Salzburg: Besuch von einem Neofaschisten

Ein merk­würdi­ger Besuch­er war da im Urbankeller in Salzburg zu Gast. Wie der „Stan­dard“ berichtet, war der stel­lvertre­tende Vor­sitzende von Job­bik, Tamás Snei­der, auf Ein­ladung des Salzburg­er ungarischen Vere­ins Haup­tred­ner ein­er ange­blich pri­vat­en Diskus­sion­runde Anfang Mai. Ein Neo­faschist als Red­ner bei einem ungarischen Kul­turvere­in? Höch­ste Zeit, dem nachzugehen.

Job­bik ist keine nor­male rechte Partei, auch nicht ein­fach „recht­sna­tion­al­is­tisch“, wie der „Stan­dard“ schreibt. Job­bik ist offen anti­semi­tisch, antizigan­is­tisch, homo­phob und betreibt eine offiziell ver­botene paramil­itärische Truppe, die „Ungarische Garde“. Job­bik strebt die Aufhe­bung der Verträge von Tri­anon und damit ein großun­garisches Reich in den Gren­zen vor 1919 an (auch Teile Bur­gen­lands wür­den da drun­ter­fall­en). Job­bik hat beste Verbindun­gen mit neon­azis­tis­chen und anderen recht­sex­tremen Grup­pen im In- und Aus­land. Die beson­dere Stel­lung des ungarischen Volkes in der Pro­pa­gan­da von Job­bik und der Anspruch, ein großun­garisches Reich (wieder) schaf­fen zu wollen, sind aber auch ein Dif­ferenzmerk­mal zu anderen recht­sex­tremen und neon­azis­tis­chen Gruppierungen.

Tamás Snei­der, der für Job­bik im Par­la­ment sitzt, war im März 2012 an ein­er Beset­zung des Budapester Bank Cen­ters beteiligt. Die Aktion ging von der recht­sex­tremen Jugend­be­we­gung der 64 Burgkomi­tate aus, die zahlre­iche gewalt­tätige Aktio­nen der let­zten Jahre organ­isierte. Snei­der war im gle­ichen Jahr mehrmals maßge­blich an Aktio­nen und Aufmärschen gegen die Roma von Kerec­send beteiligt. In seinen jun­gen Jahren war Snei­der als „Roy“ ein bekan­nter Anführer der Nazi-Skin-Szene.

Sein Auftritt als Red­ner in Salzburg wurde vom Neon­azi-Por­tal kuruc.info angekündigt und bewor­ben. Dem Salzburg­er Ver­fas­sungss­chutz war der Auftritt des Job­bik-Spitzen­funk­tionärs offen­sichtlich genau so unbekan­nt wie der „Salzburg­er ungarische Vere­in“, der die Ver­anstal­tung organ­isiert oder zumin­d­est bewor­ben hat. Dem „Stan­dard“ erk­lärte der Salzburg­er Ver­fas­sungss­chut­zleit­er Her­mann Rech­berg­er: „Man werde die Vere­ins­mit­glieder kon­tak­tieren, um sie über eine mögliche Instru­men­tal­isierung durch Job­bik aufzuklären.“

Das ist zwar ganz lieb, aber ver­mut­lich verge­blich. Zumin­d­est, wenn es um den Vere­insvor­sitzen­den Peter Karsay geht. Der hat 2011, als es in der EU und auch in Öster­re­ich Proteste gegen das ungarische Medi­enge­setz gab, in Wien eine Gegen­demon­stra­tion ini­ti­iert: Sechs Per­so­n­en demon­stri­erten gegen die „Feindlichkeit gegenüber Ungarn“.


OTS-Aussendung (2007) von Peter Karsay, mit der Web­site „www.lelkiismeret88.hu”

Das wäre ver­mut­lich nicht weit­er erwäh­nenswert, gäbe es nicht die Ein­ladung an Tamás Snei­der im Mai 2013 und eine andere Aktion im Jahr 2007. Für den 16. Juni 2007 rief Peter Karsay zu ein­er Demon­stra­tion gegen die Regierung Gyurcsani „und dessen Willkür“ auf. In der OTS-Aussendung vom 13. Juni 2007 wird als Rück­frage­hin­weis die Handy-Num­mer von Karsay, seine Mail-Adresse und eine Inter­net-Adresse ange­führt: www.lelkiismeret88.hu . Hop­pala, die ist heftig!

➡️ Die ungarische Rechte in Österreich