In Braunau und Umgebung ist man in der rechten Szene recht freizügig mit der Präsentation einschlägiger Symbole und Gesten. Die Behörden sind dagegen sehr sparsam bei ihren Verfolgungshandlungen.
1999 wurden über insgesamt 23 Hausdurchsuchungen 17 Jugendliche aus Altheim und Umgebung (Bezirk Braunau) ausgeforscht und wegen NS-Wiederbetätigung angezeigt. Der Gruppe war man damals eher zufällig auf die Spur gekommen, als bei einer Kontrolle am Grenzübergang Wullowitz bei zwei Jugendlichen Dokumente mit Hakenkreuzen und SS-Runen gefunden wurden. Das Duo gab ganz offen zu, einer ausländerfeindlichen Gruppe anzugehören, die sich mit Nazi-Ideologie beschäftige. Selbst bei den polizeilichen Einvernahmen bekannte sich ein Teil der Jugendlichen zu Hitler und dem Nationalsozialismus. „Was Hitler gemacht hat, ist in Ordnung“, werden sie in den OÖN (26.11.1999) zitiert. Auf dem Video einer „Glatzenparty“ bei St. Pölten waren elf von ihnen bei minutenlangem „Sieg Heil“-Gebrüll zu sehen Bei den Hausdurchsuchungen selbst wurden CDs und Musik-Kassetten mit Nazi-Musik, Aufnäher mit Hakenkreuz, Bekleidung mit „White Power“-Aufdrucken und ähnlichem gefunden.
Die „braunen“ Bulldogs
In den nächsten Jahren konzentrieren sich die rechten Aktivitäten in der Fußball-Szene. im Jahr 2002 wird kurz vor Weihnachten der 18-jährige Dominic H. in einem Rieder Lokal durch einen Faustschlag so schwer verletzt, dass er bewusstlos zu Boden stürzt und an seinem Erbrochenen stirbt. In dem Lokal waren offensichtlich Fans von SV Ried und solche des FC Braunau aneinandergeraten. Die Braunauer waren Mitglieder der „Braunauer Bulldogs“, die in Fußballforen als offen rechtsextrem beschrieben werden. Die „Braunauer Bulldogs“ marschierten bei Auswärtsspielen ihrer Mannschaft mit dem Spruch „Wir sind die Jungs aus der Hitlerstadt“ und gestreckter Hand in die Arena ein. Der Totschlag von Dominic H. wurde ohne jeglichen politischen Kontext vor dem Rieder Landesgericht hinter verschlossenen Türen abgehandelt und der Täter Markus S. (16) zu einer bedingten Haftstrafe verurteilt.
Erst als Mitglieder der „Braunauer Bulldogs“ im Jahr 2005 nach einem Auswärtsmatch einen Ausflug zum KZ Mauthausen anhängten, sich dort in einschlägigen Posen ablichten ließen, diese Fotos auf ihre Homepage stellten und darauf das oberösterreichische Netzwerk gegen Rassismus und Rechtsextremismus und der Infoladen Wels aktiv wurden und der „Kurier“ das Thema aufgriff, wurde gehandelt. Der FC Braunau entzog den Bulldogs die Anerkennung als Fanklub, die Homepage wurde geschlossen, die Teilnehmer wurden angezeigt. 2006 standen fünf „Bulldogs“ wegen Wiederbetätigung vor Gericht, drei von ihnen wurden verurteilt, zwei freigesprochen. Der Fanklub „Braunauer Bulldogs“, der seit 1994 bestanden hatte, war am Ende. Die Neonazi-Szene in und um Braunau dagegen nicht.
➡️ Braunau (OÖ): Hotspot der Neonazis (I)
➡️ Braunau (OÖ): Zwischenstopp beim feurigen RFJ (III)
➡️ Braunau (OÖ): Von den Braunen Brüdern zu den Bierbüffeln (IV)
➡️ Braunau (OÖ): SFK und „Paulchen Panther“ (V)