Manchmal gibt’s in rechtsextremen Kreisen codierte Mitteilungen, um nicht allzu klar preiszugeben, woher der ideologische Wind weht. In der Olympeneinladung zur „Junibowle“ kommen die Bezüge zur NS-Zeit und zum Deutschnationalismus allerdings so unverblümt daher, dass es keinerlei Zweifel mehr gibt.

Auch die musikalische Untermalung wird nicht fehlen, wir präsentieren dabei gewohnt breit gefächert die musikalischen Höhepunkte Deutschlands aus den vergangenen Jahrzehnten.
Eintritt:
Deutsche Männer: 15 €
Deutsche Frauen: 10 €
Im Eintritt sind sämtliche Speisen und Getränke enthalten. Gerne dürfen gleichgesinnte Männer und schöne Frauen über Mundpropaganda eingeladen und nach kurzer Absprache mit uns mitgenommen werden.

Wer sind nun die „gleichgesinnten Männer“ und „schönen Frauen“ (deren ideologischer Background erst gar nicht zur Debatte steht, denn Frauen haben wohl nur schön zu sein), die zur Sause mit Wehrmachtsbebilderung geladen wurden?
Auf FB zugesagt haben (Auswahl; Stand 16.6.20):
Die Einlader Victor Erdesz, Alexander Markovics, Enrico Osten und Daniel Konrad (RFJ Ried)

RFS: Jürgen Finstermann (Ex-RFS), Gernot Unfried, Florian Köhl, Tatjana Schraml
Vincenz S de Waal (FPÖ-Gemeinderat Eggenburg)
Dubravko Mandic (AfD)
Eingeladen war, aber abgelehnt hat Johannes Schüller (Wochenblick), was amüsant ist, weil Schüller auf Twitter davon phantasierte, daß man nicht „einer linksextremen Denunziantenplattform“ trauen könne, als FPÖ Fails den Olympen-Fail kundgemacht hatte und Schüller nicht und nicht beantworten wollte, ob er denn zur völkischen Sause eingeladen war. Er war es!

Mit „vielleicht“ hat etwa Yannic Nuoffer auf die Einladung reagiert. Nuoffer ist Vorsitzender der rechtsextremen PNOS (Partei national orientierter Schweizer) im Kanton Bern, Vizeparteichef und Medienbeauftragter auf nationaler Ebene. PNOS-Mitglieder haben keinerlei Problem, sich mit der nationalen und internationalen Neonazi-Szene gemein zu machen. Auch der sächsische AfD-Politiker Roland Ulbrich gehört zu jenen, die ihre Teilnahme beim Olympia-Event mit „vielleicht“ beantwortet haben. Ulbrich hat sich u.a. damit hervorgetan, dass er den nicht geglückten Angriff auf die Betenden in der Synagoge in Halle als „Sachbeschädigung“ abgetan hat.
„Was ist schlimmer, eine beschädigte Synagogentür oder zwei getötete Deutsche?“ Der Eintrag wurde hundertfach geteilt, darunter stehen fast 3000 Kommentare. Viele werten diese Aussage als antisemitisch: Zum einen impliziere sie, dass Juden keine Deutschen seien. Zum anderen verharmlose sie das versuchte Massaker in der Synagoge als geringfügige Tat. (tagesspiegel.de, 15.10.19)
Unter den etwa 200 Geladenen, die zumindest via Facebook nicht reagiert haben, befinden sich die ehemaligen blauen Ministeriumsmitarbeiter Arndt Praxmarer und Thomas Hüttner, auch ehemaliger Schriftleiter des Eckart, der Grazer Gemeinderat Heinrich Sickl, der Neonazi und Ex-Parlamentssecurity Thomas C. (alias „Baldur Wien“), ein weiterer Neonazi aus der Wiener Hooligan-Szene, der Wiener FPÖ-Landtagsabgeordnete und Olympia-Kamerad Reinhard Wansch, der identitäre ehemalige FPÖ-Parlamentsmitarbeiter Alexander Schleyer und auch der Haus- und Hofmaler der FPÖ, Odin Wiesinger.
Daneben wurden noch eine Reihe von durchaus bereits auffällig gewordenen AfD-Funktionären nach Wien geladen. „Gleichgesinnte“ eben, wie es die weit rechtsaußen stehende Olympia nennt. Darunter ist der Fraktionsvorsitzende der AfD Mecklenburg-Vorpommern, Nikolaus Kramer. Der verschickte 2017 in einem AfD-Chat ein Foto einer Parade der SS-Leibstandarte Adolf Hitler mit der Aufschrift „Ein schwarzer Block ist nicht grundsätzlich scheiße“. Auch John Hoewer aus der AfD Sachsen-Anhalt findet sich auf der Einladungsliste. Der soll laut Recherchen der antifaschistischen Plattform „lsa-rechtsaussen“ und der „taz“ zu einem rechtsextremen Prepper-Netzwerk in internen Chats recht eindeutig kommuniziert haben. Etwa so anlässlich der Gründung der Magdeburger Burschenschaft Germania:
Wolf Schuster
im Brevier steht dann auch gleich „der wahlspruch der D.B.“
06.01.2017, 22:22Fritz Oberland [John Hoewer] außer natürlich der wahlspruch „hitler – hitler – hitler“
06.01.2017, 22:22Wolf Schuster
das is ja kein wahlspruch sondern ein gebt
06.01.2017, 22:23Wolf Schuster
Gebet
06.01.2017, 22:23Fritz Oberland
„Saufen, ficken, Deutschland“
06.01.2017, 22:23
Oder auch mit Memes wie „Unser Gruß ist Heil Hitler“:

Hoewer ist auch bemerkenswert, weil er unter anderem für den „Attersee Report“ schreibt. Das ist das Magazin des freiheitlichen Thinktanks „Atterseekreis“, als dessen Leiter Norbert Nemeth, Klubdirektor im FPÖ-Parlamentsklub, fungiert. Und hier schließt sich der Kreis wieder, denn Nemeth ist ebenfalls Mitglied bei der Burschenschaft Olympia.