Der Linzer Polizei war ihre Vorgangsweise im Frühjahr zumindest nachträglich peinlich – sie entschuldigte sich informell bei der Künstlerin. Die absurde Anzeige wegen Verhetzung gegen Schmiedt, die vom Landesamt für Verfassungsschutz eingebracht wurde und sich angeblich auf die Anzeige eines Redakteurs der „Oberösterreichischen Nachrichten“ und Anfragen von „aufgebrachten Bürgern“ bei dieser Zeitung stützte (siehe Anfragebeantwortung BMI), wurde eingestellt.
Eine künstlerische Aktion, die den Rassismus an Roma klar verortet und ihn auch beschreibt, indem sie etwa das „Zigeunerschnitzel“, die „Zigeunerwürstel“ oder das „Paprika-Gulasch nach Zigeuner-Art“ mit der provokativen Frage verbindet „Warum wollen Sie uns essen?“, empört natürlich diejenigen, die sich angesprochen fühlen sollen.
Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass der Salzburger Ungarische Verein, der sich im Mai 2013 den stellvertretenden Vorsitzenden der neofaschistischen Partei Jobbik als Gastredner eingeladen hatte, auch jetzt wieder gegen die Ausstellung mobilisiert. „Pusztaranger“ legt auf seinem Blog den Musterbrief einer Protesterklärung vor, die an den Linzer Bürgermeister gerichtet werden sollte.
In dieser Protesterklärung wird die Ausstellung als „ungarnschädlich“ bezeichnet und die Wählbarkeit der SPÖ angezweifelt, was angesichts der politischen Orientierung des Salzburger Vereins nicht einmal ein müder Scherz ist:
Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, dass die Bilder der Ausstellung der Frau Schmiedt ab dem 7. Oktober im Foyer des alten Rathauses für die Ungarn tief beleidigend sind.
Sie sind auch für die traditionelle österreich – ungarische Freundschaft sehr schädlich. Ich appelliere an Sie, als Mensch mit gutem Gefühl, diese Provokation der Ungarn nicht zuzulassen.
Diese Ihre Entscheidung wird für alle Ungarn mit österreichischem Wahlrecht und deren Angehörige maßgebend sein, ob die SPÖ überhaupt wählbar ist. Aus diesem Grund ersuchen wir um ehestmögliche Mitteilung.
Auch der ungarische Botschafter in Österreich ist unter den Protestierenden. Er geht aber noch einen Schritt weiter als der Salzburger Verein. Wie „Pusztaranger“ berichtet, beschuldigt der Botschafter die „sozialistische Linzer Stadtregierung“, die Künstlerin wegen ihrer „politisch-ideologischen Ausrichtung“ zu unterstützen. Sprich: alles Sozis, eine rote Verschwörung! Er setzt aber noch eins drauf, bezeichnet die Ausstellung als ungarn- und romafeindlich und will das dadurch erkennen, dass die Roma mittels Darstellung eines „Zigeunerschnitzel“-Sujets „verhöhnt“ würden. Die klassische Täter-Opfer-Umkehr, die den, der über die Opfer spricht, zum Schuldigen, zum Täter macht! Schlag nach bei Adorno!
Die Ausstellung läuft ab 7. Oktober 2013 im Foyer des Rathauses von Linz.
SdR zur Affäre:
⇒ Linz: Peinliche Anzeige
⇒ Salzburg: Besuch von einem Neofaschisten
⇒ Die ungarische Rechte in Österreich
⇒ Linz (OÖ): Polizeilich unterstützter Rassismus?