Der Nepp mit dem Nepp

Dass die FPÖ früher als andere Parteien den Wert von Social Media erkan­nt und sehr viele Ressourcen investiert hat, war ein­mal ein Atout, der jet­zt jedoch kaum noch sticht. Das ist an den schlecht­en Umfragew­erten zur Wien-Wahl abzule­sen, obwohl die Wiener FPÖ für Face­book-Wer­bung weit mehr aus­gibt als die Mitnbe­wer­berIn­nen. Ein Grund wird auch darin liegen, dass das Führungsper­son­al der Wiener FPÖ alles andere als einen Bruch mit der FPÖ von Stra­che und Gude­nus darstellt, denn das Gegen­teil ist der Fall.

145.685 Euro an Wer­begeldern hat die FPÖ Wien seit Mai 2019 in den Face­book- und Insta­gram-Auftritt ihres Parte­ichefs Dominik Nepp investiert. Gle­ich an zweit­er Stelle fol­gt der Social Media-Auftritt von Max­i­m­il­ian Krauss, für den die Partei 51.037 Euro hin­gelegt hat. Zusam­men mit den 6.256 Euro für den Parteiac­count sind das 202.978 Euro an Wer­begeldern für Zucker­bergs Konz­ern. Das ist mehr als die FB-Aus­gaben aller anderen Wiener Parteien bzw. deren Spitzenkan­di­datIn­nen zusam­men.*

Damit ist auch klar, auf wen die FPÖ Wien set­zt: Es ist das Duo Nepp/Krauss – bei­de Mit­glied der Burschen­schaft Alda­nia. Die Alda­nen haben also die Van­dalen (Stra­che und Gude­nus) abgelöst. Nepp und Krauss sind allerd­ings auch in die Malver­sa­tio­nen rund um ihre vor­ange­gan­genen Chefitäten involviert: Nepp als Finanzref­er­ent der Wiener FPÖ, die Stra­che mit­tels Spe­sen äußerst großzügig beschenkt hat, als Grün­dungsmit­glied des Spenden­vere­ins „Aus­tria in Motion“ (Kassier Markus Tschank), gegen den die Kor­rup­tion­sstaat­san­waltschaft wegen möglich­er ille­galer Parteien­fi­nanzierung ermit­telt und – zusam­men mit Gude­nus und Stra­che – als stiller Teil­haber der Immo­bilien­fir­ma „Imbe­co“ (Eigen­tümer Markus Tschank), die ihrer­seits vom sich eben­falls im Visi­er der Staat­san­waltschaft befind­lichen Vere­in „ISP“ (Obmann Markus Tschank) zumin­d­est eine Über­weisung erhal­ten hat.

Max­i­m­il­ian Krauss, ein­stiger Mitar­beit­er von Johann Gude­nus, wurde von der Partei (oder von Gude­nus) mit diversen rentablen Posten belohnt, obwohl seine poli­tis­che Außen­wirkung und Effizienz über­schaubar klein sind. Dass Krauss rein gar nichts von den sin­istren Aktiv­itäten seines Chefs Gude­nus und sein­er Partei mit­bekom­men hat, ist wenig wahrschein­lich. (Dass aus­gerech­net er als Gude­nus-Intimus bis Novem­ber 2017 im Wiener Dro­gen­beirat gesessen ist, kann angesichts des mut­maßlichen Koks-Kon­sums von Pro­po­nen­ten sein­er Partei nur als Ironie der Geschichte beze­ich­net werden!)

Wenige Tage nach dem Auf­fliegen des Ibiza-Skan­dals ist Krauss auch zum Vizepräsi­den­ten des Frei­heitlichen Bil­dungsin­sti­tut St. Jakob in Ost­tirol gemacht wor­den – das ist jen­er Vere­in, der die als Gold­bar­ren­de­pot berühmt gewor­dene „Pen­sion Enz­ian“ betreibt und die nun seit Monat­en nicht mehr buch­bar ist.

Die Umfragew­erte der Wiener FPÖ und jene von Nepp dürften bei den Blauen wenig Freude aus­lösen; die waren bere­its schlecht, als es die Stra­che-Kan­di­datur noch nicht gegeben hat. Am tiefen Fall kon­nten auch die hohen Investi­tio­nen in die Social Media-Accounts nichts ändern. Nepp bleibt ein Nepp und den Wiener­In­nen einiges erspart – „erspart“ ist dabei in jedem Sinn des Wortes zu verstehen.

Umfragen Wien seit Beginn 2020: die FPÖ nur mehr zwischen 8% und 10% (Quelle: "Österreich wählt"

Umfra­gen Wien seit Beginn 2020: die FPÖ nur mehr zwis­chen 8% und 10% (Quelle: „Öster­re­ich wählt”)

* Wer­beaus­gaben Parteien Wien lt. Face­book-Wer­be­bib­lio­thek
Nepp (FPÖ): 145.685.-; Krauss: 51.037.-; FPÖ Wien: 6.256.-; gesamt: 202.978.-
Wiederkehr (Neos): 43.592.- Neos Wien: 31.146.-; gesamt: 74.738.-
Lud­wig (SPÖ): 20.451.-; SPÖ Wien: 44.068.-; gesamt: 64.519.-
Blümel (ÖVP): 35.609.-; ÖVP Wien: 354.-; gesamt: 35.963.-
Hebein (Grüne) 16.155.-; Grüne Wien: 11.383.-; gesamt: 27.538.-
Stra­che (THC): 100.-; gesamt: 100.-