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Wochenschau KW 44

Die FPÖ Henndorf/Wallersee gerät zuneh­mend in die Bre­douil­le. Letz­te Woche wur­de bekannt, dass gegen sechs Per­so­nen, dar­un­ter eini­ge aus der FPÖ bzw. dem FPÖ-Umfeld wegen des Ver­dachts auf Wie­der­be­tä­ti­gung ermit­telt wird. Die Staats­an­walt­schaft Wie­ner Neu­stadt ist nun mit Nazi-Bil­­dern auf den Han­dys von zwei BVT-Mit­ar­­bei­­tern beschäf­tigt. Die Fra­ge, die sich dabei stellt: Ist das ein […]

5. Nov 2018
Ein Like von Josef B. für den Hinweis, die "88" auf seinem Autokennzeichen sei ein Gruß an Adolf
Ein Like von Josef B. für den Hinweis, die "88" auf seinem Autokennzeichen sei ein Gruß an Adolf

Henn­dorf am Wallersee/Sbg: FPÖ-Orts­grup­pe im brau­nen Sumpf?
Wie­ner Neustadt/NÖ: Nazi-Bil­der bei BVT-Beamten
Retz-Lem­bach/NÖ: Ver­fah­ren wegen Logo mit SS-Runen-ähn­li­chem Zei­chen eingestellt
Lindau/D: 3 Neo­na­zis und noch mehr Dummheit
Das rech­te Wort der Woche: Wehrmachtsgedenken

Henndorf am Wallersee/Sbg: FPÖ-Ortsgruppe im braunen Sumpf?

Jetzt wur­de amt­lich bestä­tigt, was schon seit Mona­ten als Spe­ku­la­ti­on kur­sier­te: Frei­heit­li­che (Ex-?)Funktionäre, die – ein­mal mehr – in einen Nazi-Skan­dal invol­viert sind.

Nun wird gegen sechs Per­so­nen wegen des Ver­dachts der ver­bo­te­nen Wie­der­be­tä­ti­gung und der Falsch­aus­sa­ge ermit­telt, unter ihnen zwei Zwil­lings­brü­der (26), der Onkel, die Mut­ter, eine Lebens­ge­fähr­tin. Pikant dabei: Eini­ge der Per­so­nen  haben oder hat­ten ein Nah­ver­hält­nis zu den Frei­heit­li­chen. So soll­ten die Brü­der die zer­strit­te­ne Orts­par­tei in die Gemein­de­rats­wah­len füh­ren. Wäh­rend der eine als Orts­par­tei­chef schon wie­der zum Rück­zug gedrängt wur­de, ist der ande­re laut FPÖ-Home­page noch Mit­glied der Orts­par­tei­lei­tung. (Salz­bur­ger Fens­ter, 29.10.18)

Begon­nen hat­te alles im Jän­ner 2018 mit einem 88er-Auto­kenn­zei­chen des dama­li­gen FPÖ-Orts­par­tei­chefs Josef B., der die Bedeu­tung als Code für „Heil Hit­ler“ abge­strit­ten und das Ken­nen­lern­da­tum mit sei­ner Freun­din ange­führt hat­te. War­um er auf Face­book den Hin­weis auf den Nazi-Code gelikt hat, wis­sen wir nicht.

Ein Like von Josef B. für den Hinweis, die "88" auf seinem Autokennzeichen sei ein Gruß an Adolf
Ein Like von Josef B. für den Hin­weis, die „88” auf sei­nem Auto­kenn­zei­chen sei ein Gruß an Adolf

Die frei­heit­li­che Empö­rungs­wel­le roll­te an, ins­be­son­de­re, weil das Kenn­zei­chen vom Grü­nen Land­tags­ab­ge­ord­ne­ten Simon Hei­lig-Hof­bau­er öffent­lich gemacht wor­den war.

Unverständnis und Empörung bei Josef. B. und ParteifreundInnen, darunter Alexandra S., Obmann-Stellvertreterin der Freiheitlichen Arbeitnehmer Salzburg
Unver­ständ­nis und Empö­rung bei Josef. B. und Par­tei­freun­dIn­nen, dar­un­ter Alex­an­dra S., Obmann-Stell­ver­tre­te­rin der Frei­heit­li­chen Arbeit­neh­mer Salzburg

Gleich­zei­tig kur­sier­ten Gerüch­te über brau­ne Fei­ern am Cam­ping­platz, den Josef B. mit sei­nem Bru­der Johann am Wal­ler­see betreibt. Noch im Sep­tem­ber kom­men­tier­te Josef B. treu­her­zig: Ich habe noch nie etwas von sol­chen Fei­ern gehört. Ich sit­ze Jahr und Tag nicht in dem Gast­haus. Hät­te ich so einen Scheiß gese­hen, wären alle hoch­kant hin­aus­ge­flo­gen.“ Nun berich­tet das Salz­bur­ger Fens­ter, dass bei Haus­durch­su­chun­gen ein­schlä­gi­ges Mate­ri­al auf Han­dys gefun­den wor­den sei: „Noch im April 2017 schick­te man sich Grü­ße: Heu­te Staats­fei­er­tag. Sieg Heil! Es gibt unzäh­li­ge Bil­der, auch Zeug von Naziporno-Seiten.“

Josef B. erklärt dazu inzwi­schen etwas klein­lau­ter: „’Ich schrei­be kei­ne Hit­ler-Grü­ße, ich habe die Fotos nur zuge­sen­det bekom­men. Ich habe nichts getan.’ Die Fei­ern sei­en ‚eini­ge  Jah­re her’, er war nie dabei. Sein Kenn­zei­chen sei ein Lie­bes-Code – sei­ne Freun­din  ersuch­te er frei­lich, das Ken­nen­lern-Datum 8.8. zu bestä­ti­gen, weil er sonst ins Gefäng­nis komme.“

Die Salz­bur­ger FPÖ-Spit­zen zie­hen es vor, sich zu den brau­nen Umtrie­ben in ihrer Orts­grup­pe nicht zu äußern, Josef B. sei inzwi­schen nicht mehr Par­tei­mit­glied. Sein Bru­der ist der­wei­len auf der Web­site der FPÖ Henn­dorf noch als Mit­glied der Orts­par­tei­lung ange­führt. Juris­tisch ver­tre­ten wird B. übri­gens von der Kanz­lei des Salz­bur­ger FPÖ-Lan­des­par­tei­se­kre­tärs Andre­as Hochwimmer.

Wiener Neustadt/NÖ: Nazi-Bilder bei BVT-Beamten

Die Cau­sa-BVT ist um einen Aspekt kurio­ser: Bei den Haus­durch­su­chun­gen Ende Febru­ar wur­den zufäl­lig bei zwei BVT-Beam­ten Nazi-Bil­der auf den Han­dys „ding­fest“ gemacht. Das beschäf­tigt nun die Staats­an­walt­schaft Wie­ner Neu­stadt. Der Kurier ver­öf­fent­licht dazu Details:

Es konn­ten nun auf dem Pri­vat­han­dy Mar­ke Sam­sungdes Beschul­dig­ten S. meh­re­re Bil­der vor­ge­fun­den wer­den, wel­che rechts­extre­men Inhalts sind bezie­hungs­wei­se zum Teil den natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Völ­ker­mord oder ande­re natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Ver­bre­chen gegen die Mensch­lich­keit gröb­lich ver­harm­lo­sen”, heißt es im Anlass­be­richt der Ermitt­ler. Der BVT-Beam­te S. soll vor allem in Jah­ren 2012 und 2014 zumin­dest 19 Nazi-Fotos mit anti­se­mi­ti­schen und ras­sis­ti­schen Sprü­chen an vier, fünf BVT-Kol­le­gen in einer Whats­App-Grup­pe ver­schickt haben. Die­se Fotos wur­den im Spei­cher des Smart­phones von S. vor­ge­fun­den, wei­te­re Dar­stel­lun­gen angeb­lich auf dem pri­va­ten Han­dy sei­nes Ex-Chefs P..

S. mein­te dazu laut Kurier, die Bil­der nur zu Erkun­di­gungs­zwe­cken – wie man dage­gen vor­ge­hen kön­ne – gesam­melt zu haben. P. habe die Fotos auch nicht wei­ter­ge­lei­tet. Ob das nun ein groß insze­nier­tes Ablen­kungs­ma­nö­ver ist, um die Raz­zia bzw. Haus­durch­su­chun­gen wenigs­tens damit zum Erfolg zu sti­li­sie­ren, wird sich hof­fent­lich noch zeigen.

Retz-Lembach/NÖ: Verfahren wegen Logo mit SS-Runen-ähnlichem Zeichen eingestellt

Das ist aber flott gegan­gen: Nach nicht ein­mal zwei Wochen erhielt Eytan Reif, der die Fir­ma Beiß­mann wegen ihres auf­fäl­li­gen Logos nach dem Ver­bots­ge­setz ange­zeigt hat­te, Ant­wort von der Staats­an­walt­schaft Kor­neu­burg: Das Ver­fah­ren wur­de ein­ge­stellt. (NÖN, 31.10.18) Nun ist noch die Anzei­ge wegen des Ver­sto­ßes nach dem Abzei­chen­ge­setz offen. Die könn­te eher zu einem Ergeb­nis führen.

Lindau/D: 3 Neonazis und noch mehr Dummheit

Da ist die Lin­dau­er Grenz­po­li­zei auf der­ma­ßen viel geball­te Dumm­heit gesto­ßen, wie sie es wohl eher sel­ten erlebt: Drei Neo­na­zis rei­sen per PKW (mit einem Thü­rin­ger Kenn­zei­chen) aus Öster­reich kom­mend nach Deutsch­land ein und wer­den auf­ge­hal­ten. Der Fah­rer hat­te kei­nen Füh­rer­schein, hat­te Dro­gen genom­men, gefun­den wur­den zudem Waf­fen und Gegen­stän­de mit Haken­kreuz. In sofort ver­an­lass­ten Haus­durch­su­chun­gen wur­de wei­te­res belas­ten­des Mate­ri­al sicher­ge­stellt. Doch damit nicht genug:

Da kei­ner der Beschul­dig­ten einen Füh­rer­schein hat­te, heu­er­ten sie nach ihrer Ent­las­sung am spä­ten Abend einen ande­ren Fah­rer mit Fahr­erlaub­nis an, der sie angeb­lich nach Thü­rin­gen fah­ren soll­te. Dies war jedoch nur eine Fin­te, da sie eine Stun­de spä­ter zu ihrem Pkw, der inzwi­schen in Stadt­teil Zech geparkt war, zurück­kehr­ten, um selbst wei­ter zu fah­ren. Dabei wur­den sie aber von den Fahn­dern beob­ach­tet.  Sie ver­pass­ten dem Pkw kur­zer­hand eine Park­kral­le. Auch nicht beson­ders schlau stell­ten sie sich am nächs­ten Tag an, als sie mit einem neu­en Chauf­feur zurück­kehr­ten, der aller­dings deut­lich betrun­ken war. Somit blieb das Auto wie­der­um ste­hen. (allgaeu-rechtsaussen.de, 3.11.18)

Die drei wer­den sich wohl vor dem Kadi wiederfinden.

Das rechte Wort der Woche

Zum Geden­ken. Die gefal­le­nen Kame­ra­den der 6. Gebirgs­di­vi­si­on auf Kre­ta und am Eis­meer sind unvergessen.
In Treue
Heinz Stritzl
Noch nie hat­te die Welt ein krie­ge­ri­sches Schau­spiel die­ser Art erlebt. Es war die ers­te groß­an­ge­leg­te Luft­lan­de­ak­ti­on der Weltgeschichte.
Win­s­ton Churchill

Wehr­machts­ge­den­ken im Jahr 2018? Durch einen ehe­ma­li­gen Chef­re­dak­teur? Die Klei­ne Zei­tung täte jeden­falls gut dar­an, sich und uns ein sol­ches Toten­ge­den­ken zukünf­tig zu erspa­ren, ganz egal, von wem es stammt.