Als der Blog „Allgäu rechtsaußen“ Anfang August über ein Treffen des höchst umstrittenen rechten „Uniter“ Netzwerkes in Bregenz berichtete, gaben sich die Vorarlberger Sicherheitsbehörden überrascht, konnten dann aber „keinerlei rechtsextreme Aktivitäten“ feststellen. Die Beschwichtigungstaktik ist verfehlt: „Uniter“ arbeitet am Aufbau einer Österreich-Sektion, bei der auch Rechtsextreme bzw. Neonazis Mitglieder sind.
Das erste „Security Round Table“-Treffen (SRT) des „Uniter Grand District Austria“ fand am 27. Juli in Bregenz statt – an einem geheimen Ort. Nicht geheim, aber in einer geschlossenen Facebook-Gruppe liefen die Vorbereitungsarbeiten für das Treffen ab. Nach dem ersten Treffen wurden die Einstellungen der FB-Gruppe auf „öffentlich“ geändert. Jetzt wird ganz offen für den nächsten SRT am 31.8., wieder in Bregenz und an einem verschwiegenen Ort, geworben. In der jetzt öffentlichen Gruppe tut sich nichts Aufregendes: Veranstaltungsankündigungen, Presseaussendungen von Uniter und die Begrüßung der Mitglieder von „Uniter Grand District Austria“ – die ist allerdings wirklich interessant!
Der „Grand District Austria“ von Uniter wird nämlich fast ausschließlich von deutschen Mitgliedern gebildet: Den mehr als dreißig Deutschen stehen nur sieben österreichische Mitglieder gegenüber. Das Vertrauen in die Selbstorganisation der Österreich-Sektion ist ebenfalls gering: Unter den vier Admins bzw. Moderatoren der FB-Seite gibt es nur einen Österreicher.
Das ist kein Zufall. Das Netzwerk Uniter, das in Deutschland als Verein registriert ist, hat eine militärische Struktur. Leiter seines „Continental High Command“ ist André S., ein Unteroffizier der Deutschen Bundeswehr, der sich in den internen Chatgruppen auch „Hannibal“ nennt. Erst vor wenigen Wochen hat der „Stern“ in einem ausführlichen Bericht über „Hannibal“, seine „Wölfe“ und den Verein Uniter berichtet: Schießübungen, paramilitärische Strukturen, intensive Kontakte zur Prepper-Szene und zu Rechtsextremen. Die deutsche „TAZ“ hat die umfangreichste Berichterstattung über „Hannibals Schattenarmee“. In Österreich haben vor allem „Der Standard“, aber auch wir mehrmals über „Hannibal“, „Nordkreuz“ und den rechtsextremen Oberleutnant berichtet, der 2017 am Wiener Flughafen eine Waffe versteckt hat und auch im Netzwerk von „Hannibal“ bzw. Uniter auftaucht.
Dass einzelne Mitglieder von Uniter Rechtsextreme sind bzw. waren, will nicht einmal der Verein selbst bestreiten, der spricht aber von mehrfachen Sicherheitsprüfungen, denen seine Mitglieder vor ihrer Aufnahme unterzogen würden. Eine „linksradikale Presse“ (sic!) würde da ohne faktische Beweise agieren.
„Allgäu rechtsaußen“ berichtet in einem weiteren Beitrag über eine Security-Firma von der deutschen Seite des Bodensees, die Mitarbeiter „aus dem Umfeld verbotener und militanter Neonazi-Gruppierungen“ beschäftigt. Ihr Geschäftsführer ist Mitglied der geschlossenen Facebook-Gruppe „Sicherheit und Bewachung Österreich“: „Dort werden Schieß- und Kampftrainings und überwiegend Veranstaltungen von Uniter beworben“.
Der Administrator dieser geschlossenen FB Gruppe ist der Vorarlberger Mario P., besser gesagt, er war dort Admin. Die geschlossene Gruppe wurde nämlich nach der Berichterstattung von „Allgäu rechtsaußen“ tatsächlich geschlossen. So ein Zufall! Mario P. administriert aber auch noch andere Gruppen, darunter auch die von „Uniter Grand District Austria“.
Bei weitem nicht alle der rund 40 Mitglieder dieser Gruppe sind auffällig durch rechtsextreme Aktivitäten oder Kommentare. Da die Zahl der Österreicher in der Österreich-Sektion von Uniter eng begrenzt ist, sollte eine Überprüfung ihrer Mitglieder eigentlich kein Problem darstellen.
![]() Emblem „Hirden”, der NS-freundlichen paramilitärischen Organisation während der Nazi-Besetzung in Norwegen (Quelle: Wikipdia Hirden) |
Beginnen wir gleich mit dem einzigen Ö‑Admin, Mario P., der sich in der Gruppe „Illyrier Berserker“ nennt. Auf FB zeigt er sich gerne mit Mjölnir, also Thors Hammer, vor der Brust. Kann als politisch rechtsextremes Symbol gewertet und getragen werden, muss aber nicht. Aber was ist mit seinem Sinnspruch „Heil og sæl“? Das war in Norwegen der Gruß der Nazi-Partei „Nationale Sammlung“ des Hitler-verbündeten Quisling. Der Gruß wurde verbunden mit dem Heben der rechten Hand ausgeführt.
„Illyrier Berserker“, der mit dem Hammer von Thor und dem Fascho-Gruß als Sinnspruch , ist also der Administrator der FB-Gruppe für die Österreich-Sektion von Uniter. In der FB-Gruppe begrüßte er so ziemlich alle neuen Mitglieder. Das sind vor allem die über dreißig Deutschen, unter denen wir etliche Auffällige identifizieren konnten. Die interessieren uns jetzt aber nicht, denn unter den wenigen Österreichern findet sich nicht nur der Administrator als Perle, sondern auch einer, der dann dem Fass den Boden ausschlägt: S.H., ein verurteilter Neonazi.
„FPÖ-Fails“ ist das Uniter-Mitglied schon wegen seiner zahlreichen Likes für rechtsextreme Vereine aufgefallen. Uns zum ersten Mal 2011, als wir über ihn als den wegen Wiederbetätigung Angeklagten mit dem „Blackout“ berichteten. 2017 stand er dann neuerlich vor Gericht und wurde letztendlich ein zweites Mal wegen Wiederbetätigung zu einer unbedingten Haftstrafe verurteilt. In unserem Bericht über rechtsextreme Security-Mitarbeiter Anfang 2019 haben wir erwähnt, dass er im Prozess seinen illegalen Waffenbesitz mit der Begründung verteidigt hat, er benötige die Waffen als Security, und wir haben gefragt, wie denn ein Neonazi überhaupt in dieser Branche beschäftigt werden kann.
Jetzt wissen wir immerhin, dass man mit dieser Biografie bei „Uniter Grand District Austria“ Mitglied werden kann.