Über doch einige Jahre haben wir Markus Ripfl begleitet. Und jetzt das! Der Führer der rechtsextremen Mikro-Partei „Die Liste“ und zeitweilige Mitarbeiter von Herbert Kickl musste sich im Juli vor dem Wiener Landesgericht wegen des Vorwurfs der Wiederbetätigung verantworten, weil er in einem Lokal am Wiener Gürtel einem sich auf der Tanzfläche küssenden Männer-Paar zugerufen haben soll „Sieg Heil“. Oder, wie der Herr Burschenschafter anmerkte, „Saubeidl“.
Unbestritten ist, dass der Parteiführer auch „Scheiß Schwuchtel“ gebrüllt hat. Die Geschworenen entschieden sich jedenfalls mit knapper Mehrheit dafür, dass Markus Ripfl nichts Nationalsozialistisches gebrüllt hat. „Eh nur“ widerliche und homophobe Sprüche. Warum er nicht wenigstens wegen Verhetzung verurteilt wurde? Keine Ahnung – der Freispruch ist jedenfalls noch nicht rechtskräftig.
Es begab sich jedenfalls bald nach dem Freispruch, dass Ripfl alle seinen braunen Spuren löschte. Einige Wochen zuvor, am Tag der EU-Wahl, eröffnete er seinen Getreuen, sich aus der Politik zurückziehen zu wollen, da „sich einige Dinge bei [ihm] verändert“ hätten.
Ripfls Partei „Die Stimme“ (die zwar ziemlich dünn war) existiert nicht mehr. Seine Wahlliste „Öxit“, die schon an der Kandidatur zur EU-Wahl scheiterte, ist ebenfalls tot, aus dem Netz verschwunden – ohne wirkliche Erklärung! Für die treuen Fans, die zum überwiegenden Teil aus frustrierten FPÖlerInnen bestanden, war das doch eine ziemlich harte Prüfung.
Schließich war Ripfl so etwas wie eine Hoffnung für das braun-blaue Lager. Er fehlte bei keiner wichtigen Demo der Rechtsextremen, hielt brav Kontakt zu den ungarischen Rechtsextremen und Neofaschisten und wurde sogar wohlwollend von den Neonazis um „Unwiderstehlich“ empfohlen.
Eigentlich, möchte man meinen, kann da gar nicht mehr viel schiefgehen, oder? Eine strahlende Zukunft als Nachfolger von Gottfried Küssel hatte sich eigentlich schon abgezeichnet und dann ein stiller Abgang, der die gesamte Partei bzw. Liste in den Abgrund reißt? Was müssen sich da seine Mitstreiter denken? Viktor Erdesz, ebenfalls Olympe und Stellvertreter des Anführers, ist zwar, wie seinem Facebook-Auftritt zu entnehmen ist, ohnehin schon gezeichnet für das Leben, aber jetzt hat auch er seine „Stimme“ verloren und schweigt sich aus. Bernhard Neuhofer, noch so ein Stellvertreter Ripfls und Burschenschafter der Leobener deutschen Burschenschaft Leder, hat sich nach seinem Abschied von der FPÖ nun auch stumm von der „Stimme“ zurückgezogen.
Das Verstummen der „Stimme“ und ihres Wurmfortsatzes „Liste Öxit“ wird leider noch nicht das Ende der Aktivitäten ihrer Protagonisten bedeuten. Einzelne von ihnen docken gerade wieder bei der FPÖ an und rufen zu einem Vorzugsstimmenwahlkampf für Herbert Kickl auf. Die meisten aber schweigen einstweilen. Und das ist gut.