Schon zu Beginn seiner politischen Karriere hat sich Haberler am rechten Rand positioniert. Das deutschnationale Lager in der FPÖ hat ihm dann jahrelang die Mauer gemacht, ihn unterstützt – bis zum jähen Fall im Jahre 2002.
Rechtsextreme Burschenschaft und Horst-Wessel-Lied
Im Jahr 2000 titelte das „profil“ (Nr. 44 /2000) einen ausführlichen Bericht über Haberler mit „Ein echter Kamerad“. Kamerad Haberler habe „bei diversen Anlässen, zu vorgerückter Stunde und in weinseliger Stimmung, auch gerne seinem Sangesdrang“ nachgegeben und dabei auch Nazi-Lieder geträllert. Als Zeugen benannte das „profil“ den Haberler-Kontrahenten Fabsits und die ehemalige Bezirksobfrau der FPÖ, Elfriede Klimt. „Na freilich haben sie Nazilieder gesungen. Ich habe gehört, wie Wolfgang Haberler das Horst-Wessel-Lied gesungen hat”, wird Klimt zitiert. Haberler sprach von Verleumdung und kündigte damals rechtliche Schritte an (zu denen es aber allem Anschein nach nicht gekommen ist). In der NÖN wartete er jedenfalls mit einem ganz besonderen Zeugen auf, Bernhard Blochberger: „Das kann ich unter Eid aussagen, dass solche Lieder dort nicht gesungen worden sind.“ (NÖN,31.10.2000)
Unwidersprochen blieb jedenfalls, dass Haberler Mitte der 1980er-Jahre einer der Aktivisten der Europaburschenschaft „Tafelrunde zu Wien” war, die sogar den Mitgliedsbünden der Deutschen Burschenschaft in Österreich als zu weit rechtsstehend galt. Gemeinsam mit Haberler werkte dort der Neonazi Georg Gasser, dessen „SS-Kampfgemeinschaft Prinz Eugen“ dann 2002 aufgeflogen ist.
Mit dem früheren NDP-Mann und Gendarmen Bernhard Blochberger verband Haberler über die Jahre hinweg vieles, vor allem die rechtsextreme Ideologie. Blochberger, der 1988 für die NDP-Tarnliste „Ein Herz für Inländer“ kandidierte, stieß in den 1990ern zur FPÖ NÖ und traf dort auf Haberler. Die beiden blieben verbündet bis über ihren Parteiaustritt hinaus und starteten 2006 noch einen Karriereversuch beim BZÖ. Im September 2002 verließ Wolfgang Haberler, damals immerhin stellvertretender Parteiobmann der FPÖ NÖ, die Partei – im Jänner 2003 folgte Blochberger nach.
Vaterschaft, Spritzentrauma und schwerer Betrug
Aber warum verließ Haberler die Partei? Nach eigenen Angaben, weil es ihm nicht gelungen ist, „die Partei in die richtige Richtung zu drehen“ (APA, 24.9.2002). Tatsächlich aber, weil die Ermittlungen zu seiner Vaterschaft bei A.P. schon längst einen kritischen Punkt überschritten hatten. Im Mai 2000 hatte Chr. P., eine frühere Gemeinderatskollegin (ebenfalls FPÖ), eine Vaterschaftsklage gegen Haberler eingebracht. Nachdem die NÖN (16.5.2000) zunächst berichtete, dass Haberler in den Vaterschaftstest einwilligen würde, gab sein Anwalt Wochen später die Parole aus, dass es keine Vaterschaftsklage gegen Haberler gäbe.
Im April 2001 schien alles geklärt. Die NÖN (30.4.2001) berichtete, dass das Ergebnis eines privaten Vaterschaftstests die Kindesmutter Chr.P. wie ein „Keulenschlag“ getroffen habe: „Nach einem Test wurde eindeutig festgestellt, dass Wolfgang Haberler nicht der Vater ihres kleinen Buben sein kann.” (NÖN) Die Kindesmutter bezweifelte das Ergebnis, während Haberler davon sprach, dass vor rund einem Jahr die „Kampagne“ gegen ihn begonnen habe.
Im Herbst 2001 sprach Haberler von einem neuerlichen „politischen Eingriff“ (NÖN, 26.11.2001), weil das Jugendamt Wiener Neustadt den Fall neu aufrollte und einen neuen Vaterschaftstest beantragte. Im Sommer 2002 veröffentlichte die NÖN dann ein Schreiben des zuständigen Untersuchungsrichters, aus dem hervorgeht, welchen Verdacht die Ermittlungen mittlerweile ergeben hatten:
Der Beschuldigte steht im Verdacht, zu einem noch festzustellendem Zeitpunkt an einem noch festzustellendem Ort, einen noch auszuforschenden Täter dazu gebracht zu haben, dass dieser am 27. März 2001 in Wien an seiner Stelle eine Blutprobe beim Sachverständigen Univ. Prof. Dr. Gernot Tilz abgegeben hat. Dadurch soll dem Sachverständigen eine nicht von Haberler stammende Blutprobe für die Befundaufnahme und Gutachtenerstattung zur Feststellung der Vaterschaft des minderjährigen P. (geboren 1998) im Verfahren 17 C 148/00d vor dem Bezirksgericht Wiener Neustadt verschafft worden sein. Aufgrund dieser Blutprobe soll der Sachverständige am 3. April 2001 ein falsches Gutachten erstattet haben, indem er zu dem Schluss gekommen ist, dass Haberler als Vater des P. auszuschließen ist. (NÖN, 3.6.2002)
Haberler sprach von einer „Schmutzkübelkampagne“ und davon, dass er alles gemacht habe, was zumutbar sei. Die Zeitschrift „Format“ fasste das Zwischenergebnis folgendermaßen zusammen:
Die Freunde lagen einst gemeinsam im kroatischen Schützengraben. Dann begann der eine mit der Frau des anderen ein Verhältnis, sie trennte sich von ihrem Mann und zeugte mit dem anderen ein Kind. Der Kindsvater will jedoch nichts mehr von ihr und seinem Kind wissen. Sie verklagt ihn auf Zahlung der Alimente und verlangt einen Vaterschaftstest. Der mögliche Kindsvater ist aber schlau: Er schickt einen anderen zum Test, der sich für ihn ausgibt. Dafür wird er nun von der Staatsanwaltschaft verfolgt. (Format Nr. 25 vom 14.6.2002)
Einen weiteren Vaterschaftstest verweigerte Haberler, der zu diesem Zeitpunkt auch noch Landtagsabgeordneter der FPÖ war, mit der Begründung, er habe seit seiner Kindheit ein Spritzentrauma. Einen Speicheltest verweigerte er ebenso wie eine Unterschriftenprobe. Im September 2002 dann, wenige Tage vor der Entscheidung des Landtags über die Aufhebung seiner Immunität, erfolgte der Parteiaustritt und Rücktritt vom Mandat als Abgeordneter.
Im Oktober 2003 entschied das Bezirksgericht Wiener Neustadt, dass Haberler über ein DNA-Gutachten eindeutig als Vater festgestellt werden konnte. Gegen die vom Gericht verfügte Nachzahlung der Alimente für seinen mittlerweile fünfjährigen Sohn ging Haberler in Berufung. Zu dem Gutachten hatte er nur den zynischen Kommentar übrig: „Es wäre alles bereits vor fünf Jahren klärbar gewesen, wenn die Frau P. nicht alle paar Monate vor Gericht andere Männer als Vater für ihren Sohn angegeben hätte!” (NÖN, 14.8.2003). Ende August 2004 urteilte das Landesgericht Wiener Neustadt, dass Haberler, der mittlerweile Stadtrat in Wiener Neustadt war, schweren Betrug begangen habe, und verdonnerte ihn zu zwei Jahren bedingter Haft.
Nur wenig später eröffnete Haberler mit seiner Liste „Wiener Neustadt Aktiv“ den Wahlkampf für die Gemeinderatswahlen 2005 mit hetzerischen Tönen. „Aktion Mitmensch“ ortete „blanken Ausländerhass“ und die Grünen überlegten eine Klage wegen Verhetzung. Nicht zum ersten Mal übrigens.
➡️ Wolfgang Haberler (I) – der Rechtsaußen von Wiener Neustadt
➡️ Wolfgang Haberler (III) – Mieterfreund oder Ausländerfeind?
➡️ Wolfgang Haberler (IV) – Trübe Aussichten