Höbarts Mitarbeiter (II): “Ausräuchern“

Lesezeit: 3 Minuten

Vor­der­grün­dig geht die FPÖ auf Distanz zu Höbarts Mit­ar­bei­ter. Der Lan­des­par­tei­se­kre­tär der FPÖ Nie­der­ös­ter­reich, Chris­ti­an Hafenecker, der schon eini­ge ähn­li­che Situa­tio­nen zu bewäl­ti­gen hat­te, spricht ganz distan­ziert von Alex Schley­er als dem „Herrn“, bei dem man zunächst ein­mal prü­fen müs­se, ob die­se „untrag­ba­ren Zei­len“ wirk­lich von ihm stamm­ten. Wenn ja, dann „gibt es Kon­se­quen­zen“, so Hafenecker. Auch Höbart will prü­fen und hat sei­nen Mit­ar­bei­ter zunächst „beur­laubt“.

Die Beur­lau­bung war auch drin­gend not­wen­dig. Die bei­den Alex Schley­er direkt zuschreib­ba­ren Face­book-Kon­ten glän­zen mitt­ler­wei­le sau­ber. Ande­rer­seits soll Schley­er der­zeit als Reser­vist der Bun­des­wehr bei einer Mari­ne-Übung im Ein­satz sein, womit die Beur­lau­bung dem­nach einen ganz ande­ren pro­fa­nen Grund hät­te. Schley­er selbst soll sei­ne FPÖ-Mit­glied­schaft ruhend gestellt haben – der bei den Frei­heit­li­chen übli­che Modus, um auf­zie­hen­de Gewit­ter von der Par­tei fernzuhalten.

Auch die Iden­ti­tä­ren geben sich ein­mal mehr Mühe, einen Per­sil­schein aus­zu­stel­len: Schley­ers letz­tes Enga­ge­ment für die rechts­extre­me Trup­pe lie­ge zwei Jah­re zurück, behaup­ten sie. Der ein­zi­ge Erkennt­nis­ge­winn aus die­ser Ant­wort: Die Iden­ti­tä­ren füh­ren offen­sicht­lich ganz stren­ge Lis­ten, wer wann bei wel­cher Akti­on zuletzt anwe­send war. Aber, Face­book sei Dank!, die Pos­tings und Likes, die zwi­schen Iden­ti­tä­ren und dem par­la­men­ta­ri­schen Mit­ar­bei­ter Höbarts hin- und her­flie­gen, spre­chen eine ande­re Spra­che – ganz abge­se­hen von der Spra­che, die Schley­er selbst spricht.

Als im Febru­ar der ‚Gene­ral-Anzei­ger‘, eine deut­sche Tages­zei­tung mit Sitz Bonn, über ein Tanz­fest gegen Ras­sis­mus und Gewalt berich­tet, pos­tet Schley­er auf Face­book: „Sol­len sich die­se dum­men Sau­t­rot­tel bis aufs Mark bla­mie­ren und bei ihren debi­len Tän­zen der­ma­ßen berei­chert wer­den daß ihnen der Sinn danach ein für alle Male ver­gan­gen sein wird. Noch rol­len sie die Tro­ja­ni­schen Pfer­de in die eige­nen Städ­te.


Debi­le Tän­ze und Tro­ja­ni­sche Pferde …

Das klingt so iden­ti­tär wie sein Kom­men­tar über die „Esel­fi­cker­kul­tu­ren“ oder wie der zur CDU-Bür­ger­meis­te­rin von Bad Godes­berg: „Die­ses ver­lo­ge­ne, strunz­dum­me Weibs­stück von Stein-Lücke gehört weg weg weg.“ Das stell­te Schley­er übri­gens am 21. Mai die­ses Jah­res online.


„weg weg weg”… Wie ist das zu verstehen?

Was sich Schley­er unter „weg weg weg“ durch­aus auch vor­stel­len kann, prä­zi­sier­te er in einem Post zu einem Bericht des „Gene­ral-Anzei­ger“ über einen Bon­ner Stadt­teil, der einen schlech­ten Ruf wegen extre­mis­ti­scher Mus­li­me haben soll. Schley­er dazu: „Aus­räu­chern”

Aus­räu­chern“ also will Schley­er einen Stadt­teil. Ob das für die FPÖ auch unter die „untrag­ba­ren Zei­len“ fällt? Oder wird sie das „Aus­räu­chern“ als per­sön­li­che Mei­nung ein­stu­fen, die noch dazu nicht einen Stadt­teil irgend­wo in Öster­reich, son­dern „nur“ in Bonn betrifft? Als der „Gene­ral-Anzei­ger“ im Febru­ar die­ses Jah­res über ein homo­se­xu­el­les Paar berich­tet, das zwei schwu­le ira­ki­sche Flücht­lin­ge auf­nimmt, schäumt Schley­er: „Die Regie­rung hat zwei neue Aus­län­der und die war­men Brü­der zwei neue Spiel­ge­fähr­ten. So ist jedem zeit­ge­nös­si­schem Zer­set­zer gedient; oh bra­ve new world.


Regierung+WarmeBrüder+Zersetzer — Klingt stark nach dem „Austausch”-Gekrächze der Identitären.

Für den Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten Vol­ker Beck von den Grü­nen hat er die het­ze­ri­sche Anmer­kung „arme Berufs­sch­wuch­tel“ übrig. In Öster­reich wird so etwas als Belei­di­gung gewer­tet und kann 4.000 Euro kos­ten.

Schley­ers beson­de­ren Bezug zu Bonn haben wir schon in Teil I ange­ris­sen. Er wur­de dort nicht bloß 1987 gebo­ren, son­dern ver­kehr­te schon in sei­nen Jugend­jah­ren „mit Freu­de“ und „regel­mä­ßig“ bei der Bur­schen­schaft der Rac­zeks. Das erklärt vie­les, aber noch nicht alles. War­um war er bei einer Neo­na­zi-Demo dabei? War­um ist er auf Face­book so eng mit dem Par­tei­chef der NPD? War­um ist er mit „Doro“ befreun­det, die gera­de wegen NS-Wie­der­be­tä­ti­gung vor Gericht steht? Und war­um wol­len sei­ne FPÖ-Kame­ra­den von all dem kei­ne Ahnung haben?

➡️ Höbarts Mit­ar­bei­ter (I)
➡️ Höbarts Mit­ar­bei­ter (III): Auf den Hund gekommen