Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) berichtet:
Unterstützung bekommt das Unterfangen von neonazistischer Seite, so heißt es auf freies-oesterreich.net: „Einige junge Kameraden haben sich ein Herz genommen und eine offizielle Demonstration in Wien angemeldet. Eine Möglichkeit für Identitäre und den Nationalen Widerstand öffentlich klar zu stellen: Der Widerstand lebt! Wir wollen in der Stadt Wien, der Bastion Europas, ein starkes Zeichen setzen und auf die Straße gehen.”
Beworben die Website von der neonazistischen AFP (Arbeitsgemeinschaft für Demokratische Politik).
Neonazistische Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik (AFP)
Die Identitären tun, was sie immer tun, wenn man auf Verbindungen zwischen ihnen und Neonazis hinweist: Sie schreiben eine Klarstellung, in der sie in „aller Deutlichkeit” betonen, dass sie nie und nimmer und keinesfalls irgendetwas mit Nazis zu tun haben wollen. Inzwischen lassen sich wohl schon ganze Bücher füllen über die Verbindungen zwischen Identitären und Neonazis und den dazu gehörigen identitären Distanzierungen, von genau diesen Neonazis.
Aber was soll man von solchen Distanzierungen halten, wenn sie einerseits schreiben, „Entgegen der Behauptungen auf der Seite ’stopptdierechten.at’ ist die Gruppe ‚Der Funke’ nicht Bestandteil der Identitären Bewegung Österreichs und war es auch nie”, andererseits aber in ihrem Forum unter „IB-nahe Blogs” den neonazistischen „Der Funke” anführen?
Was soll man von den Distanzierungen der Identitären Bewegung Österreichs halten, wenn einer der maßgeblichen Aktivisten, Martin S., den Funken in Videos aus seinem Wohnzimmer bewirbt?
Oder wenn die Wiener Gruppe der Identitären und Patrick L., ebenfalls ein Aktivist, ganz offen den Funken bewirbt?
Patrick L. war Gast beim Ulrichsbergtreffen und bis zumindestens 2011 noch als Burschenschafter der VDSt zu Graz (Vereine Deutscher Studenten) aktiv.
Ebenfalls hat „Der Funke“ sein Verhältnis zur Gewalt deutlich benannt:
Die einzige Hoffnung für Europa ist eine breite identitäre Bewegung, die den ideologischen Mief ausmistet und eine Rückkehr zu echten Werten, zu echter Volksherrschaft, Gemeinschaft und Freiheit möglich macht. Dieser Schritt stellt eine totale Revolution gegen die herrschende universalistisch-bourgeoise Ideologie dar. Dieser Schritt geschieht jedoch im Namen traditioneller Werte und eines unvergänglichen Erbes. Er ist eine konservative Revolution, welche die Gewalt nicht scheut, die aber einer gerechten, großen Politik zu neuer Macht verhelfen will.
Das Identitäre Forum ist zudem sehr aufschlußreich, zeigt es doch die internen Diskussionen. Auffallend ist auch die Liebe für die germanische Ideologie oder auch der sehr eindeutigen Zahlenkombination “88”:
Offen zeigen die Identitären Österreich ihre rechtsextreme Ideologie auch, wenn sie bei der Namensgebung einer internen Facebook-Gruppe auf Alexander Geljewitsch Dugin verweisen. Dugin ist ein extremer russischer Nationalist, Neofaschist und Antisemit. Administrator der Gruppe, die sich auf einen Rassisten bezieht, ist Martin S., andere Mitglieder sind der Sprecher der Identitären, Alexander M., der schon erwähnte Patrick L.
Ebenfalls zu dieser Gruppe gehört Edwin H. alias Frundsberg über dessen Aktivitäten im Alpen-Donau Forum wir schon berichteten. Außerdem ist er im RJF sowie einer Burschenschaft aktiv.
Aber bleiben wir noch kurz bei den Distanzierungen der Identitären. Was ist z.B. von den Distanzierungen zu Wolfgang L. zu halten, wenn Martin S., einer der Führungspersonen der Identitären Bewegung Österreich gemeinsam mit Wolfgang L. beim Gedenken an den Nazi-Flieger Walter Nowotny 2009 marschiert?
Links Martin S., rechts Wolfgang L., Quelle: kuesselskameraden.blogsport.eu
Wolfgang L. hat im so genannten “Freie Freunde”-Forum, sich über den effektiven Bau von Autobomben unterhalten.
„Sowilo” über den Bau von „netten Autobomben” und seine Fragen zu Sprengstoff und Kontakte nach Sachsen
Aber Wolfgang L. ist nicht der einzige Bekannte von Martin S.. Ein anderer ist Norbert B., beteiligt an der Neonazi-Demonstration in Dresden 2009. Am 2. Mai 2010 veröffentlichte Küssels “alpen-donau.info” einen Beitrag und ein Foto über eine Plakataktion der (alpen-donau.info zurechenbaren) Neonazigruppe „Nationaler Widerstand in Wien“ bei verschiedenen AMS-Zweigstellen. Forensische Analysen des Fotos ergaben, dass Norbert B. entweder direkt oder indirekt an der Aktion beteiligt war.
Bereits 2008 nahmen Martin S. Und Norbert B. gemeinsam an einer Pro-Iran-Kundgebung teil:
Links: Norbert B., Dritter von links: Martin S.; Quelle juedische.at
Norbert B. spielt und spielte in der NS-Szene zwar immer nur eine unbedeutende Rolle. Anders bei Gottfried Küssel: Nicht oft genug können wir auf Martin S. vergangenen Nähe zur Führungsebene der Neonazi-Bewegung in Österreich hinweisen. Mitten zwischen Gottfried Küssel, Felix B. (beide verurteilt aufgrund der neonazistischen Website “alpen.donau.info”). und dem engeren Zirkel der österreichischen NS-Szene, marschierte Martin S. beim Nowotny-Gedenken 2008.
Martin S., mitten unter Neonazi-Kader um Gottfried Küssel, Quelle: kuesselskameraden.blogsport.eu (Markierungen im Bild durch SdR)
Aber nicht nur Martin S. ist das Problem, wir berichteten schon über Julian B., der am 8. Mai mit seinen Burschenschafter-Kameraden trauerte. Oder Markus W., ebenfalls ein Aktivist der Identitären Bewegung und Autor mehrer verstörender Bücher, beteiligte sich im November 2013 in Antwerpen (Belgien) an einen Kongress der radikal-nationalistischen NSV! — Nationalistische StudentenVereniging. Teilnehmende Gruppen waren u.a. die faschistische CasaPound, die auch im Kontakt mit dem Der Funken steht und die Jungen Nationalisten, die Jugendbewegung der NPD.
Beschäftigen wir uns aber jetzt mit dem Sprecher, Obmann der IBÖ und Landesleiter von Wien, Alexander M.. Die Identitären geben sich gerne als neue Rechte, als unbefagene, lockere Bewegung – stimmt das aber so?
Burschenschaftlicher FPÖ-Kader als Sprecher der Identitären?
Fakt ist: 2010 nahm Alexander M., damals noch bei der pennalen Burschenschaft Vandalia, also Burschenschaft des Heinz-Christian Strache, beim Totengedenken am 8. Mai teil. Danach war M. bei der einschlägig bekannten Burschenschaft Olympia aktiv. Die Burschenschaft Olympia hat Nazi-Barden Michael Müller eingeladen, der durch die Umdichtung des Schlagers von Udo Jürgens „Mit 66 Jahren” bekannt geworden ist. Bei ihm heißt es: „Mit 6 Millionen Juden, da fängt der Spaß erst an, bis 6 Millionen Juden da bleibt der Ofen an.”
2010 fand sich Alexander M. auf einer KandidatInnenliste der FPÖ wieder. Besonders erfolgreich war seine Kandidatur nicht, eine Vorzugsstimme bekam der Obmann der Identitären Bewegung Österreichs nicht.
Die Identitären sind keine moderne, unkonventionelle Bewegung, sondern eine straff organisierte rechtsextreme Gruppierung. Ein wesentlicher Teil der Aktivisten sind Mitglieder bei Burschenschaften. Vor allem der Grazer Teil ist mit der Arminia Czernowitz eng verbunden. Es gibt starke Hinweise, dass die Identitäre Bewegung Graz in den Räumlichkeiten der Arminia Czernowitz Bastelstunden veranstalteten. Die Armina Czernowitz ist jene Burschenschaft, die 2010 einen Vortragsabend mit dem Antisemiten Richard Melisch veranstaltete und dafür mit einer Einladungskarte warb, die ein kaum verändertes Nazi-Sujet zeigte.
Originalsujet eines Plakates der NSDAP und Flyer eines Vortrages der Arminia Czernowitz
➡️ Teil 2: Internationale Nazi-Mobilisierung zur identitären Demonstration