FPÖ Fails hat über die Ausritte von Frau K. auf Facebook berichtet, die alles enthalten, was das rechte Herz begehrt: Verschwörungsmythen, Fake-Meldungen und rassistische Hetze. Natürlich zählt auch George Soros zu ihren Feindbildern, sie ist Impfgegnerin und fürchtet ganz in Identitärenmanier den „Bevölkerungsaustausch“. Und Frau K. kandidierte für die steirischen Gemeinderatswahlen im bei Graz gelegenen Ort Hitzendorf – wenig überraschend: für die FPÖ.
Sehr oft ist Frau K.s FB-Chronik löchrig: Von den von ihr geteilten Postings sind viele Anhänge inzwischen gelöscht, vermutlich nicht von den Urhebern, sondern von Facebook.
Wenn Frau K. auf Facebook gesperrt ist, posaunt sie auf dem russischen FB-Pendant vk.com ihre wilden Thesen hinaus, aber nicht nur das: Hier teilt sie auch Inhalte, die uns dazu veranlasst haben, an die Grazer Staatsanwaltschaft eine Sachverhaltsdarstellung wegen des Verdachts auf Wiederbetätigung zu schicken.
K. – auf vk.com als Frau P. unterwegs – teilt etwa diesen Text mit impliziter Leugnung des Holocaust und Verherrlichung des Nationalsozialismus („Botschaft an die alliierten Verbrecher und ihre deutschen Handlanger“; Auszug):
Ihr erzählt uns seit 70 Jahren Lügen über unsere deutsche Geschichte. Lügen über den Krieg. Lügen über die Kriegsursachen und die wahren Kriegstreiber und Kriegsverbrecher. Lügen über den größten Sohn, den das deutsche Volk jemals hervorbrachte. Lügen über seine Soldaten. Lügen über seine Absichten und Ziele. Lügen über sein wahres Wesen.
Ihr habt 8 Millionen Deutsche noch nach dem Krieg umgebracht und nennt das “Befreiung”. Ja, ihr habt sie wahrhaftig befreit. Befreit von ihrem Leben, auf unvorstellbare Art und Weise. (…) Keine Grausamkeit und Perversität an uns Deutschen war euch zu viel. Keine! Doch IHR seid die lieben “Befreier” während WIR Deutschen, welche all dies über uns ergehen lassen mussten, die “Bösen” sind. Ihr habt auch uns befreit, natürlich – befreit von der Wahrheit und der schönsten und erhabensten Zeit, die Deutschland je erleben durfte. Ihr habt uns befreit von unserer Unschuld und habt dafür die Schuld in unsere Gehirne gebrannt.
Ihr habt Millionen und Abermillionen Deutsche im Krieg und nach dem Krieg umgebracht und regt euch auf über ein paar tote Juden, welche in einem Weltkrieg gestorben sind?
Frau K. teilte auch ein Video eines „Schiggl Groubar“ (eine Verballhornung des Namens von Adolf Hitlers Vater Alois Schicklgruber), der just den 20. April als sein Geburtsdatum angegeben hat und eine Menge Nazi-Schrott verbreitet. Das von K. geteilte Video enthält neben Passagen, die die „Deutsche Passion“ des deutsch-völkischen Literaten Uwe Lammla wiedergeben, auch ein langes Zitat aus Hitlers „Mein Kampf“ und Film-Ausschnitte, mit denen die nationalsozialistische Ideologie bzw. der Nationalsozialismus und Hitler selbst verherrlicht und gutgeheißen werden.
Kein Wunder, dass Frau K. (P.) Geburtstagswünsche auf ihrer Pinnwand erhält, die auch so aussehen: 14/88 Heil G. [abgekürzt SdR], happy birthday and all the best for next year, Sieg Heil 卐
Derselbe Gratulant hinterlässt auch andere Grüße: 卐卐 ϟϟ 14/88 Heil G., nice to to meet you here! ϟϟ 卐卐
Frau K. (P.) kämpft nicht nur gegen den vermeintlichen Völkermord an Deutschland, sondern auch gegen die Rassenmischung, plädiert für die Produktion von weißen Kindern und erhält dafür den entsprechenden Kommentar: „Ohne die Erfindungen der weißen Rasse sind die Nigger doch verloren, oder wie wollen die sich ohne ihre Helfer in einem fremden Land zurecht finden?“
Frau K. hat auf Facebook beachtliche 3.650 „Freunde“ und über 300 AbonnentInnen, darunter naturgemäß viele aus der FPÖ. Es müsste also längst irgendjemandem aufgefallen sein, wie die Kandidatin tickt. Listenführer der FPÖ Hitzendorf und derzeitiger Bürgermeisterstellvertreter ist Günther Kumpitsch. Er war von 2015 bis 2019 Nationalratsabgeordneter, ist Bezirksparteiobmann-Stellvertreter der FPÖ im Bezirk Graz-Umgebung und Ortsparteiobmann.Er trägt für die Listenerstellung daher die Hauptverantwortung. Kumpitsch ist auch Polizeijurist. Nun kann und sollte er seine Kandidatin darüber aufklären, was unter das Verbotsgesetz und unter den Verhetzungsparagrafen fällt – falls ihn das überhaupt interessiert.
Update: Am 5. Juli hat Günther Kumpitsch seinen Rücktritt als Ortsparteiobmann und Gemeinderatsmandatar erklärt.