Albert Engelmann ist der Medieninhaber der „Neuen Aula“, die jetzt im Oktober unter der Obhut seines „Verlagshauses“ zum ersten Mal erschienen ist. Albert Engelmann ist auch Eigentümer eines anderen Medienproduktes, das mittlerweile nur mehr eingefleischten rechten katholischen Fundis bekannt ist: „Der 13.“ Das wohlige Gruseln, das sie allein bei der Nennung des Titels einst überkommen hat, dürfte sich mittlerweile verlaufen haben – da musste dringend härtere Kost her!
Albert Engelmann ist vom Fach. Seit etlichen Jahren ist er nicht nur Ortsparteiobmann der FPÖ Kleinzell (Bezirk Rohrbach), sondern mit dem „13.“ fast schon so etwas wie ein Marktführer im kaum umkämpften Segment der homophoben, pädophilenfreundlichen und rechtsextremen katholischen Fundis.
Was der „Eckart“ aus der deutlich rechtsextremen, deutschnationalen Ecke für den Kardinal Groer behauptete („Groer, der Knabenliebe bezichtigt, verlor Ehre, Amt und Ansehen, wurde moralisch vernichtet“), hat „Der 13.“ im Fundi-Programm: nicht nur „dem seinerzeit so sehr verleumdeten verstorbenen Wiener Kardinalerzbischof Wiener Kardinalerzbischof Hans Hermann Groer“ zu Hilfe zu eilen, sondern auch Kirchenfürsten wie Kurienkardinal George Pell aus Australien, der wegen Kindesmissbrauchs in Haft ist. „Der 13.“ schreibt dazu: „Es geht nicht mehr um Vorwürfe gegen Priester und Pfarrer, die über sie geworfenem Schmutz oft schutzlos ausgeliefert waren und sind, weil sie der eigene Bischof im Stich ließ oder lässt. Die Drangsal ist ganz oben angekommen.“ (Editorial März 2019)
Die „Drangsal‘‘ begleitet den „13.“ von Beginn an. „Pornojäger“ Martin Humer war ebenso dabei wie Franz Ritzinger, der Sprecher des „Engelwerk“. Was schreibt Wikipedia über das „Engelwerk“? „In der Geschichte der Gemeinschaft kam es zu Mord und Serien sexuellen Missbrauchs.“
Für den „13.“ bzw. Engelmann sind solche Fakten sicher auch Lug und Trug, ein Werk des Teufels – wie schon bei Kardinal Groer: „Der damalige Kronzeuge hat schlichtweg gelogen. Der Kardinal hatte halt, umgangssprachlich ausgedrückt, eine eigenartige Art, die Menschen ‚abzutatscheln’. Das hat er bei jedem gemacht. Aber niemals mit homosexuellem Hintergrund. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer.“ (profil, 29.1.07)
Bei Menschen mit „homosexuellem Hintergrund“ kennt „Der 13.“ nämlich keine Gnade. 1997 hatte der Autor Kurt Dieman über „die Warmen“ anlässlich einer Versammlung auf dem Domplatz in St. Pölten unter anderem geschrieben, dass sie mit ihrem Anblick wie die Hitlerjugend die Gläubigen belästigen würde: „Die Homosexuellen kriechen jetzt überall wie Ratten aus ihren Löchern und werden von Politikern und Kirchenleuten liebevoll gefüttert.“ Eine widerliche Hetze, die nach einer Privatklage für den Herausgeber des „13.“ mit einer Verurteilung endete. (SN, 14.7.1998)
Albert Engelmann, der mit Frau und Vater fest in der FPÖ Kleinzell (Mühlviertel) verankert ist, sieht in den Identitären „eine junge Schar von Katholiken (…), die ihren Glauben besonders intensiv leben“ und in der FPÖ-Stadträtin Ursula Stenzel, die mit ihnen demonstrierte, eine „hochqualifizierte Politikerin“. Da ist es natürlich nur mehr ein kleiner Schritt bis zur Entscheidung, die „Neue Aula“ mit den Autoren der alten freiheitlichen „Aula“ zu verlegen – egal, was Vilimsky, Hofer oder Strache jemals behauptet haben.
Im unmittelbaren Vergleich mit „Freilich“, dem ersten Nachfolgeorgan der „Aula“ lässt sich feststellen, dass die „Neue Aula“ um den gleichen Preis (Jahresabo € 76) erscheint wie das Konkurrenzorgan, allerdings öfter. Beide Magazine werden von FPÖ-Funktionären herausgegeben bzw. redigiert – fast in kameradschaftlicher Nachbarschaft, denn der Herausgeber von „Freilich“, Heinrich Sickl, ist wie Martin Pfeiffer, Herausgeber der „Neuen Aula“, stellvertretender Bezirksparteiobmann der FPÖ St. Leonhard in Graz*.
Pfeiffers Engagement für das von der FPÖ offiziell weggelegte Blatt werde von Vilimsky, Hofer und auch die FPÖ OÖ angeblich nicht goutiert. Aber: Man dürfe „nichts übers Knie brechen“ (derstandard.at, 17.10.19). Eine mutige Aussage, nachdem Pfeiffers Pläne für die „Neue Aula“, die sich „inhaltlich in der Nachfolge der ‚Aula’“ (doew.at, Juli 2019) sieht, bereits im Juli 2019 bekannt geworden waren. Vielleicht aber will die FPÖ einen Nutzen daraus ziehen, wenn antiklerikale Deutschnationale mit klerikalen Rechtsextremen kooperieren?
*Pfeiffer scheint inzwischen nicht mehr auf der Grazer FPÖ-Website auf