Der oberösterreichische Verfassungsschutz soll, so der Landeshauptmann, das „Gefährdungspotenzial“ des rechtsextremen Meetings in Linz erheben und ihm in einer „schriftlichen Einschätzung“ mitteilen. Da sind wir aber gespannt! Ausgerechnet der oö. Verfassungsschutz, der etwa gegen die Neonazis vom „Objekt 21“ jahrelang ohne Konsequenz „ermittelt“ hat, bis dann endlich die KollegInnen von der Kriminalpolizei Anfang 2013 den höchst kriminellen Laden dicht gemacht haben, soll ein unbestimmtes Gefährdungspotenzial einschätzen?
Das stößt selbst bei den ReferentInnen insofern an Grenzen, als sich deren Zahl entgegen ursprünglichen Ankündigungen schon wieder deutlich verringert hat: Jürgen Elsässer und Björn Höcke sind nicht mehr als „Verteidiger Europas“ gelistet. Kein gutes Omen für die „Leistungsschau der patriotischen, identitären und konservativen Arbeit“!
Aber die Leistungsminderung bei den „hochkarätigen Referenten“ wollen die Veranstalter offensichtlich durch „hochkarätige Aussteller aus dem In- und Ausland“ ausgleichen. In dieser Ausstellerliste tauchen auch die Identitären auf, die der Veranstaltung schon von Beginn an ihre ideologische Prägung gegeben haben.
Die Identitären haben für das „Europäische Forum“ schon im Vorjahr geübt: Am 28. Februar 2015 veranstalteten sie in Wien ein „Forum der europäischen Vielfalt“. Das Wiener Forum war zwar ähnlich einfältig wie jetzt das „Europäische Forum“ in Linz, aber immerhin waren zur Vermeidung völliger Einfalt damals auch identitäre Kameraden aus „slawischen“ Ländern als Referenten geladen. Adam Berčík von der tschechischen „Generace Identity“ etwa, der sich über die tschechische Geschichte – mit Ausnahme der letzten 80 Jahre – verbreiten durfte. Dass die Antifa Recherche Wien ihn damals mit einem Hitler-Gruß-Foto porträtiert hat, war nicht sehr fein, aber angesichts der Neonazi-Bezüge so mancher Identitärer durchaus verständlich.
Damit der Verfassungsschutz das Gefährdungspotenzial der Linzer Veranstaltung, das Landeshauptmann Pühringer mit freiheitlichem Auge bzw. Koalitionspartner nicht so einfach erkennen kann, besser und früher identifizieren kann, werden wir in den nächsten Tagen in „schriftlicher Einschätzung“ zu belegen versuchen, wer in Linz aufmarschieren und unterstützen will.
Wir beginnen demnächst mit der Burschenschaft Germania Marburg, die mit einer beeindruckenden Geschichte aufwarten kann.