Die „Lausbuben“ aus dem Lavanttal

Seit unserem Bericht über die Het­zereien gegen das Asyl­wer­ber­heim in Frantschach hat sich einiges getan. Die „Kleine Zeitung“ hat darüber berichtet und der Ver­fas­sungss­chutz hat Ermit­tlun­gen aufgenom­men. In der Ver­gan­gen­heit war das anders: Nazi-Schmier­ereien wur­den als Laus­buben­stre­iche abgetan.

Rene G. hat sein Face­book-Kon­to aufgeräumt: die wider­lichen „Info“-Daten, wonach er als Gastech­niker in Mau­thausen gear­beit­et und die Adolf-Hitler-High­school besucht habe sind eben­so ver­schwun­den wie der Hin­weis auf Adolf Hitlers „Mein Kampf“ und einige FB-Fre­unde. Rene ist nicht erst seit kurzem auf­fäl­lig: schon 2010 nan­nte er Jörg Haider und Adolf Hitler als die Per­so­n­en, die ihn inspirieren.


Foto © Mons­berg­er; Bildquelle: kleinezeitung.at
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Auch andere, die sich an der Het­ze beteiligten, rud­ern zurück, aber die Fak­ten liegen jet­zt auf dem Tisch der Ermittler.

Das eigentliche Prob­lem ist, dass die Het­ze auf Face­book nur eine von etlichen Aktiv­itäten recht­sex­trem ori­en­tiert­er Jugendlich­er aus dem Lavant­tal in den let­zten Jahren war. Neon­azis­tis­che Aktiv­itäten wur­den als „Laus­buben­stre­iche“ ver­harm­lost, Ermit­tlun­gen ver­liefen im Sand oder nur sehr zögernd.

Erst vor eini­gen Monat­en, im Juni 2013, wur­den mehrere Kebap-Läden in Wolfs­berg mit Hak­enkreuzen beschmiert: eine gezielte Aktion gegen Zuwan­der­er. Die Schmier­ak­tion wurde bis­lang nicht aufgeklärt .

2008, um den ältesten Vor­fall aufzu­greifen, wur­den in Bad St. Leon­hard drei Jugendliche ermit­telt, die Hak­enkreuze und Nazi-Parolen geschmiert hat­ten. Obwohl ein Polizist nach ihrer Ein­ver­nahme davon sprach, dass bei einem der Jugendlichen zweifel­los eine nation­al­sozial­is­tis­che Gesin­nung vorhan­den sei, erk­lärte der Bürg­er­meis­ter von St. Leon­hard, dass es sich um einen „dum­men Laus­buben­stre­ich“ gehan­delt habe. Die Laus­buben hat­ten geschmiert “Ein Volk, ein Reich, ein Führer“ und „Wir sind für die Wieder­bele­bung der NSDAP“.

2009 wurde wieder in Wolfs­berg geschmiert: Hak­enkreuze und SS-Runen. Dies­mal erk­lärte ein Wolfs­berg­er Stad­trat (SPÖ) der „Kleinen Zeitung“ (9.6.2009) dazu: „Ich stufe den Vor­fall als Laus­buben­stre­ich ein. Eine Sprühak­tion allein macht für mich noch keinen Recht­sradikalis­mus aus“.

2011 begin­nt mit ein­er Anzeige nach dem NS-Ver­bots­ge­setz. Ein Wolfs­berg­er, der sein Face­book-Kon­to „White Pow­er White Pride“ nen­nt, dort neon­azis­tis­che Sprüche und Sym­bole veröf­fentlicht, kann inner­halb kurz­er Zeit 98 FB-Fre­und­schaften ein­sam­meln, die meis­ten davon aus der Umge­bung. Trotz Anzeige find­et man am Polizeiposten Wolfs­berg zunächst „strafrechtlich …nichts Rel­e­vantes“.

Erst als sich die „Kleine Zeitung“ des Falls annimmt, kommt Bewe­gung in die Ermit­tlun­gen. Im Dezem­ber 2012 wird der junge Wolfs­berg­er zu 12 Monat­en bed­ingt verurteilt.

Im Mai 2011 wer­den Gebäude im Stadtzen­trum von Wolfs­berg mit Hak­enkreuzen beschmiert und im Juni dann die Gedenk­tafel am Juden­stein: die Polizei weiß zunächst von nichts – erst als eine Per­son anonym gegen die Schmier­ak­tion protestiert („Es tut mir sehr leid, dass ich die Gedenk­tafel des Juden­steins überkleben musste. Aber einen Tag länger möchte ich dieses Hak­enkreuz nicht anse­hen müssen“) und die „Kleine Zeitung“ darüber berichtet, wird das Hak­enkreuz ent­fer­nt. In diesem wie in den meis­ten anderen Fällen wird nichts davon bekan­nt, dass die Täter ermit­telt wer­den konnten.

Ein weit­er­er Vor­fall liegt erst wenige Tage zurück: in der Nacht vom 8. auf den 9. Novem­ber wurde ein Zaun beim Anwe­sen von Ulrich Hab­s­burg in Wolfs­berg offen­sichtlich mutwillig zer­stört, berichtet die „Woche Kärn­ten“ (13.11.2013). Der Zeit­punkt ist für Ulrich Hab­s­burg kein Zufall: „Da ich der Präsi­dent der öster­re­ichisch-israelis­chen Gesellschaft in Kärn­ten bin, macht mich dies betrof­fen, da in dieser Nacht vor 75 Jahren auch die Syn­a­gogen im Deutschen Reich und Öster­re­ich bran­nten, jüdis­che Geschäfte zer­stört und Juden in Konzen­tra­tionslagern ver­schleppt und getötet wur­den“. Er stelle sich die Frage, ob es in Wolfs­berg eine Neon­azi-Szene gebe. Das war wenige Tage vor den Facebook-Hetzereien….