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Antisemiten marschieren als „Patrioten“

Der Ver­ein „Okzi­dent – Ver­ein zur För­de­rung von Rechts­staat­lich­keit“ will am 26. Okto­ber zum zwei­ten Mal einen „Marsch der Patrio­ten“ in der Innen­stadt von Wien durch­füh­ren. Das berich­tet die Anti­­fa-Sei­­te „Blick nach Rechts“. Beim gleich­na­mi­gen Auf­marsch im Vor­jahr, der nur eine spär­li­che Men­ge von Rechts­extre­men ver­sam­meln konn­te, brüll­te Georg Imma­nu­el Nagel, der Vor­sit­zen­de des Vereins, […]

24. Okt 2019

Beim Ver­ein „Okzi­dent“ soll zusam­men­kom­men, was nach Vor­stel­lung eini­ger schon längst zusam­men­ge­hört: Rechts­extre­me wie Nagel, der zuletzt beim „2. Tag der Nati­on“ in Ber­lin vor einer wil­den Hor­de von Neo­na­zis und Rechts­extre­men spre­chen durf­te und recht extre­me christ­li­che Fun­dis wie Alfons Adam, der seit Jah­ren in der Abtrei­bungs­geg­ner-Sze­ne aktiv und Bun­des­ob­mann des Ver­eins „Pro Vita“ ist. Es dürf­te daher kein Zufall sein, dass der Ver­ein sei­ne Anschrift in der Fuhr­manns­gas­se 18 hat. Eigen­tü­mer war dort frü­her der Deut­sche Schul­ver­ein, der in der Ers­ten Repu­blik klar deutsch­völ­kisch und anti­se­mi­tisch ori­en­tiert war.

Deutscher Schulverein: "Und es wird am deutschen Wesen einmal noch die Welt genesen"
Deut­scher Schul­ver­ein: „Und es wird am deut­schen Wesen ein­mal noch die Welt genesen”

Nach­fol­ge­rin des Deut­schen Schul­ver­eins ist die rechts­extre­me Öster­rei­chi­sche Lands­mann­schaft (ÖLM), unter deren Fit­ti­chen in der Fuhr­manns­gas­se auch die deutsch­na­tio­na­le schla­gen­de Bur­schen­schaft Mol­da­via, die deutsch­na­tio­na­le Mädel­schaft Freya, die deutsch­na­tio­na­le pen­na­le Ver­bin­dung Ghi­bel­li­nia und die katho­li­sche Stu­den­ten­ver­bin­dung Danu­bia residieren.

Deutscher Schulverein: "Wir und die Juden"
Deut­scher Schul­ver­ein: „Wir und die Juden”

Der Anti­se­mi­tis­mus klingt bei Nagel nicht nur bei sei­ner Paro­le „Schuld­kult been­den“ durch, son­dern noch viel deut­li­cher in sei­nem State­ment zur Neo­na­zi-Atta­cke von Hal­le, die er in der rechts­extre­men Zeit­schrift „Blaue Nar­zis­se“ so kommentierte:

Die Getö­te­ten sind Deut­sche aus Dun­kel­deutsch­land und tra­gen die Namen Jana und Kevin. Es gibt im Wes­ten eben eine unge­schrie­be­ne Hier­ar­chie der Opfer. Deut­sche oder gene­rell wei­ße Opfer sind rang­tie­fer. Aus­län­der, Juden usw. gehö­ren zu den Opfern ers­ter Klas­se, die bevor­zugt zu behan­deln sind.

Unter den geplan­ten Red­ne­rIn­nen für den „Marsch der Patrio­ten“ 2019 fin­det sich eine Doro­thea Hoh­ner, die von „Blick nach Rechts“ so cha­rak­te­ri­siert wird:

Die Augs­bur­ge­rin Hoh­ner hat­te 2015 den noch heu­te in rechts­extre­men Krei­sen kur­sie­ren­den Arti­kel ‚Der ewi­ge Nazi oder Cir­cu­lus vitio­sus von Schuld und Süh­ne’ ver­öf­fent­licht. Mit anti­se­mi­ti­schem Unter­ton heißt es dar­in: ‚Wir errich­ten für teu­res Geld ein Mahn­mal nach dem ande­ren, Stol­per­stei­ne, Gedenk­ta­feln, und wir sind das ein­zi­ge Volk, wel­ches die­ses tut. (…) Wir wer­den im Zustand der per­ma­nen­ten Schuld und der dar­aus resul­tie­ren­den Süh­ne gehal­ten. So lässt sich ein Volk auch wei­ter­hin aus­pres­sen.’ Hoh­ner wei­ter: ‚Es gibt in Deutsch­land weni­ger Nazis als in ande­ren Län­dern, aus genann­ten Grün­den, auch das ist bekannt. Wir sühn­ten genug, lasst uns end­lich wie­der die Köp­fe heben, es reicht, genug ist genug.’

Passt natür­lich wun­der­bar zu Nagels Plär­rer nach „Schuld­kult been­den“! Als wei­te­re Red­ne­rIn­nen sind vor­ge­se­hen: Inge Rauscher von der Initia­ti­ve „Hei­mat und Umwelt“, Georg Zak­ra­j­sek, der ehe­mals Gene­ral­se­kre­tär der Inter­es­sens­ge­mein­schaft Libe­ra­les Waf­fen­recht in Öster­reich (IWÖ) war und von die­ser 2017 aus­ge­schlos­sen wur­de, und schließ­lich auch noch Chris­ti­an Zeitz vom Wie­ner Aka­de­mi­ker­bund, der im Sep­tem­ber gemein­sam mit Iden­ti­tä­ren zur Demo gegen die osma­ni­sche Bela­ge­rung Wiens 1683 auf­ge­ru­fen hat­te. Dort fand sich bekann­ter­ma­ßen dann auch die FPÖ-Stadt­rä­tin Sten­zel ein.

Verein Okzident Gedenken 1683
Ver­ein Okzi­dent Geden­ken 1683

Apro­pos Iden­ti­tä­re und FPÖ: Da beschimpft Nagel, der vor eini­gen Jah­ren kurz­fris­tig ein ziem­lich unglück­li­cher und ver­un­glück­ter Pegi­da-Spre­cher war, die FPÖ unter Hofer hef­tig in der „Blau­en Nar­zis­se“: „Die dar­auf­hin getä­tig­te Behaup­tung, dass man ja mit den Iden­ti­tä­ren eh gar nichts zu tun habe, war der schwer­wie­gends­te poli­ti­sche Feh­ler der Par­tei­füh­rung. Mann kann eben nicht leug­nen, was hun­dert­fach belegt ist und sowie­so jeder weiß.“