Man kann sich dem Verhältnis der Identitären zur Gewalt theoretisch, über ihre ideologischen Versatzstücke, nähern oder über ihre in der Praxis ausgeübte Gewalt. Man kann das auch am Beispiel der identitären Auslagenfigur Martin Sellner abarbeiten. 2016 jubelt er, dass er sich „gottseidank“ noch vor seinem „Asylwahn“ eine gute Waffe erstanden hat, 2017 schießt er bereits mit einer Pfefferspraypistole um sich.
Oder man nimmt die jüngsten Ereignisse: In Lille wurden in der Vorwoche drei Identitäre in Untersuchungshaft genommen, weil sie im dringenden Verdacht stehen, den Gitarristen der Punkband Ashtones verprügelt „und dann sterbend ins Wasser geworfen“ zu haben. Wie der Blog „Störungsmelder“ berichtet, haben die Verdächtigen „die Tat offensichtlich gut geplant und beispielsweise die Sim-Karten ihrer Telefone herausgenommen, damit die Polizei kein Bewegungsprofil des Abends erstellen konnte“.
Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) berichtet aktuell davon, dass der „Militärische Abschirmdienst” (MAD) der BRD gegen vier Studenten der Universität der Bundeswehr in München ermittelt, die mit dem Oberleutnant Franco A. und – da wird’s interessant — mit den Identitären und der Münchner Deutschen Burschenschaft „Danubia“ in Verbindung gestanden haben sollen.
Die „Danubia München“ bildet mit der Wiener Burschenschaft „Teutonia“ und den „Raczeks zu Bonn“ das „Ostdeutsche Kartell”, sprich: so etwas wie den äußersten rechten Rand innerhalb der Deutschen Burschenschaft. Bei dieser Gelegenheit sei daher erwähnt, dass die „Danubia München“ beste Beziehungen nach Österreich und auch zu heimischen Identitären pflegt. Der MAD hat offensichtlich einen begründeten Verdacht, dass der braune Oberleutnant mit Identitären bzw. Danubia-Burschenschaftern in München in engem Kontakt stand. Vermutlich nicht nur, um den Sinn des Lebens zu erörtern.
Oberleutnant Franco A. hat am 20. Jänner 2017 den Offiziersball in Wien mit einem Kameraden, der Reservist der Bundeswehr ist und in Wien lebt, besucht. Danach will er eine Pistole im Busch gefunden und sie am Flughafen versteckt haben. Ausgerechnet am 3. Februar, dem Tag des Burschenschafter- bzw. neuerdings FPÖ-Akademikerballs, wurde er in Wien-Schwechat beim Versuch, die Pistole auszulösen, festgenommen. Der Burschenschafter- bzw. FPÖ-Akademikerball wird übrigens gerne von Identitären, die ja zumeist Burschenschafter sind, besucht. Nach dem Burschiball 2017 schoss bekanntlich der Martin Sellner mit einer Pfefferspraypistole um sich, worauf die Pistole beschlagnahmt und ein vorläufiges Waffenverbot ausgesprochen wurde. Die Pistole des Oberleutnants war schon Stunden vorher von der Polizei beschlagnahmt worden.
Filmtipp: „Aufstieg der Rechten – Die Identitäre Bewegung“