Wahlspecial: Im Tal der blauen Tränen

Zur Wahl im Bur­gen­land und in Niederöster­re­ich haben wir ein Spe­cial auf­bere­it­et: Wie hat die FPÖ in den Gemein­den ihrer Nation­al­ratsab­ge­ord­neten abgeschnit­ten? Spoil­er: in acht Gemein­den ver­loren, nur in ein­er gewon­nen. Wie war das Ergeb­nis in den Einzelfalls­ge­mein­den? Beschei­den, kön­nen wir fest­stellen. Ins­ge­samt find­et sich die FPÖ im Tal der blauen Trä­nen wieder. Aber das Beste kommt oft am dick­en Ende: Nor­bert Hofer bedankt sich bei HC Strache.

Niederöster­re­ich & Bur­gen­land: die Gemein­den der blauen Nationalratsabgeordneten

Nach­dem die FPÖ neuerd­ings nach jed­er Wahl, bei der sie ver­liert, behauptet, sie habe sich sta­bil­isiert, haben wir uns ange­se­hen, wie sta­bil jene Gemein­den geblieben sind, in denen die blauen Nation­al­ratsab­ge­ord­neten wohnen und teil­weise auch kan­di­diert haben.

Furios sta­bil­isiert hat sich mit einem Ver­lust von fast 13%-Punkten die FPÖ von Chris­t­ian Lausch in Hol­labrunn, der jet­zt ger­ade noch ein Man­dat übrig bleibt. Da kann sich der kün­ftige Herr Ex-Gemein­der­at auf sein Bezirk­srats­man­dat, das er neben­bei in Wien-Liesing innehat, konzen­tri­eren. Auch der baldige Ex-Gen­er­alsekretär Hafe­neck­er kann sich über ein sta­biles Minus von 7,2%-Punkten freuen, ähn­lich wie Peter Schmiedlech­n­er über seine minus 7,1%-Punkte.

Die bei­den bur­gen­ländis­chen Nation­al­ratsab­ge­ord­neten Hofer und Ries fahren sta­bile minus 5,3 und 5,6%-Punkte in ihre Ortsparteigarage. Beschei­den­er ver­loren die Orts­grup­pen von Edith Mühlberghu­ber und Alois Kainz, untertrof­fen noch von Purk­ers­dorf, der Heimat­ge­meinde des besten Innen­min­is­ters aller Zeit­en, Her­bert Kickl. Aber bei ein­er Aus­gangslage von knapp über 4% war auch nicht mehr so viel zu ver­lieren. 

Nur Michael Schnedlitz darf sich über einen Zugewinn von 2,4%-Punkten freuen. Er hat damit gute Chan­cen, neben seinem Nation­al­rats­man­dat mul­ti­funk­tionell weit­er auch Vize­bürg­er­meis­ter und Stad­trat spie­len zu dürfen.

Wahlergebnisse der Gemeinden der FPÖ-NR-Abgeordneten (Grafiken Standard; Wr. Neustadt NÖN)

Wahlergeb­nisse der Gemein­den der FPÖ-NR-Abge­ord­neten (Grafiken Stan­dard; Wr. Neustadt NÖN)

Einzelfälle – ein Mandat

Im Korneuburg­er Gemein­der­at darf der ver­hin­derte Richter am Bun­desver­wal­tungs­gericht Hubert Keyl kün­ftig ein Solo abliefern, seine FPÖ ver­lor eines von bish­er zwei Man­dat­en und lan­dete bei 4,4%. Gat­tin Lily geht leer aus und kann sich voll ihrem Job im blauen Par­la­mentsklub wid­men. 

Auch in Melk, wo der Einzelfallscore drei von sechs beträgt, wird die FPÖ nur mehr mit einem Man­datar, näm­lich Thomas Gru­ber (Like für Schwarze Sonne), vertreten sein, für die Orts-FPÖ gab’s ein Minus von 7,4% auf 6,2%.

Nach­dem sich der Loos­dor­fer Kurzzeitob­mann Manuel Lam­beck durch ein Hit­ler­gruß-Video selb­st vorzeit­ig aus dem Spiel genom­men hat­te, legte die örtliche FPÖ gestern 3,8%-Punkte ab und lan­dete bei 7,3% und einem Man­dat. Auch Tulln mit Andreas Bors rei­ht sich in die Ein­man­dats­ge­mein­den ein: Dort ver­lor die FPÖ 2,3%-Punkte und mit 4,2% eines ihrer bish­eri­gen zwei Mandate.

Gar kein Man­dat erhielt die FPÖ Eich­graben, die als Duo mit dem Ehep­aar Gleits­mann ange­treten war: Sie flog mit nur 2,1% hochkant aus dem Gemein­der­at. Da hat­te auch eine Dis­tanzierung von der Bun­despartei nichts mehr geholfen. Alfred und Chris­tine Gleits­mann waren zuvor beson­ders durch ihre Has­s­post­ings aufge­fall­en, wie „FPÖ Fails“ mehrfach aufzeigte. Frau Gleits­mann musste sich deshalb vor Gericht ver­ant­worten – der Prozess endete mit ein­er Diversion.

FPÖ Eichgraben (= Ehepaar Gleitsmann) distanziert sich von der Bundespartei

FPÖ Eich­graben (= Ehep­aar Gleits­mann) dis­tanziert sich von der Bundespartei

Die Aus­geschlosse­nen

In Blind­en­markt, wo der geschas­ste Ex-FPÖ-Klubob­mann im Land­tag Mar­tin Huber (Geburt­stags­grüße am 20. April) mit ein­er eige­nen Liste antrat und damit die lokale FPÖ in die Luft sprengte, gab’s naturgemäß nul­lkom­manix für die Blauen und 23,1% für Hubers „Plan B“. Mit der FPÖ hat­te er 2015 noch über 30% geholt.

In Amstet­ten hat­te die FPÖ ihre gesamte Frak­tion rund um ihre Einzelfall­saushängeschilder Brigitte Kashofer und Bruno Weber aus­geschlossen. Die trat­en mit der eige­nen Liste „AlfA – Alter­na­tive für Amstet­ten“ an, waren aber weniger erfol­gre­ich als ihr deutsches Vor­bild AfD und müssen sich nun mit nur 83 Stim­men in die Polit­pen­sion ver­ab­schieden. Einen Dank richtete Kashofer an die blaue Bezirksparteiobfrau Mühlberghu­ber: „Speziell möcht­en wir der Frau Noch-NR Edith Mühlberghu­ber grat­ulieren, weil sie gemein­sam mit Alexan­der Schn­abel die FPÖ Amstet­ten fast zu einem ‚weißen Fleck‘ gemacht hat.“ Die FPÖ rutschte von knapp 17% auf 5,5% ab und ist nur mehr mit zwei Man­dat­en im Amstet­tner Gemein­der­at vertreten.

Die Alternative für Amstetten bedankt sich bei der "Hundertschaft an Wählern" und bei Edith Mühlberghuber (Sreenshot FB)

Die Alter­na­tive für Amstet­ten bedankt sich bei der „Hun­dertschaft an Wäh­lern” und bei Edith Mühlberghu­ber (Sreen­shot FB)

Stra­che ver­sus Hofer: Besten Dank!

Strache: "Die Burgenland-Wahl zeigt: Unter @norbertghofer und Co. nimmt die FPÖ Kurs in Richtung Irrelevanz und verliert, was ich einst hinzugewinnen konnte. Was geht zuerst aus? Die Wähler oder die Ausreden? Für Johann Tschürtz tut es mir leid, das hat er nicht verdient. Hofer mit Ibiza-Bild: Besten Dank.... (Twitter)

Stra­che: „Die Bur­gen­land-Wahl zeigt: Unter @norbertghofer und Co. nimmt die FPÖ Kurs in Rich­tung Irrel­e­vanz und ver­liert, was ich einst hinzugewin­nen kon­nte. Was geht zuerst aus? Die Wäh­ler oder die Ausre­den? Für Johann Tschürtz tut es mir leid, das hat er nicht ver­di­ent. Hofer mit Ibiza-Bild: „Besten Dank.…” (Twit­ter)