Die Bilanz, die der VBRG dieser Tage veröffentlicht hat, listet sehr anschaulich und penibel – gegliedert nach Bundesländern, Straftatbeständen, Tatmotiven und im Jahresvergleich – diese Gewaltakte auf und macht gleichzeitig deutlich, wie wichtig eine solche Dokumentation unabhängiger Beratungsstellen auch in der Auseinandersetzung mit amtlichen Angaben ist, bzw. für Österreich auch wäre.
Wir dokumentieren hier einige wichtige Passagen aus der Bilanz des VBRG und verweisen auch auf dessen Publikationsliste, die für Betroffene von rechten, rassistischen und antisemitischen Attacken, auch für deren Angehörige, Ratgeber in verschiedenen Sprachen anbietet.
Pressemitteilung des VBRG e.V. vom 12.05.2020
Drei Todesopfer und durchschnittlich fünf Angriffe täglich: Jahresbilanz rechte Gewalt 2019
++ In 2019 ereigneten sich täglich mindestens fünf rechte, rassistische und antisemitische Angriffe alleine in acht von 16 Bundesländern ++ Rassismus ist bei rund 2/3 der Fälle das Tatmotiv ++ 1.347 Fälle politisch rechts motivierter Gewalt allein in Ostdeutschland, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein mit 1.982 direkt Betroffenen. ++ „Drei Menschen starben in 2019 bei antisemitisch und rassistisch motivierten rechtsterroristischen Anschlägen, in diesem Jahr haben schon zehn Menschen durch Rechtsterrorismus und Rassismus ihr Leben verloren,“ sagt Judith Porath vom Vorstand des VBRG e.V. „In der Coronakrise sehen wir schon jetzt eine weitere Normalisierung von Antisemitismus und Rassismus“, warnen Expert*innen. „Die Angegriffenen werden allzu oft alleine gelassen: mit ihren Forderungen nach Aufklärung, Strafverfolgung und ihrem Bedarf an unbürokratischer Unterstützung“, sagt Newroz Duman von der Initiative 19. Februar in Hanau. ++ Mehr als 50 prominente Vertreter*innen von Sozialverbänden, Gewerkschaften, Parteien sowie Barbara John, die Ombudsfrau der Bundesregierung für die Opfer des NSU-Terrors bitten mit einem Offenen Brief an Bundesjustizministerin Christine Lambrecht, die Lücke bei der materiellen Unterstützung von Angegriffenen zu schließen. ++
Expert*innen befürchten weitere Normalisierung von Antisemitismus und Rassismus in der Coronakrise
In der Coronakrise sehen wir schon jetzt eine weitere Normalisierung von Antisemitismus und Rassismus, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Teilhabe der Angegriffenen bedrohten“, warnen Newroz Duman sowie Prof. Gideon Botsch (Moses Mendelssohn Zentrum Universität Potsdam). „Bei einigen Protesten gegen die Infektionsschutzmaßnahmen der letzten Wochen tritt, bei aller Unterschiedlichkeit der Teilnehmenden, der dauernd latent vorhandene Antisemitismus hinter dem Verschwörungsdenken nun offen zutage “, sagt Prof. Dr. Gideon Botsch. „Die sehr rasante Dynamik der Aufheizung seit ca. drei Wochen– von Regelverletzungen über aggressives Verhalten und Drohungen bis zu ersten Gewalttaten – lässt neue rechtsterroristische Radikalisierungsschübe befürchten.
Die vollständige Erklärung der VBRG zu ihrer Jahresbilanz 2019 und weitere Unterlagen sind hier zu finden.