Wer hat da gegähnt?

Wer hat noch den Überblick nach sechs Jahren gerichtlich­er Auseinan­der­set­zung zwis­chen Ed Moschitz, dem Redak­teur der ORF-Doku „Am recht­en Rand“, und der FPÖ bzw. deren Parte­ichef Stra­che, der Moschitz beschuldigte, zwei junge Recht­sex­treme zur Wieder­betä­ti­gung angleit­et zu haben? Es ist ganz ein­fach: die Klage von Stra­che gegen Moschitz (wegen NS- Wieder­betä­ti­gung usw.) wurde eingestellt. Die Klage, die Ed Moschitz dann gegen Stra­che wegen übler Nachrede einge­bracht hat, befind­et sich in ein­er Schleife.

2011 wurde die Klage von Ed Moschitz gegen die FPÖ wegen übler Nachrede zum ersten Mal ver­han­delt – vor dem Wiener Lan­des­gericht mit Ste­fan Apos­tol als Richter. Das – nach den Zeu­ge­naus­sagen – ziem­lich über­raschende Resul­tat im Jahr 2014: der Richter gibt der FPÖ Recht.


Screen­shot aus „Am recht­en Rand”
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Ein Jahr später dann hebt das Ober­lan­des­gericht Wien das Urteil der Erstin­stanz wieder auf, ver­bun­den mit ein­er ziem­lich ver­nich­t­en­den Urteil­srüge wegen „nicht leben­sna­her, ein­seit­iger Beweiswürdi­gung“. Die Rück­ver­weisung an die Erstin­stanz führte zu der Ver­hand­lung, die gestern vor dem Lan­des­gericht Wien begonnen hat. Ein­mal mehr ging es dabei auch um die Ton­spur bzw. die Tonauf­nah­men zu dem Film in der Rohfas­sung. Schon in den ersten Anschuldigun­gen der FPÖ nach dem Dreh in Wiener Neustadt war nicht klar, was da eigentlich gerufen wurde: „Sieg Heil“ oder „Heil Hitler“.

Den bei­den Skins, die gerufen haben sollen, wurde nicht geglaubt, dass sie beteuerten, nicht gerufen zu haben. Dem Ed Moschitz sowieso nicht . Also wurde die Ton­spur zu dem Film­ma­te­r­i­al als Beweis­ma­te­r­i­al herange­zo­gen. Die FPÖ lieferte da den Beweis, wie „sit­u­a­tion­se­lastisch“ sie agieren kann. Das eine Mal behauptete Stra­che, die Ton­spur sei manip­uliert wor­den sein, das andere Mal wollte er einen verdächti­gen „Schnaufer“ fest­gestellt haben, der über die Worte „Sieg Heil“ gelegt wor­den sei.

Auch jet­zt, im neuen Ver­fahren, ging es um das, was zwar nicht auf der Ton­spur zu hören ist, aber irgend­wo dahin­ter ver­steckt sein könnte:

„Ein­mal mehr wurde am Don­ner­stag erörtert, ob die Ton­spur manip­uliert wor­den sein kön­nte, um ein allfäl­liges „Sieg Heil” zu tilgen. Moschitz kann mit dem Vor­wurf „über­haupt nichts anfan­gen”. An der namentlichen Stelle der Tonauf­nahme ist etwas zu hören, das im Laufe des Ver­fahrens unter anderem als „Anom­alie”, als „Hauch­er”, als „atyp­is­ches Atemgeräusch” oder auch ein Geräusch „ähn­lich einem Gäh­nen” typ­isiert wurde. Moschitz selb­st hat keine Erk­lärung, „weil ich es sel­ber nicht weiß”. Der „bril­lanteste” Ton­tech­niker des ORF aber habe „ein deut­lich­es Gäh­nen, so eine Art Ver­legen­heits­gäh­nen” ver­nom­men“ (Standard.at).

Der geladene Sachver­ständi­ge wollte „keine ein­deuti­gen Ergeb­nisse“ erken­nen und kon­nte sich vorstellen, dass das Gäh­nen auch ein Hauch­er gewe­sen ist, der dabei entste­ht, wenn sich jemand bei frosti­gen Tem­per­a­turen in die Hände haucht. Uns befällt angesichts dieser Inter­pre­ta­tio­nen der Gutachter ein gewiss­es Gäh­nen. Stra­che wird da ver­mut­lich schon wieder sehr hell­hörig werden…..

Der Prozess wurde übri­gens vertagt.