Die Neonazi-Szene nach Küssel — Teil I: Verräter Küssel?

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In der Nacht vom 11. April auf den 12. April führ­ten das Bun­des­amt für Ver­fas­sungs­schutz und Ein­hei­ten der Spe­zi­al­ein­heit Cobra Haus­durch­su­chun­gen an ins­ge­samt sechs Stand­or­ten der Neo­na­zi-Sze­ne durch. Gott­fried Küs­sel und Wil­helm Chris­ti­an Ander­le wur­den als mut­maß­li­che Draht­zie­her von Alpen-Donau.info ver­haf­tet. Zwei Wochen spä­ter war Felix Budin dran.

Aus ver­gan­ge­nen ähn­li­chen Ereig­nis­sen (Zer­schla­gung der VAPO bzw. des BfJ) war eine Soli­da­ri­täts­kam­pa­gne zu Guns­ten der inhaf­tier­ten Neo­na­zis zu erwar­ten. Tat­säch­lich ver­such­ten die ver­blie­be­nen Alpen-Donau-Mur-Nazis eine Soli­da­ri­täts­kam­pa­gne zu star­ten. Auch in Deutsch­land kam es in den ers­ten Tagen nach der Ver­haf­tung von Gott­fried Küs­sel zu Aktio­nen deut­scher Neo­na­zis. Auf Pla­ka­ten wur­de Frei­heit für Küs­sels gefor­dert und ein Spen­den­kon­to eingerichtet.


Eines der weni­gen und inzwi­schen wie­der ver­schwun­de­nen Soli­da­ri­täts­pla­ka­te für Küssel

Kur­ze Zeit dar­auf muss­te die Neo­na­zis-Sze­ne eine Rei­he von wei­te­ren Nie­der­la­gen ein­ste­cken: Felix Budin wur­de als drit­te mut­maß­lich ver­ant­wort­li­che Per­son für Alpen-Donau.info ver­haf­tet. Das Spen­den­kon­to wur­de auf­ge­löst, nach­dem der gro­ße Web­hos­ter Dre­am­host  Alpen-Donau.info raus­ge­wor­fen hat­te und die Web­site zu einen klei­nen Hos­ter wech­seln muss­te. Es ver­schwan­den die „Frei­heit für Küssel“-Plakate und kein Neo­na­zi ging mehr für Küs­sel auf die Stra­ße. Alpen-Donau und Gott­fried Küs­sel waren urplötz­lich kein The­ma mehr in der Sze­ne. Was war geschehen?

Küs­sels Kar­tof­feln im Keller

In einer Mel­dung, die nur in den west­li­chen Bun­des­län­der­aus­ga­ben ver­brei­tet wur­de, berich­tet „Öster­reich“ am 8.5.2011, dem Jah­res­tag der tota­len Nie­der­la­ge des Drit­ten Reichs, dass bei der Haus­durch­su­chung bei Küs­sel Waf­fen gefun­den wur­den. Erwähnt wur­de eine Maschi­nen­pis­to­le. Inter­es­san­ter noch ist eine wei­te­re Mel­dung von „Öster­reich“: Dem­nach wur­de neben Spei­cher­me­di­en eine Map­pe mit allen Pass­wör­tern gefunden.


Pass­wort­lis­te (ver­pi­xelt)

Dank der Pass­wort­lis­te hat­te die SOKO Alpen-Donau mög­li­cher­wei­se vol­len Zugriff auf die Sei­te alpen-donau.info. Eine Erklä­rung, war­um der Ver­such, die Sei­te wei­ter zu betrei­ben, bin­nen weni­ger Wochen auf­ge­ge­ben wurde.

Gefun­den wur­de anschei­nend auch eine wei­te­re Klar­sicht­map­pe, in die Küs­sel fein säu­ber­lich alle Kon­takt­adres­sen ein­ge­tra­gen hat­te. Ein ordent­li­cher Mensch, der Gott­fried Küs­sel, aber – gemes­sen an den Ansprü­chen, die gera­de auf Alpen-Donau bezüg­lich Geheim­hal­tung zele­briert wur­den – doch etwas leichtsinnig.

Das wür­de jeden­falls erklä­ren, war­um es kei­ne (bzw. kaum) Soli­da­ri­tät mit Küs­sel gibt. War anfangs zumin­dest der Ver­such, eine Kam­pa­gne für Küs­sel zu star­ten, so fand sich nach kur­zer Zeit kein Wort mehr zu Küs­sel in den ein­schlä­gi­gen Foren, auch kein Pla­kat oder Trans­pa­rent. In der gesam­ten Neo­na­zi-Sze­ne Öster­reichs und Deutsch­lands ist es sehr still um Küs­sel gewor­den. Ist er von der Sze­ne fal­len­ge­las­sen worden?

➡️ Die Neo­na­zi-Sze­ne nach Küs­sel – Teil II: Prinz Eugen kommt aus der Versenkung
➡️ Die Neo­na­zi-Sze­ne nach Küs­sel – Teil III: Stolz und Blöd