Die braunen Ränder der Identitären (II)

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Eine neue, bis vor weni­gen Mona­ten noch weit­ge­hend unbe­kann­te rechts­extre­me Strö­mung brei­tet sich aus: die „Iden­ti­tä­ren“. Sie ori­en­tie­ren sich über­wie­gend an der fran­zö­si­schen Géné­ra­ti­on Iden­ti­taire und deren „Theo­re­ti­kern“. Mit der ziem­lich ver­un­glück­ten Pro­vo­ka­ti­on einer „Beset­zung der Beset­zung“ der Votiv­kir­che in Wien haben sich die hei­mi­schen Iden­ti­tä­ren in der rechts­extre­men Sze­ne Applaus und Aner­ken­nung verschafft.

Als die Wie­ner Iden­ti­tä­ren vor weni­gen Mona­ten mit einer Akti­on gegen den „Tanz für Tole­ranz” der Cari­tas zum ers­ten Mal öffent­lich her­um­hops­ten und sich dafür von der „Kro­ne“ den Titel „Dum­me Affen“ abhol­ten, war die Grup­pe in Öster­reich noch kaum ver­tre­ten. Mitt­ler­wei­le sind die Iden­ti­tä­ren fast in allen Uni­ver­si­täts­städ­ten prä­sent. Das ist kein Zufall, denn die Grup­pe, die sich selbst als Bewe­gung sieht, speist sich zu einem Gut­teil aus Bur­schen­schaf­tern und ande­ren Kor­po­rier­ten des rech­ten Lagers. Das hängt auch mit dem eli­tä­ren Sebst­ver­ständ­nis der Iden­ti­tä­ren zusam­men, die sich schwüls­tig als „Vor­bo­ten einer neu­en Zeit“ sehen und auch mal in Lese­zir­keln ihren Ideo­lo­gie­brei aus „Iden­ti­tät“ und „Meta­po­li­tik“ durchkauen.


Iden­ti­tä­re wol­len kei­ne Nazis sein, Andre­as Peham vom DÖW nennt sie „Neo­na­zis mit klei­nem Latinum“

Ideo­lo­gi­sche Nah­rung der Iden­ti­tä­ren sind die Theo­re­ti­ker der Neu­en Rech­ten wie Alain Benoist und Pierre Krebs. Doch es ist weni­ger die Ideo­lo­gie der Neu­en Rech­ten, die – etwa bei Krebs – nur unschar­fe Abgren­zun­gen zu klas­si­schen faschis­ti­schen bzw. natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Ideo­lo­gien ent­hält, die inner­halb der rech­ten Sze­ne ihre Att­trak­ti­vi­tät aus­macht, son­dern ihre Akti­ons- und Pro­pa­gan­da­for­men, die auf das Web 2.0 zuge­schnit­ten sind. Die „Hardbass“-Aktionen der Iden­ti­tä­ren, die sie von rus­si­schen Neo­na­zis über­nom­men haben, stel­len pop­kul­tu­rel­le Ele­men­te dar, die als „Flash­mobs“ über Face­book und You­Tube trans­por­tiert und repro­du­ziert werden.

Der Ideo­lo­gie­brei der „Iden­ti­tä­ren“ speist sich aus einer Ableh­nung des „Mul­ti­kul­tu­ra­lis­mus“, der War­nung vor der angeb­li­chen „Isla­mi­sie­rung“ und der Beru­fung auf eine nicht näher defi­nier­te „völ­ki­sche“ Identität.

Dass sich die Iden­ti­tä­ren als Logo aus­ge­rech­net das Lamb­da der spar­ta­ni­schen Krie­ger aus­ge­sucht haben, spricht nicht gera­de für ihr geschicht­li­ches Wis­sen, son­dern eher für die flot­te Aus­sa­ge von Andre­as Peham vom DÖW, dass es sich bei ihnen um „Neo­na­zis mit klei­nem Lati­num“ han­delt. Aber sind die Iden­ti­tä­ren wirk­lich Neonazis?

Die brau­nen Rän­der der Iden­ti­tä­ren (I)
Die brau­nen Rän­der der Iden­ti­tä­ren (III)
Die brau­nen Rän­der der Iden­ti­tä­ren (IV)
Die brau­nen Rän­der der Iden­ti­tä­ren (V): Sind die Iden­ti­tä­ren rechtsextrem?
Die brau­nen Rän­der der Iden­ti­tä­ren (VI): Neue Fans …
Die brau­nen Rän­der der Iden­ti­tä­ren (VII): … und alte Bekannte
Die brau­nen Rän­der der Iden­ti­tä­ren (VIII): Kon­tak­te in die Neonazi-Szene?

 

progress-online.at — Hin­ter­grund­ge­spräch mit Andre­as Peham (DÖW): Wer sind die Identitären?