Die Entscheidungsschlacht scheint geschlagen, der siegreiche Feldherr Heinrich verlässt, gestützt auf seine Getreuen, das Schlachtfeld der Salzburger Landesparteileitung und verkündet den Sieg durch Ausschluss des „hinterfotzigen” Gegners. Doch was geschieht da? Der „Hinterfotzige“ rappelt sich wieder hoch, zählt seine Getreuen und beschimpft den Fürsten ungemein. Altdeutsche Sagen nix gegen die Geschichten aus der blauen Partei!
Heinrich, der Listenreiche, wollte seinen „hinterfotzigen“ Gegner eigentlich nach Wien locken. Der schnelle Karl sollte zum Rapport über die Verwerfungen in seinem Fürstentum erscheinen. Unterwerfungsgeste sozusagen. Aber der „Hinterfotzige“ wittert die Demütigung und kommt nicht. Er verschanzt sich in den Salzburger Bergen, unterschätzt aber den Mannesmut von Fürst Heinrich. Der umgibt sich mit einigen Getreuen und bricht ergrimmt zur Entscheidung in den fernen Pinzgau auf.
Wir verlassen das Bild mit den Heldenschlachten des deutschen Altertums und übersetzen: Strache reiste nicht alleine zur Landesparteileitung nach Saalfelden, sondern scharte tatsächlich die halbe Parteispitze um sich. Neben Generalsekretär Kickl sind auch noch die Landesvorsitzenden Manfred Haimbuchner (OÖ), Walter Rosenkranz (NÖ), Markus Abwerzger (Tirol) und auch der designierte Landeschef Mario Kunasek mit dabei, um Schnell die Meinung zu sagen.
Wobei der sagt, dass es da nicht um einen Austausch von Meinungen gegangen sei, sondern Strache die Ausschlüsse schon vorgefertigt mitgebracht habe und den Salzburger Funktionären, die dann die Sitzung verließen, noch nachgeschrien habe, „dass sie auch alle weg sind“.
Nach Einschätzung Schnells sind viele weg von der FPÖ bzw. bei ihm: zwei Nationalratsabgeordnete, ein Bundesrat, fünf von sechs Landtagsabgeordneten und damit der Klub im Landtag, einige Bezirksparteiobleute, Vizebürgermeister usw.. In der ZIB 24 vom 10.6. legt Schnell noch einmal nach, bezeichnet die Argumente Straches als „Schwachsinn“ und diesen als einen, der sich aufführt wie ein Diktator.
Mit Treueschwüren für Strache rückten gestern die FPÖ-Landesobleute schriftlich via Presseaussendung aus. Selbst die bei der Sitzung anwesenden versicherten ihrem obersten Fürsten noch einmal die volle Loyalität und Unterstützung. Wobei: Da gab es feine Nuancierungen! Um 10h16 durfte einer der Treuesten unter den Strache-Jüngern, Manfred Haimbuchner aus Oberösterreich, den Reigen der Huldigungen beginnen: „HC Strache hat den richtigen Schritt gesetzt.“ Knapp hinter ihm, dafür im Ton noch etwas schwulstiger Johann Gudenus, der Wiener Statthalter: „Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache hat zur rechten Zeit den richtigen Schritt gesetzt.“ (10h28)
Dieses Gesülze lässt sich fast nicht mehr toppen. Walter Rosenkranz (NÖ) schlägt daher um 11h54 neue schmeichlerische Töne an: „Wer HC Strache kennt, und wie kameradschaftlich er versucht, Spannungen zu lösen, weiß auch, was alles passiert sein muss, dass Strache hier mit Ausschlüssen reagiert hat.“ Johann Tschürtz aus dem Burgenland hat wenig Zeit, weil er ja jetzt regieren muss und befundet eher knapp um 12h54: „Die Entscheidung der Bundespartei war ein wichtiger und notwendiger Schritt.“ Erst um 13h20 meldet sich dann ein unterkühlter Vorarlberger Parteichef Dieter Egger, der ziemlich distanziert vermeldet, dass es angesichts der Probleme bei den BürgerInnen kein Verständnis für Streit und Querelen innerhalb einer Partei gebe: „Deshalb ist es nur gut und recht, dass in Salzburg die Weichen neu gestellt werden, damit sich die Partei wieder voll und ganz der Vertretung der Interessen der Bevölkerung widmen kann.“ Wer fehlt da noch? Richtig, Abwerzger aus Tirol. Er ist schon sehr sehr spät dran, aber war immerhin bei der Sitzung persönlich anwesend, und bestätigt um 13h32 deshalb nur mehr kurz: „Ich stehe hundertprozentig hinter der Entscheidung.“
Was aber ist in Kärnten los? Christian Ragger meldet sich nicht via OTS-Presseaussendung zu Wort. Bloß eine spröde Wortspende für die APA: „Da musste durchgegriffen und das Gesetz des Handelns an sich gezogen werden.” Dabei hat Ragger vermutlich auch noch eher an seinen eigenen Streit mit seinem Klubobmann Leyroutz gedacht. Die Steiermark fehlt noch im Chor der Huldigungsbotschaften. Keine OTS-Aussendung! Aber Mario Kunasek ist eben nur designierter Parteichef und noch kein richtiger, und der noch amtierende weiß vermutlich ganz gut, warum er schweigen will.