Aus vergangenen ähnlichen Ereignissen (Zerschlagung der VAPO bzw. des BfJ) war eine Solidaritätskampagne zu Gunsten der inhaftierten Neonazis zu erwarten. Tatsächlich versuchten die verbliebenen Alpen-Donau-Mur-Nazis eine Solidaritätskampagne zu starten. Auch in Deutschland kam es in den ersten Tagen nach der Verhaftung von Gottfried Küssel zu Aktionen deutscher Neonazis. Auf Plakaten wurde Freiheit für Küssels gefordert und ein Spendenkonto eingerichtet.
Eines der wenigen und inzwischen wieder verschwundenen Solidaritätsplakate für Küssel
Kurze Zeit darauf musste die Neonazis-Szene eine Reihe von weiteren Niederlagen einstecken: Felix Budin wurde als dritte mutmaßlich verantwortliche Person für Alpen-Donau.info verhaftet. Das Spendenkonto wurde aufgelöst, nachdem der große Webhoster Dreamhost Alpen-Donau.info rausgeworfen hatte und die Website zu einen kleinen Hoster wechseln musste. Es verschwanden die „Freiheit für Küssel“-Plakate und kein Neonazi ging mehr für Küssel auf die Straße. Alpen-Donau und Gottfried Küssel waren urplötzlich kein Thema mehr in der Szene. Was war geschehen?
Küssels Kartoffeln im Keller
In einer Meldung, die nur in den westlichen Bundesländerausgaben verbreitet wurde, berichtet „Österreich“ am 8.5.2011, dem Jahrestag der totalen Niederlage des Dritten Reichs, dass bei der Hausdurchsuchung bei Küssel Waffen gefunden wurden. Erwähnt wurde eine Maschinenpistole. Interessanter noch ist eine weitere Meldung von „Österreich“: Demnach wurde neben Speichermedien eine Mappe mit allen Passwörtern gefunden.
Passwortliste (verpixelt)
Dank der Passwortliste hatte die SOKO Alpen-Donau möglicherweise vollen Zugriff auf die Seite alpen-donau.info. Eine Erklärung, warum der Versuch, die Seite weiter zu betreiben, binnen weniger Wochen aufgegeben wurde.
Gefunden wurde anscheinend auch eine weitere Klarsichtmappe, in die Küssel fein säuberlich alle Kontaktadressen eingetragen hatte. Ein ordentlicher Mensch, der Gottfried Küssel, aber – gemessen an den Ansprüchen, die gerade auf Alpen-Donau bezüglich Geheimhaltung zelebriert wurden – doch etwas leichtsinnig.
Das würde jedenfalls erklären, warum es keine (bzw. kaum) Solidarität mit Küssel gibt. War anfangs zumindest der Versuch, eine Kampagne für Küssel zu starten, so fand sich nach kurzer Zeit kein Wort mehr zu Küssel in den einschlägigen Foren, auch kein Plakat oder Transparent. In der gesamten Neonazi-Szene Österreichs und Deutschlands ist es sehr still um Küssel geworden. Ist er von der Szene fallengelassen worden?
➡️ Die Neonazi-Szene nach Küssel – Teil II: Prinz Eugen kommt aus der Versenkung
➡️ Die Neonazi-Szene nach Küssel – Teil III: Stolz und Blöd