Kurz nach dem Akademikerball postete Alexander Ch. auf Facebook ein Bild, das ihn auf dem Akademikerball zeigt. Nach kurzem Rätselraten seiner Facebook-FreundInnen, ob er jetzt etwa im Casino arbeite, bestätigte Ch.: „Haha na das Foto war vom Akademikerball.”
Über Ch. mussten wir bereits mehrmals berichten. Im Spetember 2010 wurde öffentlich, dass Ch., damals noch Generalsekretär der Bundesrechtsanwaltkammer, kein Unbekannter in der rechtsextremen bis neonazistischen Szene ist. 2007 nahm er an einer Demonstration gegen ein islamisches Zentrum im 20. Wiener Gemeindebezirk teil und befand sich dort in einschlägiger Gesellschaft; so war er laut profil (Ausgabe vom 27. September 2010) mitten unter Skinheads zu finden, die „Hier marschiert der nationale Widerstand” skandierten. „Eine Videosequenz, die Puls 4 damals ausstrahlte, dokumentiert, dass der Jurist in einem Pulk von Skinheads unterwegs war, die mit ausgestreckten Armen ‚Nationaler Widerstand’ skandierten”, berichtete profil.
Alexander Ch. im Gespräch mit Norbert B., aus dem Umfeld der neonazistischen „Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik” (AfP), Alpen-Donau, Bildquelle: insight.noblogs.org
2008 marschierte er bei einer bei der Anti-EU-Demonstration in einer Reihe mit dem Neonazi Franz Radl. Auch bestand Kontakt zu Gottfried Küssel, zu dem er aber nur „Grüß Gott und so” gesagt haben will, wie er selbst angibt.
Links: Alexander Ch. in einer Reihe mit Franz Radl; Rechts: Vor dem Transpi das Ch. trägt unterhalten sich Gottfried Küssel und Franz Radl Bildquelle: insight.noblogs.org
Ebenfalls 2008 besuchte Ch. eine FPÖ-Wahlkampfveranstaltung in Wien-Favoriten, bei der eine Gruppe von „Strache-Fans” versuchte, die Polizeiabsperrungen zu durchbrechen, um zu den GegendemonstrantInnen zu gelangen. Ein verstärktes Polizeiaufgebot konnte das gerade noch verhindern.
Kontaktbereichsbeamte nähern sich nachdem Versuch der „Strache-Fans” die Polizeiabsperrungen zu durchbrechen
Alexander Ch. tritt sehr häufig auf Veranstaltungen der FPÖ auf, dort mitunter mit T‑Shirts der Modemarke “Thor Steinar”. “Thor Steinar” ist eine bei Rechtsextremen und Neonazis sehr beliebte Modemarke.
Alexander Ch. mit T‑Shirt von “Thor Steinar” Quelle: derstandard.at
Die Nähe zur FPÖ ist nicht weiter verwunderlich, kandidierte Alexander Ch. doch bei der Nationalratswahl 2006 für die FPÖ.
profil thematisiert auch Ch.s Nähe zu der (inzwischen von der Austria ausgeschlossenen) Fangruppe und Neonazi-Gruppierung „Unsterblich”. Alexander Ch. hat sich, so das profil, „im einschlägigen Outfit – im Horr-Stadion” aufgehalten, „mit den Hooligans von Unsterblich Wien, einem Fanclub von Austria Wien, der seit geraumer Zeit von der neonazistischen ‚Blood&Honour’-Gruppe unterwandert ist und schon mehrmals für gewalttätige Randale sorgte.”
Wie Ch. dem profil mitteilte, hat er ebenfalls Kontakt zu dem Neonazi Gregor T., der dadurch auffiel, dass er als Ordner bei FPÖ-Veranstaltungen tätig war. Die Facebook-Freundesliste aus dem Jahr 2010, zeigt noch andere „Freunde”:
- Barbara Rosenkranz (ehemalige Klubobfrau der FPÖ im niederösterreichischen Landtag)
- Christian Höbart (Abgeordneter zum Österreichischen Nationalrat)
- Sebastian P, ehemaliger Mitarbeiter von Martin Graf und Besteller bei einem Nazi-Versand
- Gilbert L., einer von Küssels Getreuen in der VAPO
- Alfred J Kwak, ein Facebook-User dessen Profilbild ein Symbol des Ku-Klux-Klan darstellt
Alexander Ch. (im weißen T‑Shirt von Thor Steinar) im Gespräch mit Gregor T., Bildquelle: insight.noblogs.orgprofil berichtete ebenfalls von Alexander Ch. Tattoos. Es zeigt ein „gezacktes Rad”. KennerInnen der Szene war recht schnell bewusst, um welches Symbol es sich handelt, nämlich um die sogenannte „Schwarze Sonne”. Die ist ein Symbol der SS und zeigt 12 in Ringform dargestellte Sig-Runen (die doppelte Sig-Rune ist das bekannte SS-Zeichen). Das Symbol dient heute vor allem der rechtsextremen bis neonazistischen Szene als einschlägiger Code. Und tatsächlich zeigt sich auf Ch. rechten Oberarm ein der „Schwarzen Sonne” erstaunlich ähnliches Tattoo.
Sind das die Leistungsträger, die die FPÖ meint? Mölzer behauptete in einer Presseaussendung, dass „keine Vertreter rechtsdemokratischer Parteien anderer Länder eingeladen bzw. anwesend waren”. Keine Parteien aber Einzelpersonen? Aber selbst das stimmt nicht, Kevin Hauer kündigte an den Ball zu besuchen. Hauer ist Mitglied der Alten Breslauer Burschenschaft Raczeks zu Bonn, die sich innerhalb der Deutschen Burschenschaft für die Erhaltung und Reinheit des „deutschen Stamms“ „in Zeiten fortschreitender Überfremdung“ eingesetzt hat. Die Bonner Raczeks und die rechtsextremen Münchner Danuben bilden mit der antisemitischen Wiener Teutonia das „ostdeutsche Kartell”. Hauer ist ebenfalls Mitglied der rechtsextremen „pro NRW”.
Seit vielen Jahren ist der Akademikerball bzw. dessen Vorläufer, der WKR-Ball, ein Ort der rechtsextremen Vernetzung. Es ist ein Ball der Burschenschafter, die sich in Österreich zum großen Teil aus dem deutsch-nationalen und rechtsextremen Sumpf der studentischen Verbindungen rekrutieren.
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