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Wochenschau KW 35/20

Und schon wie­der ein Ex-Blau­­er, der wegen Wie­der­be­tä­ti­gung vor Gericht stand, aber (der­wei­len) sehr glimpf­lich davon­ge­kom­men ist. Die Anti­fa Wien hat am Bahn­hof Meid­ling einen Secu­ri­­ty-Mit­ar­­bei­­ter ent­deckt, der unüber­seh­bar den Schrift­zug „Unsterb­lich“ auf sei­nem rech­ten Unter­arm trägt. In Neu­see­land wur­de der Chris­t­church-Atten­­tä­­ter ver­ur­teilt, und die Pre­mier­mi­nis­te­rin hat dafür bemer­kens­wer­te Wor­te gefun­den. Loos­­dorf-St. Pölten/NÖ: Hit­ler­gruß im […]

31. Aug 2020

Loos­dorf-St. Pölten/NÖ: Hit­ler­gruß im „Black­out“
Wien: Rechts­extre­mer bei der ÖBB-Security
Christchurch/Neuseeland: Pro­zess als letz­ter Anlass, Name des Atten­tä­ters auszusprechen

Loos­dorf-St. Pölten/NÖ: Hit­ler­gruß im „Black­out“

Nach dem Ex-Blau­en Mar­tin Huber in der vor­letz­ten Woche hat es den Ex-Blau­en Manu­el L. in der letz­ten Woche erwischt – er kam jedoch vor Gericht weit glimpf­li­cher als sein Ex-Par­tei­kol­le­ge davon – näm­lich mit einer Diversion.

L. (25 Jah­re) stand wegen eines 2014 auf­ge­nom­me­nen Vide­os, das im letz­ten Jahr – so der Fal­ter – in einer Whats­App-Grup­pe in Loos­dorf kur­siert sein soll, vor dem St. Pöl­te­ner Lan­des­ge­richt. Dar­in zu sehen war der damals frisch­ge­ba­cke­ne Loos­dor­fer FPÖ-Chef.

Ein jun­ger Mann mit Kurz­haar­schnitt und Bril­le steht auf einer Trep­pe, ein Freund hält das Han­dy auf ihn und sagt: „Sag irgend­was“. Der Mann mit Kurz­haar­schnitt bringt sich in Posi­ti­on, streckt den Arm empor, die Fin­ger gestreckt und gröhlt: „Hit­la!“. Sein Freund zufrie­den: „Ja, genau, so passt des. Unser Chef….“, dann bricht das Video mit­ten im Satz ab. (falter.at, 13.11.19)

Falter: „Hitla!“- "Unsa Chef!"
Fal­ter: „Hit­la!” „Unsa Chef!”

Vor Gericht zeig­te sich L. zer­knirscht. Er habe sei­nen Job ver­lo­ren und das wegen einer „Mischung aus Dumm­heit und Black­out“, wird er von meinbezirk.at zitiert. Die Diver­si­on beinhal­tet 120 Stun­den Sozi­al­dienst. Nicht so mil­de kam der Kame­ra­mann (27 J.) davon. Er fass­te eine beding­te Haft­stra­fe von 15 Mona­ten aus,

zumal er nicht nur zwei Vor­stra­fe auf­wies, son­dern Wur­zer ihm auch meh­re­re ähn­lich gela­ger­te Ver­bre­chen zur Last leg­te. Mehr­mals, ver­mut­lich eben­falls stark alko­ho­li­siert, posier­te der Ange­klag­te mit erho­be­ner rech­ter Hand, teil­wei­se bekun­de­te er dabei laut­stark sei­ne Gesin­nung mit „Heil Hit­ler“. Einer­seits fiel er damit auf dem Park­platz eines St. Pölt­ner Sze­ne­lo­kals, ande­rer­seits auch bei diver­sen Feu­er­wehr­fes­ten auf. (meinbezirk.at)

Bemer­kens­wert: Die Per­son, die dem Fal­ter das Video zuge­spielt hat­te, gab an: „Schon seit Jah­ren ist mir Herr Lam­beck als Neo­na­zi bekannt.“ Die­se Aus­sa­ge hat vor Gericht offen­bar kei­ne Rol­le gespielt. Bei­de Urtei­le sind nicht rechtskräftig.

Wien: Rechts­extre­mer bei der ÖBB-Security

Dass sich Secu­ri­ty-Per­so­nal oft aus Rechts­extre­men speist, ist mit dem Fall des Tho­mas C. öffent­lich brei­ter dis­ku­tiert wor­den. Der wur­de nur durch die Auf­merk­sam­keit des Stan­dard-Jour­na­lis­ten Fabi­an Schmid ent­tarnt und dann aus dem Par­la­ment abge­zo­gen. Die Anti­fa hat nun am Bahn­hof Meid­ling einen Vete­ra­nen der Fuß­ball-Hoo­li­gan-Trup­pe „Unsterb­lich“ gesich­tet, der dort sein mar­kan­tes Tat­too zur Schau trug.

Günt(h)er H. als Security am Bahnhof Meidling (Twitter @antifa_w)
Günt(h)er H. als Secu­ri­ty am Bahn­hof Meid­ling (Twit­ter @antifa_w)

Immer­hin reagier­ten die ÖBB schnell: „ÖBB-Spre­cher Dani­el Pin­ka erklär­te gegen­über dem KURIER, dass der Fall der­zeit geprüft wird. Bis zur Klä­rung der Umstän­de wird der Mann nicht mehr wei­ter beschäf­tigt, dem Ver­neh­men nach soll er von einer Lea­sing­sfir­ma stam­men.“ (kurier.at, 27.8.20)

Christchurch/Neuseeland: Pro­zess als letz­ter Anlass, Name des Atten­tä­ters auszusprechen

Der rechts­extre­me Atten­tä­ter von Christ­church und beken­nen­de Fan von Mar­tin Sell­ner wur­de zu lebens­lan­ger Haft ohne die Mög­lich­keit einer vor­zei­ti­gen Ent­las­sung ver­ur­teilt. Zuvor waren im Pro­zess Über­le­ben­de und Ange­hö­ri­ge von Opfern vor dem regungs­los wir­ken­den Atten­tä­ter, der sich schul­dig bekannt und selbst auf ein State­ment ver­zich­tet hat­te, zu Wort gekommen.

Wir zitie­ren die neu­see­län­di­sche Minis­ter­prä­si­den­tin Jac­in­da Ardern zum Urteil:

I want to ack­now­ledge the strength of our Mus­lim com­mu­ni­ty who shared their words in court over the past few days. You reli­ved the hor­ri­fic events of March 15 to chro­nic­le what hap­pen­ed that day and the pain it has left behind.

Not­hing will take the pain away but I hope you felt the arms of New Zea­land around you through this who­le pro­cess, and I hope you con­ti­nue to feel that through all the days that fol­low. The trau­ma of March 15 is not easi­ly hea­led, but today I hope is the last whe­re we have any cau­se to hear or utter the name of the ter­ro­rist behind it. His deser­ves to be a life­time of com­ple­te and utter silence.