Wochenschau KW 14, 15/22

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Wie­der ein­mal eine Haus­durch­su­chung, bei der ille­ga­le Waf­fen und wohl auch brau­ner Schrott auf­ge­stö­bert wur­den. Im Poli­zei­be­richt sind das aller­dings nur Rand­no­ti­zen. Es ist ein rech­tes Land: Ober­ös­ter­reich. Denn dort finan­ziert nicht nur die FPÖ Rechts­extre­me, son­dern auch die ÖVP. Aktu­el­les Bei­spiel: Auf­trä­ge aus öffent­li­chen Gel­dern sei­tens ober­ös­ter­rei­chi­scher ÖVP-Lan­des­po­li­ti­ker an die Agen­tur des Ste­fan Magnet.

 

Salz­burg: „Öster­rei­cher blei­ben Österreicher“
Feldkirch/Vbg: Aus Frust wiederbetätigt
Hallein/Sbg: Waf­fen, Wie­der­be­tä­ti­gung, Drogen
Lasberg/OÖ: Schmie­re­rei­en am Brückenpfeiler
OÖ: Auch die ÖVP finan­ziert Magnet

Salz­burg: „Öster­rei­cher blei­ben Österreicher“

Der fünf­fach vor­be­straf­te 30-Jäh­ri­ge Salz­bur­ger hat bereits meh­re­re Jah­re wegen Sexu­al­de­lik­ten in Haft ver­bracht, dies­mal ist er mit einer beding­ten Stra­fe davon­ge­kom­men. In einem Streit mit sei­nem Nach­barn habe der Öster­rei­cher 

NS-Paro­len geru­fen wie auch ein­schlä­gi­ge Ges­ten gezeigt. (…) Am 31. März hat der Ange­klag­te im Zuge einer Dis­kus­si­on sei­nen Nach­barn, der aus dem Irak stammt, ange­herrscht: „Öster­rei­cher bleibt Öster­rei­cher!“ Dann rief er „Sieg Heil!“ und zeig­te den Hit­ler­gruß, schil­der­te die Staats­an­wäl­tin. Am 28. August sei es dann bei einer erneu­ten Dis­kus­si­on wegen Lärms zu einem ähn­li­chen Vor­fall gekom­men. „Der Ange­klag­te fuhr sich mit Zei­ge- und Mit­tel­fin­ger der rech­ten Hand zur Ober­lip­pe, mim­te den Hit­ler­bart und rief wie­der „Sieg Heil!“. Dann spuck­te er den Nach­barn auch noch an, der dar­auf die Poli­zei rief. (Salz­bur­ger Nach­rich­ten, 6.4.22, S. 6)

Die Geschwor­nen plä­dier­ten mit 5 zu 3 auf Schuld, das Urteil über 15 Mona­te bedingt nahm der Ange­klag­te an.

Feldkirch/Vbg: Aus Frust wiederbetätigt

Aus Frust, weil ihm sein Hund davon gelau­fen und sei­ne Lebens­ge­fähr­tin ver­stor­ben sei – ist im Bericht von vol.at (5.4.22) in die­ser Rei­hen­fol­ge zu lesen – hat sich nach eige­nen Anga­ben ein 48-Jäh­ri­ger Vor­arl­ber­ger auf dem bei Rechts­extre­men sehr belieb­ten Netz­werk „Gab“ mehr­fach wiederbetätigt.

Der gestän­di­ge Ange­klag­te hat nach Ansicht aller acht Geschwo­re­nen zwi­schen Juli 2020 und Mai 2021 mit sechs Pos­tings für sei­ne 1200 Fol­lower im US-Netz­werk gab.com gegen Para­graf 3g des Ver­bots­ge­set­zes ver­sto­ßen. Dabei hat er etwa Adolf Hit­ler zum Geburts­tag gra­tu­liert, den Holo­caust als größ­te Lüge der Geschich­te bezeich­net, die nega­ti­ve media­le Dar­stel­lung des Natio­nal­so­zia­lis­mus kri­ti­siert, den Mul­ti­kul­tu­ra­lis­mus als Völ­ker­mord an den Wei­ßen bezeich­net und die Kari­ka­tur eines Fro­sches mit Haken­kreuz ver­öf­fent­licht. (vol.at)

Dafür erhält der Mann bereits rechts­kräf­ti­ge zwölf Mona­te bedingt und eine unbe­ding­te Geld­stra­fe über 1440 Euro. Ein wei­te­res Ver­fah­ren wegen Ver­het­zung wird geson­dert geführt.

Tennengau/Sbg: Waf­fen, Wie­der­be­tä­ti­gung, Drogen

Da wür­den wir doch ger­ne mehr dar­über wis­sen: Die Mel­dung mit dem Titel „Sicher­stel­lung von 700 Gramm Can­na­bis im Bezirk Hal­lein“ von der LPD Salz­burg ist jedoch nicht nur äußerst knapp gehal­ten, son­dern in einer, was die poten­ti­el­le Gefähr­dung ande­rer Men­schen betrifft, son­der­ba­ren Abfolge.

Nach umfang­rei­chen Ermitt­lun­gen führ­ten Kri­mi­nal­be­am­te der Poli­zei­in­spek­ti­on Hal­lein am 12.04.2022 eine gericht­lich ange­ord­ne­te Haus­durch­su­chung in einem Ein­fa­mi­li­en­haus im Ten­nen­gau durch. Bereits im Vor­feld ver­dich­te­ten sich die Hin­wei­se, dass der 40-jäh­j­ri­ge Haus­be­sit­zer eine Can­na­bis­an­bau­an­la­ge betreibt. Im Zuge der Durch­su­chung konn­ten die Beam­ten in einem Schup­pen rund 700 Gramm ange­bau­tes Can­na­bis, diver­se ver­bo­te­ne Waf­fen, Muni­ti­ons­tei­le, sowie Sucht­gift­kon­su­m­e­quip­ment sicher­zu­stel­len. Der bereits ein­schlä­gig bekann­te Ten­nen­gau­er wird nach Abschluss der Ermitt­lun­gen bei der Staats­an­walt­schaft Salz­burg wegen Ver­ge­hen und Ver­bre­chen nach dem Sucht­mit­tel­ge­setz, Waf­fen­ge­setz und Ver­bots­ge­setz zur Anzei­ge gebracht. (LPD Salz­burg via kriminalfall.at, 15.4.22)

Genaue­re Aus­künf­te, wie vie­le Waf­fen und wel­che und was die Anzei­ge nach dem Ver­bots­ge­setz begrün­det hat, gibt es nicht.

Lasberg/OÖ: Schmie­re­rei­en am Brückenpfeiler

Am Mitt­woch, 6. April, erstat­te­te die Asfi­nag Anzei­ge wegen eine Sach­be­schä­di­gung durch Graf­fi­ti am S‑10-Tal­über­gang Man­zen­reith. An einem Brü­cken­pfei­ler waren von bis­lang unbe­kann­ten Tätern mit schwar­zem Spray meh­re­re Schrift­zü­ge auf­ge­sprüht wor­den – unter ande­rem Haken­kreu­ze, Aus­län­der-raus-Paro­len, ACAB („All cops are bas­tards”) und ver­schie­de­ne Obs­zö­ni­tä­ten. Die Rei­ni­gungs­ar­bei­ten wer­den etwa 1.500 Euro kos­ten. (meinbezirk.at, 11.4.22)

OÖ: Auch die ÖVP finan­ziert Magnet

Dass die FPÖ ein Nahe­ver­hält­nis zu Ste­fan Magnet, einst Füh­rungs­ka­der des neo­na­zis­ti­schen „Bund frei­er Jugend“ unter­hält und ihn sowohl über Par­tei- als auch über öffent­li­che Gel­der aus der Lan­des­re­gie­rung ali­men­tiert, ist bekannt. Neu ist aller­dings, dass auch Lan­des­re­gie­rungs­mit­glie­der aus der ÖVP an Magnets Agen­tur „Medi­en­lo­gis­tik“ ver­ge­ben haben.

Gut 19.000 Euro zahl­ten ÖVP-Regie­rungs­mit­glie­der und eine lan­des­ei­ge­ne Gesund­heits­ab­tei­lung an Magnet bzw. sei­ne Agen­tur. Die Auf­trä­ge kamen, das bestä­tigt man im Amt der Ober­ös­ter­rei­chi­schen Lan­des­re­gie­rung, vom ehe­ma­li­gen Lan­des­haupt­mann Josef Püh­rin­ger (ÖVP), von Doris Humer (ÖVP), einst Frau­en­lan­des­rä­tin und dann Abge­ord­ne­te, und aus der „Abtei­lung Gesund­heit des Lan­des OÖ”. Fünf Auf­trä­ge habe man ver­ge­ben, über den genau­en Zeit­raum gibt das Land kei­ne Aus­kunft, nur so viel: Die­se und jene der FPÖ sei­en zwi­schen 2012 bis 2020 ver­ge­ben worden.

Auf die Fra­ge, war­um man aus­ge­rech­net Ste­fan Magnet beauf­tragt habe – immer­hin war auch 2012 längt klar, dass er sich in rechts­extre­men Krei­sen bewegt –, heißt es vom Amt der Lan­des­re­gie­rung: „Wir gehen davon aus, dass die Auf­trag­ge­ber – ins­be­son­de­re der weit zurück­lie­gen­den Auf­trä­ge – nach bes­tem Wis­sen und Gewis­sen gehan­delt haben“. (derstandard.at, 14.4.22)

Dass das Wis­sen da war, ist nicht zu bezwei­feln, das angeb­li­che „christ­lich-sozia­le“ Gewis­sen dürf­te sich aller­dings absen­tiert haben. Über­ra­schend ist das ange­sichts der groß­zü­gi­gen För­de­run­gen aus dem ober­ös­ter­rei­chi­schen Lan­des­gel­dern an rechts­extre­me Bur­schen­schaf­ten aller­dings nicht.