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„Freilich“ ist die „Neue Aula“ blau!

Nach „Frei­lich“, dem ers­ten Nach­fol­ge­or­gan der rechts­extre­men „Aula“ drängt nun auch die „Neue Aula“ als zwei­te Erb­schlei­che­rin auf den rechts­extre­men Markt. Wir haben da noch Harald Vilims­ky im Ohr, der vor einem Jahr noch behaup­tet hat­te, der Name Aula wür­de ver­schwin­den. Frei­lich, der FPÖ-Gene­ral­­se­­k­re­­tär hat schon viel behaup­tet! Aber muss er gleich mehr­fach Lügen gestraft […]

18. Okt 2019
Ausgabe 1 von "Der 13.", 1985
Ausgabe 1 von "Der 13.", 1985

Albert Engel­mann ist der Medi­en­in­ha­ber der „Neu­en Aula“, die jetzt im Okto­ber unter der Obhut sei­nes „Ver­lags­hau­ses“ zum ers­ten Mal erschie­nen ist. Albert Engel­mann ist auch Eigen­tü­mer eines ande­ren Medi­en­pro­duk­tes, das mitt­ler­wei­le nur mehr ein­ge­fleisch­ten rech­ten katho­li­schen Fun­dis bekannt ist: „Der 13.“ Das woh­li­ge Gru­seln, das sie allein bei der Nen­nung des Titels einst über­kom­men hat, dürf­te sich mitt­ler­wei­le ver­lau­fen haben – da muss­te drin­gend här­te­re Kost her!

Albert Engel­mann ist vom Fach. Seit etli­chen Jah­ren ist er nicht nur Orts­par­tei­ob­mann der FPÖ Klein­zell (Bezirk Rohr­bach), son­dern mit dem „13.“ fast schon so etwas wie ein Markt­füh­rer im kaum umkämpf­ten Seg­ment der homo­pho­ben, pädo­phi­len­freund­li­chen und rechts­extre­men katho­li­schen Fundis.

Ausgabe 1 von "Der 13.", 1985
Aus­ga­be 1 von „Der 13.”, 1985

Was der „Eck­art“ aus der deut­lich rechts­extre­men, deutsch­na­tio­na­len Ecke für den Kar­di­nal Groer behaup­te­te („Groer, der Kna­ben­lie­be bezich­tigt, ver­lor Ehre, Amt und Anse­hen, wur­de mora­lisch ver­nich­tet“), hat „Der 13.“ im Fun­di-Pro­gramm: nicht nur „dem sei­ner­zeit so sehr ver­leum­de­ten ver­stor­be­nen Wie­ner Kar­di­nal­erz­bi­schof Wie­ner Kar­di­nal­erz­bi­schof Hans Her­mann Groer“ zu Hil­fe zu eilen, son­dern auch Kir­chen­fürs­ten wie Kuri­en­kar­di­nal Geor­ge Pell aus Aus­tra­li­en, der wegen Kin­des­miss­brauchs in Haft ist. „Der 13.“ schreibt dazu: „Es geht nicht mehr um Vor­wür­fe gegen Pries­ter und Pfar­rer, die über sie gewor­fe­nem Schmutz oft schutz­los aus­ge­lie­fert waren und sind, weil sie der eige­ne Bischof im Stich ließ oder lässt. Die Drang­sal ist ganz oben ange­kom­men.“ (Edi­to­ri­al März 2019)

Die „Drang­sal‘‘ beglei­tet den „13.“ von Beginn an. „Por­no­jä­ger“ Mar­tin Humer war eben­so dabei wie Franz Rit­zin­ger, der Spre­cher des „Engel­werk“. Was schreibt Wiki­pe­dia über das „Engel­werk“? „In der Geschich­te der Gemein­schaft kam es zu Mord und Seri­en sexu­el­len Miss­brauchs.

Für den „13.“ bzw. Engel­mann sind sol­che Fak­ten sicher auch Lug und Trug, ein Werk des Teu­fels – wie schon bei Kar­di­nal Groer: „Der dama­li­ge Kron­zeu­ge hat schlicht­weg gelo­gen. Der Kar­di­nal hat­te halt, umgangs­sprach­lich aus­ge­drückt, eine eigen­ar­ti­ge Art, die Men­schen ‚abzu­tat­scheln’. Das hat er bei jedem gemacht. Aber nie­mals mit homo­se­xu­el­lem Hin­ter­grund. Dafür lege ich mei­ne Hand ins Feu­er.“ (pro­fil, 29.1.07)

Bei Men­schen mit „homo­se­xu­el­lem Hin­ter­grund“ kennt „Der 13.“ näm­lich kei­ne Gna­de. 1997 hat­te der Autor Kurt Die­man über „die War­men“ anläss­lich einer Ver­samm­lung auf dem Dom­platz in St. Pöl­ten unter ande­rem geschrie­ben, dass sie mit ihrem Anblick wie die Hit­ler­ju­gend die Gläu­bi­gen beläs­ti­gen wür­de: „Die Homo­se­xu­el­len krie­chen jetzt über­all wie Rat­ten aus ihren Löchern und wer­den von Poli­ti­kern und Kir­chen­leu­ten lie­be­voll gefüt­tert.“ Eine wider­li­che Het­ze, die nach einer Pri­vat­kla­ge für den Her­aus­ge­ber des „13.“ mit einer Ver­ur­tei­lung ende­te. (SN, 14.7.1998)

Albert Engelmann auf der Website der FPÖ-Bezirksgruppe Rohrbach: Osrtparteiobmann und Geminderat in Kleinzell
Albert Engel­mann auf der Web­site der FPÖ-Bezirks­grup­pe Rohr­bach: Orts­par­tei­ob­mann und Gemein­de­rat in Kleinzell

Albert Engel­mann, der mit Frau und Vater fest in der FPÖ Klein­zell (Mühl­vier­tel) ver­an­kert ist, sieht in den Iden­ti­tä­ren „eine jun­ge Schar von Katho­li­ken (…), die ihren Glau­ben beson­ders inten­siv leben“ und in der FPÖ-Stadt­rä­tin Ursu­la Sten­zel, die mit ihnen demons­trier­te, eine „hoch­qua­li­fi­zier­te Poli­ti­ke­rin“. Da ist es natür­lich nur mehr ein klei­ner Schritt bis zur Ent­schei­dung, die „Neue Aula“ mit den Autoren der alten frei­heit­li­chen „Aula“ zu ver­le­gen – egal, was Vilims­ky, Hofer oder Stra­che jemals behaup­tet haben.

Im unmit­tel­ba­ren Ver­gleich mit „Frei­lich“, dem ers­ten Nach­fol­ge­or­gan der „Aula“ lässt sich fest­stel­len, dass die „Neue Aula“ um den glei­chen Preis (Jah­res­abo € 76) erscheint wie das Kon­kur­renz­or­gan, aller­dings öfter. Bei­de Maga­zi­ne wer­den von FPÖ-Funk­tio­nä­ren her­aus­ge­ge­ben bzw. redi­giert – fast in kame­rad­schaft­li­cher Nach­bar­schaft, denn der Her­aus­ge­ber von „Frei­lich“, Hein­rich Sickl, ist wie Mar­tin Pfeif­fer, Her­aus­ge­ber der „Neu­en Aula“, stell­ver­tre­ten­der Bezirks­par­tei­ob­mann der FPÖ St. Leon­hard in Graz*.

Martin Pfeiffer auf der FPÖ-Website als Bezirksobmann-Stellverteter in der FPÖ St. Leonhard/Graz
Mar­tin Pfeif­fer und Hein­rich Sickl auf der FPÖ-Web­site als Bezirks­ob­mann-Stell­ver­te­ter in der FPÖ St. Leonhard/Graz (Screen­shot 11.10.19)

Pfeif­fers Enga­ge­ment für das von der FPÖ offi­zi­ell weg­ge­leg­te Blatt wer­de von Vilims­ky, Hofer und auch die FPÖ OÖ angeb­lich nicht gou­tiert. Aber: Man dür­fe „nichts übers Knie bre­chen“ (derstandard.at, 17.10.19). Eine muti­ge Aus­sa­ge, nach­dem Pfeif­fers Plä­ne für die „Neue Aula“, die sich „inhalt­lich in der Nach­fol­ge der ‚Aula’“ (doew.at, Juli 2019) sieht, bereits im Juli 2019 bekannt gewor­den waren. Viel­leicht aber will die FPÖ einen Nut­zen dar­aus zie­hen, wenn anti­kle­ri­ka­le Deutsch­na­tio­na­le mit kle­ri­ka­len Rechts­extre­men kooperieren?

*Pfeif­fer scheint inzwi­schen nicht mehr auf der Gra­zer FPÖ-Web­site auf

Bei­trag von SOS Mit­mensch zur „Neu­en Aula“