Norbert Hofer wurde Nachfolger von Martin Graf als Dritter Präsident des Nationalrats. Sein Vorgänger adelte ihn schon mit der Bezeichnung „politisches Talent“. Die „Presse“ bezeichnete ihn 2011 als „das freundliche Gesicht der FPÖ“. Eine ziemliche Fehleinschätzung, meinen wir.
Norbert Hofer umgibt nicht das dumpfe Flair eines Burschenschafters. Die „Presse“ glaubt sogar, dass Hofer Burschenschaften „nur aus Erzählungen“ kennt. Nun, ganz so ist das nicht. Der „Kurier“ berichtete am 9.6.2012, dass Hofer „neuerdings Ehrenmitglied der ‚Marko-Germania‘ in Pinkafeld ist“.
Die „Marko-Germania“ bezeichnet sich als „pennal-conservative Burschenschaft“, die für die „deutsche Kulturgemeinschaft in einem Europa des friedlichen Zusammenlebens“ eintritt. Warum Norbert Hofer „neuerdings“ als Ehrenmitglied der nicht sehr aktiven Burschenschaft beigetreten ist, geht aus dem Bericht nicht hervor.
Hofer war auch schon anderswo dabei. 2011 haben wir ihn auf Facebook als Freund der Nazi-Tante Amanda Alice Maravelia und von „Besseres Europa“ gesichtet. Die „Freundschaft“ mit Maravelia war Hofer ziemlich unangenehm: „Das darf nicht sein. Die ist mir durchgerutscht, ich lösche sie sofort“, erklärte er dem „Standard“ damals, darauf angesprochen.
Der Begriff der „durchgerutschen Freundschaften“ hat seither Schule gemacht bei den Freiheitlichen – ein Verdienst von Hofer!
NPD-Sachsen informiert über das Interview mit Norbert Hofer, in der Zeitschrift der „Jungen Nationaldemokraten”
„Durchgerutscht“ ist ihm auch anderes. 2011 erschien in der Neonazi-Zeitschrift „hier & jetzt“ ein Interview mit Hofer. Das ist schon deshalb bemerkenswert, weil Hofer ungefähr zur gleichen Zeit als stellvertretender Parteivorsitzender Werner Königshofer aus der FPÖ ausgeschlossen und als eine der Begründungen angegeben hatte, dass Königshofer mehr auf seine FB-Freundschaften aufpassen hätte sollen. Dass er just damals mit einem der Administratoren von „Besseres Europa“ befreundet war, der heuer nicht nur wegen NS-Wiederbetätigung verurteilt wurde, passt auch nicht so recht ins Saubermann-Image von Hofer.
Aber es gibt noch andere Durch- bzw. Ausrutscher von Hofer, der auch für das letzte freiheitliche Parteiprogramm verantwortlich zeichnete. Als die Schweizer BürgerInnen in einer Volksabstimmung gegen eine Erhöhung des knappen jährlichen Urlaubsanspruchs von vier Wochen entschieden, jubelte Hofer „wie verantwortungsvoll der Wähler“ mit der direkten Demokratie umgegangen sei. Vermutlich hat Hofer deshalb auch 2008 für eine Volksabstimmung zum NS-Verbotsgesetz plädiert, was ihm eine wohlwollende Erwähnung im neonazistischen „Alpen-Donau-Forum“ (allinfodo) eingebracht hat. Hofer erklärte damals frank und frei: „Ich bin für freie Meinungsäußerung.“ Wenn jemand etwas zu den Verbrechen der Nazi-Zeit zu sagen habe, „soll er es sagen dürfen“ (derstandard.at, 17.9.08).

Was Hofer mit der freien Meinungsäußerung über die Nazi-Zeit gemeint haben dürfte, gab er schon 1997 als Kommentar zur sogenannten Wehrmachtsausstellung bekannt: „Es werden wieder einmal Schulklassen zu den Veranstaltungen gekarrt, um Kinder mit dem perversen Exhibitionismus der staatssubventionierten Linken zwangszubeglücken.“ (APA, 9.12.1997)
Hofer ist nicht Martin Graf. Das ist aber auch so ziemlich das einzige, was über den „smarten“ Freiheitlichen positiv zu erwähnen wäre.
Norbert Hofer wurde am 29.10. 13 mit 118 Pro-Stimmen zum Dritten Präsidenten des Nationalrats gewählt – Martin Graf hat 2008 109 Pro-Stimmen erhalten.