Antisemiten marschieren als „Patrioten“

Der Vere­in „Okzi­dent – Vere­in zur Förderung von Rechtsstaatlichkeit“ will am 26. Okto­ber zum zweit­en Mal einen „Marsch der Patri­oten“ in der Innen­stadt von Wien durch­führen. Das berichtet die Antifa-Seite „Blick nach Rechts“. Beim gle­ich­nami­gen Auf­marsch im Vor­jahr, der nur eine spär­liche Menge von Recht­sex­tremen ver­sam­meln kon­nte, brüllte Georg I. Nagel, der Vor­sitzende des Vere­ins, dass er den „Schuld­kult been­den“ wolle.

Beim Vere­in „Okzi­dent“ soll zusam­menkom­men, was nach Vorstel­lung einiger schon längst zusam­menge­hört: Recht­sex­treme wie Nagel, der zulet­zt beim „2. Tag der Nation“ in Berlin vor ein­er wilden Horde von Neon­azis und Recht­sex­tremen sprechen durfte und recht extreme christliche Fundis wie Alfons Adam, der seit Jahren in der Abtrei­bungs­geg­n­er-Szene aktiv und Bun­des­ob­mann des Vere­ins „Pro Vita“ ist. Es dürfte daher kein Zufall sein, dass der Vere­in seine Anschrift in der Fuhrmanns­gasse 18 hat. Eigen­tümer war dort früher der Deutsche Schul­vere­in, der in der Ersten Repub­lik klar deutschvölkisch und anti­semi­tisch ori­en­tiert war.

Deutscher Schulverein: "Und es wird am deutschen Wesen einmal noch die Welt genesen"

Deutsch­er Schul­vere­in: „Und es wird am deutschen Wesen ein­mal noch die Welt genesen”

Nach­fol­gerin des Deutschen Schul­vere­ins ist die recht­sex­treme Öster­re­ichis­che Lands­man­nschaft (ÖLM), unter deren Fit­tichen in der Fuhrmanns­gasse auch die deutschna­tionale schla­gende Burschen­schaft Mol­davia, die deutschna­tionale Mädelschaft Freya, die deutschna­tionale pen­nale Verbindung Ghi­bellinia und die katholis­che Stu­den­ten­verbindung Danu­bia residieren.

Deutscher Schulverein: "Wir und die Juden"

Deutsch­er Schul­vere­in: „Wir und die Juden”

Der Anti­semitismus klingt bei Nagel nicht nur bei sein­er Parole „Schuld­kult been­den“ durch, son­dern noch viel deut­lich­er in seinem State­ment zur Neon­azi-Attacke von Halle, die er in der recht­sex­tremen Zeitschrift „Blaue Narzisse“ so kommentierte:

Die Getöteten sind Deutsche aus Dunkeldeutsch­land und tra­gen die Namen Jana und Kevin. Es gibt im West­en eben eine ungeschriebene Hier­ar­chie der Opfer. Deutsche oder generell weiße Opfer sind rangtiefer. Aus­län­der, Juden usw. gehören zu den Opfern erster Klasse, die bevorzugt zu behan­deln sind.

Unter den geplanten Red­ner­In­nen für den „Marsch der Patri­oten“ 2019 find­et sich eine Dorothea Hohn­er, die von „Blick nach Rechts“ so charak­ter­isiert wird:

Die Augs­burg­erin Hohn­er hat­te 2015 den noch heute in recht­sex­tremen Kreisen kur­sieren­den Artikel ‚Der ewige Nazi oder Cir­cu­lus vitio­sus von Schuld und Sühne’ veröf­fentlicht. Mit anti­semi­tis­chem Unter­ton heißt es darin: ‚Wir erricht­en für teures Geld ein Mah­n­mal nach dem anderen, Stolper­steine, Gedenk­tafeln, und wir sind das einzige Volk, welch­es dieses tut. (…) Wir wer­den im Zus­tand der per­ma­nen­ten Schuld und der daraus resul­tieren­den Sühne gehal­ten. So lässt sich ein Volk auch weit­er­hin aus­pressen.’ Hohn­er weit­er: ‚Es gibt in Deutsch­land weniger Nazis als in anderen Län­dern, aus genan­nten Grün­den, auch das ist bekan­nt. Wir süh­n­ten genug, lasst uns endlich wieder die Köpfe heben, es reicht, genug ist genug.’

Passt natür­lich wun­der­bar zu Nagels Plär­rer nach „Schuld­kult been­den“! Als weit­ere Red­ner­In­nen sind vorge­se­hen: Inge Rausch­er von der Ini­tia­tive „Heimat und Umwelt“, Georg Zakra­jsek, der ehe­mals Gen­er­alsekretär der Inter­essens­ge­mein­schaft Lib­erales Waf­fen­recht in Öster­re­ich (IWÖ) war und von dieser 2017 aus­geschlossen wurde, und schließlich auch noch Chris­t­ian Zeitz vom Wiener Akademiker­bund, der im Sep­tem­ber gemein­sam mit Iden­titären zur Demo gegen die osman­is­che Belagerung Wiens 1683 aufgerufen hat. Dort fand sich bekan­nter­maßen dann auch die FPÖ-Stadträtin Sten­zel ein.

Verein Okzident Gedenken 1683

Vere­in Okzi­dent Gedenken 1683

Apro­pos Iden­titäre und FPÖ: Da beschimpft Nagel, der vor eini­gen Jahren kurzfristig ein ziem­lich unglück­lich­er und verunglück­ter Pegi­da-Sprech­er war die FPÖ unter Hofer heftig in der „Blauen Narzisse“:

Die daraufhin getätigte Behaup­tung, dass man ja mit den Iden­titären eh gar nichts zu tun habe, war der schw­er­wiegend­ste poli­tis­che Fehler der Parteiführung. Mann kann eben nicht leug­nen, was hun­dert­fach belegt ist und sowieso jed­er weiß.“