„Fuck Österreich“: Anzeigen für die Nazi-Poster!

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Eine Face­book-Sei­te, die sich „Fuck Öster­reich“ nennt, 2010 erstellt wur­de und ins­ge­samt nur zwei Ein­trä­ge hat, näm­lich „Fuck öster­reich !!!!!!“ und „alle aus­län­der sol­len gäfellt mir sagen !!!“ bringt Hun­der­te Men­schen so zur Rase­rei, dass sie sich und das Straf­recht völ­lig ver­ges­sen. Seit dem 15. Juni 2010 wur­den bis zum heu­ti­gen Tag hun­der­te het­ze­ri­sche Pos­tings auf der Sei­te hin­ter­las­sen, deren Erstel­ler völ­lig unbe­kannt ist.


Face­book-Sei­te „Fuck Österreich”

Wer die Sei­te am 15. Juni 2010 ein­ge­rich­tet und die zwei Pos­tings erstellt hat, um sodann nie wie­der etwas zu pos­ten, ist unbe­kannt. Aus den Recht­schreib­feh­lern schlie­ßen aber fast alle Pos­ter, dass es sich bei dem Sei­ten­grün­der um einen Aus­län­der han­deln müs­se – und sogleich wird die übli­che Asso­zia­ti­ons­ket­te gen­küpft: Aus­län­der – arbeits­los – Sozi­al­schma­rot­zer, manch­mal auch Aus­län­der – Mus­lim (wahl­wei­se Tür­ke, Kamel­trei­ber usw.) – arbeits­los –Sozi­al­schma­rot­zer.

Mar­co K. etwa: “Nix ver­ste­hen Deutsch, nix Arbeit, aber beim Sozi alle Anträ­ge für´s Geld aus­fül­len kön­nen aber wehe es geht um ehr­li­che Arbeit.“ Mar­co K. krönt sein Pos­ting mit der unmiss­ver­ständ­li­chen Bot­schaft: „Gäfellt is scho der Ham­mer du scheiß Aus­län­der, ab auf den Son­der­zug nach Ausch­witz du Bastard.“


Wie­der­be­tä­ti­gung und Verhetzung

Wenn nicht gera­de Geschwo­re­ne in Ried Recht spre­chen, dann fällt das unter NS-Wie­der­be­tä­ti­gung – so wie mut­maß­lich die fol­gen­den Postings:

  • Sah­ne V: „88”
  • Dani­el W.: „ins KZ mit dir und dei­ner seite!!!!!!”
  • Paul P.: „maut­hau­sen gibt wie­der gas”
  • Phil­ip F.:
  • Jac­que­line S.: „88”
  • Flo­ri­an U.: „Irg­entwann wiad wie­der ein Hit­ler auf­er­ste­hen und dann wer­de ich höchst per­sön­lich dafür sor­gen das ihr Undank­ba­re Hur­ren­kin­der alle gaanz lang­sam und qual­voll in einem gra­ben ster­ben werdet..!!!!”
  • Andi K.: „fuck öst­ter­reich? ham de judn auch mal gsagt.. und jez? xD”
  • Mat­thi­as S.: „De letz­ten de so gred ham waren die Juden.wo sin die hin und wie­so riech­ts hier ver­brannt? „grin“-Emoticon”
  • Da Fexi: „1888”
  • Ste­fan R.: „Du bist lus­tig. Dich ver­ga­se ich zuletzt”
  • Richard M.: „Do kea­rat a gewis­se per­son wie­da hea”
  • Wolf­gang M. „Hod nu wea a floschn gas dahoam?”
  • Mar­tin T.: „Eini in Güter­zug und ham mit de hurnkinda!!”
  • Ste­phan N.: „Ihr scheiss kana­ken in Ofen mit ihnen. !!!!!!!!!!!!!!!”
  • Anton F.:

    Film­sze­ne aus „Schind­lers Lis­te” die Amon Goeth, Kom­man­dant des Kon­zen­tra­ti­ons­la­gers Plas­zow bei Kra­kau, zeigt

Das sind längst nicht alle straf­recht­lich rele­van­ten Pos­tings auf die­ser Sei­te – es gibt auch jede Men­ge, die den Ver­dacht der Ver­het­zung begründen.

Etwa Wer­ner S., der schreibt: „man soll­te die­se brut für vogel­frei erklä­ren und durch die stras­sen jagen. die­je­ni­gen die dann noch über­blei­ben ins meer trei­ben. dann is gut.…..mit den tür­ki­schen kana­ken soll­ten wir anfan­gen, denn die sind unnö­tig wie ein wim­merl am arsch…eigentlich alle muslime…also es gibt viel zu tun“

Unter den Wie­der­be­tä­ti­gern gibt es dann auch noch jene Wider­lin­ge, die ihre beson­de­re Kennt­nis von NS-Ver­bre­chen ein­brin­gen bzw. neu anwen­den möchten .

Su C. zum Bei­spiel: „ nur a kla­na tipp.. schon mal was von der mühl­viert­ler hasen­jagd gehört????“
Oder Domi­nic A.: „Du dre­cki­ge mist­sau pass bloß auf dass kei­ner dei­nen namen raus­fin­det weil dann mach ma hasen­jagd du opfer­fot­ze“. Domi­nic kommt aus der Gegend, wo die „Mühl­viert­ler Hasen­jagd“ statt­ge­fun­den hat – er weiß, wovon er spricht!


Gedenk­stein für die Opfer der „Mühl­viert­ler Hasen­jagd” und deren Hel­fer in Ried in der Ried­mark. In der Mühl­viert­ler Hasen­jagd gelang es 419 Häft­lin­gen, das Lage­r­are­al zu ver­las­sen. Vie­le der aus­ge­hun­ger­ten Flücht­lin­ge bra­chen jedoch bereits kurz nach der Mau­er erschöpft im Schnee zusam­men oder star­ben im Kugel­ha­gel der Maschi­nen­ge­weh­re. Alle, die nicht in die Wäl­der ent­kom­men konn­ten, und 75 im Block zurück­ge­blie­be­ne Kran­ke wur­den noch in der­sel­ben Nacht exe­ku­tiert. Nur von elf sowje­ti­schen Offi­zie­ren ist bekannt, dass sie die Men­schen­jagd über­leb­ten. ; Bild­rech­te: Andre­as Maislinger

Unter den mehr als Tau­send Pos­tern sind auch eini­ge weni­ge, die die Asso­zia­ti­ons­ket­ten, die sich fast alle über den Erstel­ler der jäm­mer­li­chen Sei­te mit ihren zwei dümm­li­chen Pos­tings geknüpft haben, etwas stö­ren wol­len: Oli­ver Z. etwa schreibt: „des is fix a öster­rei­cher der den ras­sen­hass nu mehr pro­vo­zie­ren will, offen­bar mit erfolg. los­sts eich ned untagriagn“

Eric P. for­mu­liert das ähn­lich, aber etwas poin­tier­ter: „Seit ihr alle wirk­lich so blöd? Das ist fix kein aus­län­der son­dern irgend­je­mand der sich über ich euch ‚öster­rei­chi­sche Patrio­ten’ lus­tig macht. Ich mein die reak­tio­nen sind ja der wahn­sinn vor allem die gan­zen holo­caust anspie­lun­gen. Im end­ef­fekt beweist die sei­te nur das eini­ge Öster­rei­cher sehr rechts sind und ver­dammt tief schimp­fen kön­nen wenn man sie ein biss­chen provoziert.“

Die Zwi­schen­ru­fe wer­den nicht ein­mal kom­men­tiert, son­dern schlicht igno­riert. Eini­ge Pos­ter kla­gen über ihre erfolg­lo­sen Ver­su­che, Face­book wegen der bei­den Pos­tings des Sei­ten­grün­ders zur Löschung der Sei­te zu bewe­gen – erfolg­los. Auf die Idee, zumin­dest auch die Löschung der Flut von het­ze­ri­schen und Nazi-Pos­tings zu ver­lan­gen, ist bis­her anschei­nend nie­mand gekommen.

Wir versuchen’s mal mit einer ande­ren Metho­de: Wir zei­gen die Nazi-Pos­ter an! Nicht bei Face­book, son­dern bei Staats­an­walt­schaft und Verfassungsschutz.