Mit einzigartigen Fotos dokumentierten die Sierninger Blauen ihren Ausflug nach Wien, wo sie am 9.5. im Rahmen einer der bei diversen Rechtsextremen und Verschwörungsanhänger*innen sehr beliebten Corona-Demos aufmarschierten. Am 9.5. hielt sich der Andrang zur Demo allerdings in sehr engen Grenzen – die Schätzungen beliefen sich auf 50 bis maximal 100 Demonstrierende. Der blaue Block aus Sierning war die stärkste Gruppierung vor Ort. Traut man Kommentar und Foto der FPÖ Sierning auf Facebook, dann haben sich mindestens zwölf Mannen und Frauen (plus eine unsichtbare 91-Jährige) gefunden, um „gegen Impfzwang, gegen Trekkingapp, Wirtschaft wieder hochfahren, Freiheit zurück, gegen die drasstischen [sic!] unverständlichen Massnahmen [sic!] der Regierung“ ohne jegliches Abstandsgebot zu demonstrieren. Gegen eine nicht existente „Trekking-App”?
„Schluss mit dem Corona-Blödsinn!“, hat sich eine Sierninger Blaue auf ihr T‑Shirt gemalt und das Foto davon online gestellt. Passt, Sierninger FPÖ!
Zwei aus dem blauen Sierninger Block haben ihre Selbsterkenntnis noch dadurch unterstrichen, dass sie sich in Häftlingskleidung geworfen haben, um ihre Unfreiheit zu demonstrieren. Leider hat sie nicht einmal die Polizei ernstgenommen. Dass sie – um sich als Häftlinge kenntlich zu machen – eine Streifenkleidung benutzten, die sich nur durch ihre Querstreifen von den KZ-Häftlingsuniformen unterscheidet, haben die ahnungslosen Sierninger Blauen natürlich nicht wissen können.
Ihr Gespür für historische Symbolik demonstrierten die Sierninger Freiheitlichen schon dadurch, dass sie tags zuvor, am 8.5., also dem Tag der Befreiung, ein Foto auf ihre Facebook-Seite stellten, auf dem Norbert Hofer sinnierend vor der seltsamen Skulptur einer Trümmerfrau zu sehen ist, die möglicherweise auch eine Badende darstellt. Die Trümmerfrauen von 1945 waren jedenfalls mehrheitlich ehemalige Nationalsozialistinnen, die zum Wegräumen der Trümmer (und Leichen) verpflichtet worden waren. Im Kommentar des Norbert Hofer, dessen sich die Sierninger Blauen dankbar bedienen, heißt es dazu bzw. zum Tag der Befreiung:
Wir wollen an diesem Tag einerseits an die Opfer des 2. Weltkriegs erinnern, gleichzeitig aber auch unsere Dankbarkeit für die Leistung der Trümmerfrauen ausdrücken, die unter unvorstellbaren Bedingungen mit bloßen Händen Trümmer und Schutt beseitigt haben und dadurch den Wiederaufbau unserer Heimat begonnen haben. Die Trümmerfrauen haben den Grundstein für unseren heutigen Wohlstand gelegt. Man kann Ihnen gar nicht genug danken.
Etwas merkwürdig könnte vielleicht der Umstand wirken, dass die Sierninger Blauen zum Beginn der von ihnen jetzt als Diktatur bezeichneten Corona-Maßnahmen noch ihren Herbert Kickl bejubelt haben: „Sehr gut Herbert, einen Tag später fängt die Regierung an alles umzusetzen.“ Aber wer erinnert sich denn heute noch an den Blödsinn von gestern? Sicher keine Blauen, die haben schon ganz anderen Blödsinn sofort wieder vergessen.
Sollte jemand trotzdem Zweifel an den Sierninger Blauen haben, dann können wir unbedingt ihr Kult-Video aus dem Wahlkampf 2017 empfehlen. Zwar hat sich der damals noch hauptangepriesene Heinz-Christian Strache mittlerweile ebenso abgesetzt wie einige der lokalen FPÖ-Größen, die dazumal im Video ein paar sehr ergreifende Worte spenden durften, aber es soll ja auch der Wille fürs Werk stehen – sagt man. Das legendäre Video ist inzwischen zwar gelöscht, wir empfehlen dazu daher den Kommentar auf Vice. Nur so kann man die FPÖ Sierning und ihren Corona-Blödsinn aushalten.