Wir kennen die Szene: Da stehen am 4. September bei der Corona-Leugner-Demo in Wien vier Personen auf der Bühne: Martin Rutter als Moderator, ein älterer Herr mit Kilt, Jennifer Klauninger und Manuel Cornelius Mittas mit einer Regenbogenfahne in der Hand, die mit dem Satz von Klauninger – die Fahne sei ein Symbol der Kinderschänder – unter heftigem Applaus zerrissen wird.
Das hat innerhalb und außerhalb der LGBTQ-Community so heftige Reaktionen ausgelöst, dass Mittas, Klauninger unter Begleitung des Juristen Harald Schmidt bei der Gegendemo angekrochen sind, um heftig zu beteuern, das sei ja alles ganz anders gemeint gewesen. Freilich haben da diverse Anzeigen gegen die ausführenden Fahnenzerreissorgane etwas nachgeholfen.
Und dann kam Gernot
Gernot ist ein umtriebiger Mann, ganz besonders, seit es gegen den „Corona-Wahnsinn“ geht. Die Anzahl seiner gefühlt täglich neuen Social Media-Accounts ist – zumindest für unsereins – nicht mehr überblickbar. Auch nicht die Anzahl der diversen Gruppen auf Telegram, Facebook etc., die er administriert, oder in denen er mitmischt.
Auf einem Telegram-Kanal, den „Querdenker-in.at“ verlautbart Gernot, dass es Schluss ist mit dem Rutter und der Jenny bei den Querdenkern: „KEINE BÜHNE MEHR FÜR MARTIN RUTTER U JENNY KLAUS BEI QUERDENKEN EVENTS“ und verweist auf eine Stellungnahme seitens der Ver-Querdenker und ‑denkerinnen, die an die „Fürsprecher*innen [wow, gegendert!] von Friede, Freiheit und Wahrheit“ gerichtet ist.
Ohne inhaltliche Absprache mit den Organisatoren der Demo betrat eine junge, emotional aufgeheizte Frau und junge Mutter, die ein auf einer Regenbogenflagge abgebildetes Regenbogenherz mit einem Symbol für „Girl Lover“ der Pädophilen-Szene verwechselt hatte, die Bühne. (…) Es ist bedauernswert, dass auch der Moderator in diesem Moment der Aufregung nicht nochmals selbst die Symbolik überprüft hatte. Mit einer spektakulären Geste zerriss die junge Frau daraufhin die Flagge.
Nachdem nun aber zweifelsfrei feststellbar ist, dass nicht nur „die junge Mutter“ (uns kommen schon Tränen des Mitgefühls!) und der Moderator das Regenbogenherz verwechselt haben, sondern auch noch der Herr im Schottenrock samt Manuel Cornelius Mittas, fragen wir uns, wieso der Gernot samt seinen Mit-Querdenkern, nur den Martin und die Jenny von der Bühne jagen wollen.
Aber möglicherweise hat inzwischen ohnehin schon wieder die große Versöhnung unter der Querdenker-Community stattgefunden, denn bei einer Ankündigung für die nächste Demo – diesmal ist es die rechtsextreme „Heimat und Umwelt“ der Inge Rauscher, die zu „Frieden und Freiheit“ aufruft – meinte der Gernot auf die Frage, wer denn reden würde, recht trocken: „Sicher wieder Jenny“.
Die Ankündigung hat bei der Eva, der Gabriele und beim Tom wenig Begeisterung hervorgerufen: „das Geschrei ist einfach immer furchtbar“, meint Gabriele.
Aber vielleicht ist die Jenny von der Gegenseite, denn, so Eva kryptisch: „aber die Aktion mit der Fahne war mehr als entbehrlich und ist nicht aus der Welt zu schaffen (ich glaube — ja, dass hier jemand von Gegnern am Werk waren) …”
Dem Tom bleibt bislang unwidersprochen das Schlusswort im Thread zur „Causa Jenny“ überlassen: „Bitte nicht diese hysterische Jenny reden lassen .. oder sitzt sie schon hinter gitter wo sie hingehört?“
Kaiser gegen Rutter
Ob der völlig nach Rechts abgeglittene ehemalige Grüne und dann über Stronach zum BZÖ gewechselte Politiker Martin Rutter wieder auf die Wiener Bühne klettern darf, wird in diesen Kommentaren nicht abgehandelt, aber der hat ja auch noch Zorres auf einer anderen Front, nämlich in seinem Heimatbundesland Kärnten, wo er von Landeshauptmann Peter Kaiser wegen des Verdachts auf Verhetzung angezeigt und wegen Beleidigung geklagt wurde.
„Ich schäme mich, dass solche Menschen dem Kärntner Landtag angehört haben”, sagte Kaiser am Montag vor Journalisten über die Aktion Rutters [Zerreissen der Regenbogenfahne; Anmk. SdR]. Dieser verfasste daraufhin über soziale Medien ein Posting: „Leider hasst Peter Kaiser die Kärntner Flagge — aber für andere ‚Pädo Flaggen’ setzt er sich ein.” Ein anderer antwortete auf ein weiteres Posting Rutters mit der Aussage „vermutlich is der landesverräter kaiser selber auch ein kinderf.….” (kurier.at, 11.9.20)
Eines scheint sicher: Friede, Freiheit, Eierkuchen klingt anders …