bür­ger­fein­den gestartete[n] Pro­zess zur Umwand­lung unse­rer Gesell­schaft“. Bei die­ser Stim­mungs­ma­che kön­nen die inzwi­schen zur Nor­ma­li­tät gewor­de­nen Van­da­len­ak­te mit ein­deu­tig homo- und que­er­feind­li­cher Moti­va­ti­on kaum noch wun­dern. Im Juli gab es gleich meh­re­re – auch mit neo­na­zis­ti­schem Hintergrund.

In Gall­neu­kir­chen bricht sich der Hass an einem Regen­bo­gen-Zebra­strei­fen bahn und das bereits zum zwei­ten Mal: Der Zebra­strei­fen wur­de zuerst von einem Haken­kreuz beschmiert, wie der Bür­ger­meis­ter der Bezirks­Rund­schau (5.7.23) mit­teil­te, und nun mit wei­ßer Far­be über­schüt­tet. Auch eine am ört­li­chen Jugend­zen­trum ange­brach­te Regen­bo­gen­fah­ne wur­de her­un­ter­ge­ris­sen und zer­stört. Die Bezirks­Rund­schau erwähnt außer­dem meh­re­re neo­na­zis­ti­sche Beschmie­run­gen in einem Ver­bin­dungs­gang, dar­un­ter Haken­kreu­ze, „SS“-Runen und der Neo­na­zi-Code „88“.

Auch in Linz gibt es wie­der­hol­te Van­da­len­ak­te: In der Ein­faltstra­ße wur­de eine in Regen­bo­gen­far­ben bemal­te Sitz­bank gan­ze fünf Mal, zuletzt im Mai, gezielt zer­stört (krone.at, 19.5.23). Stadt­rä­tin Eva Scho­bes­ber­ger (Grü­ne) hat in Reak­ti­on dar­auf und auf Initia­ti­ve von Robert Eiter, dem Spre­cher des oö. Netz­werks gegen Ras­sis­mus und Rechts­extre­mis­mus, eine gan­ze Sitz­grup­pe in Regen­bo­gen­far­ben errich­ten und im Boden ver­an­kern las­sen – sie wur­de nur einen Tag spä­ter von unbe­kann­ten Täter*innen mit schwar­zer Far­be über­gos­sen, wie die Kro­nen Zei­tung (20.7.23) berichtet.

Einen wei­te­ren Van­da­len­akt ver­zeich­ne­te die Salz­bur­ger Gemein­de Neu­markt (Flach­gau), dies­mal wie­der mit ein­deu­tig neo­na­zis­ti­schem Hin­ter­grund: Ein in der letz­ten Juli­wo­che auf­ge­brach­ter Regen­bo­gen-Zebra­strei­fen wur­de nur zwei Tage spä­ter mit NS-Sym­bo­len (dar­un­ter ein Haken­kreuz und SS-Runen) beschmiert, wie salzburg24.at (31.7.23) berichtet. 

Im nie­der­ös­ter­rei­chi­schen Moos­brunn kam es eben­so zu einem Van­da­len­akt gegen einen bun­ten Zebra­strei­fen inklu­si­ve Haken­kreuz-Beschmie­rung. Dies­mal wur­den die Täter aus­ge­forscht. Sie spra­chen von einer „bsof­fe­nen Gschicht“ und erklär­ten sich im Gespräch mit dem Bür­ger­meis­ter (ÖVP) zu einer Ent­fer­nung der Beschä­di­gung bereit, wobei das Haken­kreuz bereits zuvor durch Gemeindemitarbeiter*innen ent­fernt wur­de. (Quel­le: noen.at, 11.3.23)

Linz: Aufkleber eines neonazistischen Online-Shops

Die Lin­zer Regio­nal­zei­tung Tips (18.7.23) berich­tet von zahl­rei­chen Auf­kle­bern mit ras­sis­ti­schen und NS-affi­nen Slo­gans, die im Süden von Linz gesich­tet wur­den. Unter den Sprü­chen fin­det sich etwa „Weiss ist bunt genug“ oder „Opa war in Ord­nung!“. Ver­trie­ben wer­den die­se Sti­cker vom neo­na­zis­ti­schen „Wikin­ger­ver­sand“ mit Sitz im deut­schen Gei­sel­hö­ring. Der Shop führt auch eige­ne Tex­til­mar­ken mit klin­gen­den Namen wie „Mas­ter­race“ (dt: „Her­ren­ras­se“) oder „GDR“ (Groß­deutsch­ess­reich) mit dem Zusatz „est. 1933“ (dt.: gegrün­det 1933). Unter den Deko-Waren fin­den sich dort etwa Gür­tel und Bron­ze­an­hän­ger mit dem „Schwar­ze Son­ne“-Sym­bol, einem belieb­ten Motiv bei Neo­na­zis, das bereits bei der SS Ver­wen­dung fand und in Öster­reich unter das Ver­bots- bzw. Abzei­chen­ge­setz fällt.

Bad Fischau/NÖ: Hakenkreuze auf Werbeplakat

Etli­che Haken­kreu­ze wur­den Anfang August auf das Fir­men­pla­kat des Kaf­fee­groß­händ­lers MPT-Tra­ding geschmiert. Der Chef der Fir­ma hat den Van­da­len­akt zur Anzei­ge gebracht. (Quel­le: noen.at, 3.8.23)