Bei jenen zwei Anlässen 2010, in einem Studentenlokal und beim Public Viewing eines WM-Spiels im Grazer Pfauengarten, wo die jungen Männer auf Gäste eingedroschen haben sollen, sollen sie auch Nazi-Parolen gerufen und die rechte Hand zum Hitlergruß erhoben haben. Radl ist gewissermaßen in der Rolle des Mentors hier. Deswegen ist er für die Staatsanwaltschaft auch der Hauptangeklagte. Radls einschlägige Vergangenheit geht mehr als zwanzig Jahre zurück.” Rad soll auch „gemeinsam mit dem vor der österreichischen Justiz nach Spanien geflohenen Honsik eine Homepage und einen Verlag für NS-Propaganda betrieben haben. Drei der nun Mitangeklagten sollen auch dabei geholfen haben, Material zu verteilen und „Freiheit für Honsik”-Aufkleber anzubringen.
Die inzwischen nicht mehr existente Website „gerd-honsik.net”
Am Dienstag kamen erstmals die Beschuldigten zu Wort, dazu die APA:
War der erste Verhandlungstag am Montag noch allein den Ausführungen von Staatsanwalt Johannes Winklhofer und den Verteidigern vorbehalten, so kamen am Dienstag erstmals die Beschuldigten zu Wort, die sich allesamt nicht schuldig fühlen. Die Befragung des ersten Angeklagten dauerte rund zwei Stunden, da er sich nur sehr zögerlich bis gar nicht an die Vorfälle erinnern konnte. Ihm wird vorgeworfen, in einem Lokal zusammen mit seinen Freunden eine Geburtstagsfeier von Studenten gestört und einen der Gäste zusammengeschlagen und schwer verletzt zu haben. Die Körperverletzung ist allerdings in einem eigenen Prozess abgehandelt worden, diesmal ging es nur um die provokanten Äußerungen, die zur Schlägerei geführt hatten.” Beim Public Viewing während der Fußball-WM 2010 kam es zu einem weiteren Vorfall, damals sollen, so die APA, „einige der Angeklagten „SS — Es eskaliert” und „SA, SA, es artet aus” gerufen haben. Das leugnete der Beschuldigte gar nicht, meinte aber „das ist ein ganz anderer Zusammenhang.
Gottfried Küssel und Franz Radl auf der Anti-EU-Kundgebung in Wien, am 29. März 2008. Quelle: de.indymedia.org
Franz Radl verweigerte am Donnerstag jede Aussage. Der 45-jährige Hauptangeklagte „soll für den Holocaust-Leugner Gerd Honsik eine Website mit verbotenen Inhalten betrieben haben und Aufkleber zur Verbreitung der Homepage an seine jüngeren Mitangeklagten weitergegeben haben”, schreibt Der Standard und weiter:
Auf die Frage von Richter Raimund Frei, ob er die Anklage verstanden habe, antwortete er: „Nicht ganz. Ich verstehe nicht ganz, was mir unterstellt wird”, so der Beschuldigte. Der Richter erklärte ihm die Anklage wegen des Verstoßes gegen das Verbotsgesetz. „Die Fakten erkenne ich an”, so Radl, leugnete aber jede Absicht, sich wiederzubetätigen.
Bild von der Anti-EU-Kundgebung in Wien, am 29. März 2008 auf der Website gerd-honsik.net (entpixelt)