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Wochenschau KW 22/20

Aus anti­fa­schis­ti­scher Sicht gibt’s ein­mal etwas Erfreu­li­ches: Dem rechts­extre­men Usta­­scha-Auf­­­marsch in Bleiburg/Pliberk könn­te mit einem im Natio­nal­rat breit getra­ge­nen Antrag auf Ver­bot des Tref­fens end­lich der Gar­aus gemacht wer­den. Und was ist von einem Bun­­des­heer-Offi­­zier zu hal­ten, der gegen die eige­ne Bevöl­ke­rung (statt dem Coro­­na-Virus) kämp­fen will? Kirch­berg am Wechsel/Wiener Neu­stadt: „Blöd­heit ist nicht straf­bar“ Braunau/OÖ: […]

3. Jun 2020

Kirch­berg am Wechsel/Wiener Neu­stadt: „Blöd­heit ist nicht strafbar“
Braunau/OÖ: Bun­des­heer-Offi­zier will Bevöl­ke­rung bekämpfen
Wien-Flo­rids­dorf: Haken­kreuz in der Zelle
Walgau/Vbg.: 24 Jugend­li­che, die fast nichts aus­ge­las­sen haben
Wien: Petz­ner auf alten Spuren
Wien – Bleiburg/Pliberk: Natio­nal­rat bringt Antrag gegen Usta­scha-Auf­marsch ein

Kirch­berg am Wechsel/Wiener Neu­stadt: „Blöd­heit ist nicht strafbar“

„Die Ver­hand­lung (…) mute­te kuri­os an“, schreibt der Kurier über einen Pro­zess wegen des Ver­dachts auf Wie­der­be­tä­ti­gung. Was dar­an „kuri­os“ war? Schwer zu sagen! Die 16 Vor­stra­fen des 38-jäh­ri­gen Ange­klag­ten wegen Kör­per­ver­let­zung, gefähr­li­cher Dro­hung und Nöti­gung und dass er in Bäl­de wegen wei­te­rer Straf­ta­ten wie­der vor Gericht ste­hen wird? Oder dass er sein Bauch­t­at­too – „Blood 88 Honour“ samt Toten­kopf und Eiser­nem Kreuz, das er als FB-Pro­fil­bild ver­wen­de­te – so erklär­te? „‚Ich habe nie einen Bezug zum The­ma gehabt, ich habe mir nichts dabei gedacht.‘ Das Motiv habe ihm gefal­len, die Bedeu­tung habe er bis zum Ver­fah­ren nicht gekannt. Eng­lisch ver­ste­he er nicht.“ (Kurier) Oder dass er auch noch NS-Bil­der ver­brei­tet haben soll? Oder schließ­lich die Ein­schät­zung der Geschwo­re­nen? Die „hat­ten letzt­lich die Fra­ge zu klä­ren, ob der Beschul­dig­te natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Gesin­nung auf­wei­se oder ein ein­fach gestrick­ter Mensch sei. (…) Mit acht zu null stimm­ten sie schließ­lich für einen Frei­spruch. Das Urteil ist nicht rechts­kräf­tig.“ „Blöd­heit ist nicht straf­bar“, for­mu­lier­ten es die Bezirks­blät­ter.

Braunau/OÖ: Bun­des­heer-Offi­zier will Bevöl­ke­rung bekämpfen

Mit einer Anzei­ge wegen des Ver­dachts auf Ver­het­zung und Amts­miss­brauch muss sich nun ein in Brau­nau sta­tio­nier­ter Bun­des­heer-Offi­zier aus­ein­an­der­set­zen. Denn der soll „laut Anzei­ge zu Sol­da­ten gesagt, dass der neue Feind nicht Coro­na, son­dern die Bevöl­ke­rung sei, die es zu bekämp­fen gel­te. Wei­ters soll er eine gefähr­li­che Dro­hung unter Rekru­ten nicht umge­hend ange­zeigt haben, infor­mier­te der Staats­an­walt­schafts­spre­cher wei­ter. Laut dem Zei­tungs­be­richt habe der Ober­leut­nant anschei­nend auch ange­ord­net, dass gesun­de Sol­da­ten mit einem Coro­na-posi­ti­ven Kame­ra­den gemein­sam in die Kaser­ne Mau­tern fah­ren sol­len(tt.com 25.4.20).

Wien-Flo­rids­dorf: Haken­kreuz in der Zelle

Eine offen­bar rabia­te Sze­ne, in der ein 32-Jäh­ri­ger Poli­zis­ten mit den Wor­ten „Wollt’s Euch net schlei­chen“ zu nahe gekom­men sein soll, was in Zei­ten des ver­ord­ne­ten Min­dest­ab­stands ein Delikt dar­stellt, führ­te zu einer Ver­haf­tung. „Selbst im Arrest­be­reich der Poli­zei­in­spek­ti­on Her­mann-Bah-Stra­ße soll der Ver­däch­ti­ge die Exe­ku­ti­ve noch wei­ter beschimpft und Wider­stand geleis­tet haben. Als er schein­bar beru­higt wer­den konn­te, soll er dann ein Haken­kreuz in die Tür der Zel­le geritzt haben. Er wur­de nach dem Ver­bots­ge­setz ange­zeigt.“ (kurier.at, 25.5.20)

Walgau/Vbg.: 24 Jugend­li­che, die fast nichts aus­ge­las­sen haben

Gleich 24 Jugend­li­che wur­den im Vor­arl­ber­ger Wal­gau aus­ge­forscht, die für die Bege­hung von unzäh­li­gen Delik­ten ver­ant­wort­lich sein sollen.

55 Dieb­stäh­le von Kas­sen der soge­nann­ten SB-Zei­tungs­ver­kaufs­stel­len in Nen­zing, Blu­desch-Gais und Schlins, — 1 Ein­bruchs­dieb­stahl in eine Hüt­te in Schlins, — 1 Sach­be­schä­di­gung an einem Snack- und Geträn­ke­au­to­ma­ten am Bahn­hof Nen­zing, — 1 ver­such­te Sach­be­schä­di­gung an einer Über­wa­chungs­ka­me­ra, meh­re­re Fahr­rad­dieb­stäh­le durch Auf­bre­chen von Fahr­rad­schlös­sern, — 21 Ver­ge­hen nach dem Sucht­mit­tel­ge­setz, — 2 Dieb­stäh­le im Sucht­gift-Milieu, — sowie ver­schie­de­ne ande­re Delik­te nach dem Straf­ge­setz­buch wie Kör­per­ver­let­zung, Nöti­gung, gefähr­li­che Dro­hung, Heh­le­rei und Ver­leum­dung ver­üb­ten. Des wei­te­ren konn­te bei ver­schie­de­nen Beschul­dig­ten Bilder/Darstellungen mit kin­der­por­no­gra­fi­schem Inhalt sowie Bil­der auf­ge­fun­den wer­den, wel­che den Bestim­mun­gen des Ver­bots­ge­set­zes unter­lie­gen. Im Zuge der kri­mi­nal­po­li­zei­li­chen Ermitt­lun­gen wur­den 4 Haus­durch­su­chun­gen durch­ge­führt, wobei auch eine gerin­ge Men­ge Can­na­bis­kraut sicher­ge­stellt wer­den konn­te. (Poli­zei­aus­sen­dung 29.5.20)

Wien: Petz­ner auf alten Spuren

Man könn­te ja an die Lern­fä­hig­keit von Men­schen glau­ben – könn­te. Bei Ste­fan Petz­ner, der sei­ner­zeit als Adla­tus von Jörg Hai­der ras­sis­ti­sche Kam­pa­gnen orches­trier­te (https://www.sosmitmensch.at/site/momagazin/alleausgaben/39/article/1015.html), scheint es nicht der Fall zu sein. Er, der mit dem Ende des BZÖ – schein­bar vom Pau­lus zum Pau­lus mutiert – durch die Medi­en gereicht wor­den war, hat­te bei Fell­ners TV eine sei­ner „Stern­stun­den“, Mar­ke Ras­sis­mus: Sars-CoV‑2 bezeich­ne­te er als „Schlitz­au­gen­vi­rus“, wofür Chi­na in Form von Repa­ra­ti­ons­zah­lun­gen zur Ver­ant­wor­tung gezo­gen wer­den soll­te. „Chi­ne­sen sei­en ‚Fockn‘ (umgangs­sprach­lich: Schwei­ne), ‚dre­cki­ge und schmut­zi­ge Leu­te‘ ohne Manie­ren und wür­den alles essen, was kein Tisch sei, so Petz­ner. Das ärge­re ihn auch ‚als christ­li­chen Men­schen‘, da dies eine Miss­ach­tung der Schöp­fung dar­stel­le.“ (derstandard.at, 27.5.20)

Dass er dann als Ver­tei­di­gung behaup­te­te, er habe nicht gewusst, dass „Schlitz­au­gen“ ras­sis­tisch sei, weil er es als „kin­der­mund so gehört und in erin­ne­rung“ habe, macht nichts bes­ser, son­dern letzt­lich sogar schlech­ter. Die Fol­ge: Petz­ner wur­de wegen des Ver­dachts auf Ver­het­zung angezeigt.

Wien – Bleiburg/Pliberk: Natio­nal­rat bringt Antrag gegen Usta­scha-Auf­marsch ein

Erfreu­li­ches ist zur lei­di­gen Cau­sa des all­jähr­lich statt­fin­den­den faschis­ti­schen Usta­scha-Geden­kauf­mar­sches in Bleiburg/Pliberk zu berich­ten. Auf Initia­ti­ve der Grü­nen Natio­nal­rats­ab­ge­ord­ne­ten Olga Vog­lau­er brach­te der Natio­nal­rat, unter­stützt mit den Stim­men aller Frak­tio­nen mit Aus­nah­me der FPÖ, einen Ent­schlie­ßungs­an­trag ein, mit dem der Innen­mi­nis­ter auf­ge­for­dert wird, alle Mit­tel zu prü­fen, um künf­ti­ge Tref­fen zu unter­bin­den. 

Der Bun­des­mi­nis­ter für Inne­res wird auf­ge­for­dert, unter Berück­sich­ti­gung der Vor­ga­ben der Char­ta der Grund­rech­te der Euro­päi­schen Uni­on, der Euro­päi­schen Men­schen­rechts­kon­ven­ti­on und sons­ti­ger ver­fas­sungs­recht­li­cher Vor­ga­ben alle Mög­lich­kei­ten zu prü­fen, durch recht­li­che Maß­nah­men auf inner­staat­li­cher, bila­te­ra­ler sowie auf euro­päi­scher Ebe­ne die ultra­na­tio­na­lis­tisch-faschis­ti­sche Gedenk­fei­er in Bleiburg/Pliberk bzw. auf öster­rei­chi­schem Staats­ge­biet im Jahr 2021 und in den Fol­ge­jah­ren zu unterbinden.

Entschließungsantrag zum Ustascha-Treffen in Bleiburg/Pliberk
Ent­schlie­ßungs­an­trag zum Usta­scha-Tref­fen in Bleiburg/Pliberk

Der Kärnt­ner Lan­des­haupt­mann Peter Kai­ser unter­stütz­te den Antrag, indem er in einer Aus­sendung nach­setz­te, dass es „höchst an der Zeit [sei], durch ent­spre­chen­de Maß­nah­men klar zu machen, dass Öster­reich kei­ne wie immer gear­te­ten rechts­extre­men Kund­ge­bun­gen dul­det. Hin­ter einer Gedenk­fei­er wur­den am Loi­ba­cher Feld Kriegs­ver­bre­chen und Rechts­extre­mis­mus glo­ri­fi­ziert. Hin­ter die­ses unwür­di­ge Kapi­tel muss nun der längst über­fäl­li­ge Schluss­punkt gesetzt wer­den“.