Loosdorf-St. Pölten/NÖ: Hitlergruß im „Blackout“
Wien: Rechtsextremer bei der ÖBB-Security
Christchurch/Neuseeland: Prozess als letzter Anlass, Name des Attentäters auszusprechen
Loosdorf-St. Pölten/NÖ: Hitlergruß im „Blackout“
Nach dem Ex-Blauen Martin Huber in der vorletzten Woche hat es den Ex-Blauen Manuel L. in der letzten Woche erwischt – er kam jedoch vor Gericht weit glimpflicher als sein Ex-Parteikollege davon – nämlich mit einer Diversion.
L. (25 Jahre) stand wegen eines 2014 aufgenommenen Videos, das im letzten Jahr – so der Falter – in einer WhatsApp-Gruppe in Loosdorf kursiert sein soll, vor dem St. Pöltener Landesgericht. Darin zu sehen war der damals frischgebackene Loosdorfer FPÖ-Chef.
Ein junger Mann mit Kurzhaarschnitt und Brille steht auf einer Treppe, ein Freund hält das Handy auf ihn und sagt: „Sag irgendwas“. Der Mann mit Kurzhaarschnitt bringt sich in Position, streckt den Arm empor, die Finger gestreckt und gröhlt: „Hitla!“. Sein Freund zufrieden: „Ja, genau, so passt des. Unser Chef….“, dann bricht das Video mitten im Satz ab. (falter.at, 13.11.19)
Vor Gericht zeigte sich L. zerknirscht. Er habe seinen Job verloren und das wegen einer „Mischung aus Dummheit und Blackout“, wird er von meinbezirk.at zitiert. Die Diversion beinhaltet 120 Stunden Sozialdienst. Nicht so milde kam der Kameramann (27 J.) davon. Er fasste eine bedingte Haftstrafe von 15 Monaten aus,
zumal er nicht nur zwei Vorstrafe aufwies, sondern Wurzer ihm auch mehrere ähnlich gelagerte Verbrechen zur Last legte. Mehrmals, vermutlich ebenfalls stark alkoholisiert, posierte der Angeklagte mit erhobener rechter Hand, teilweise bekundete er dabei lautstark seine Gesinnung mit „Heil Hitler“. Einerseits fiel er damit auf dem Parkplatz eines St. Pöltner Szenelokals, andererseits auch bei diversen Feuerwehrfesten auf. (meinbezirk.at)
Bemerkenswert: Die Person, die dem Falter das Video zugespielt hatte, gab an: „Schon seit Jahren ist mir Herr Lambeck als Neonazi bekannt.“ Diese Aussage hat vor Gericht offenbar keine Rolle gespielt. Beide Urteile sind nicht rechtskräftig.
Wien: Rechtsextremer bei der ÖBB-Security
Dass sich Security-Personal oft aus Rechtsextremen speist, ist mit dem Fall des Thomas C. öffentlich breiter diskutiert worden. Der wurde nur durch die Aufmerksamkeit des Standard-Journalisten Fabian Schmid enttarnt und dann aus dem Parlament abgezogen. Die Antifa hat nun am Bahnhof Meidling einen Veteranen der Fußball-Hooligan-Truppe „Unsterblich“ gesichtet, der dort sein markantes Tattoo zur Schau trug.
Immerhin reagierten die ÖBB schnell: „ÖBB-Sprecher Daniel Pinka erklärte gegenüber dem KURIER, dass der Fall derzeit geprüft wird. Bis zur Klärung der Umstände wird der Mann nicht mehr weiter beschäftigt, dem Vernehmen nach soll er von einer Leasingsfirma stammen.“ (kurier.at, 27.8.20)
Christchurch/Neuseeland: Prozess als letzter Anlass, Name des Attentäters auszusprechen
Der rechtsextreme Attentäter von Christchurch und bekennende Fan von Martin Sellner wurde zu lebenslanger Haft ohne die Möglichkeit einer vorzeitigen Entlassung verurteilt. Zuvor waren im Prozess Überlebende und Angehörige von Opfern vor dem regungslos wirkenden Attentäter, der sich schuldig bekannt und selbst auf ein Statement verzichtet hatte, zu Wort gekommen.
Wir zitieren die neuseeländische Ministerpräsidentin Jacinda Ardern zum Urteil:
I want to acknowledge the strength of our Muslim community who shared their words in court over the past few days. You relived the horrific events of March 15 to chronicle what happened that day and the pain it has left behind.
Nothing will take the pain away but I hope you felt the arms of New Zealand around you through this whole process, and I hope you continue to feel that through all the days that follow. The trauma of March 15 is not easily healed, but today I hope is the last where we have any cause to hear or utter the name of the terrorist behind it. His deserves to be a lifetime of complete and utter silence.