Strache postet Propaganda der neofaschistischen Gruppierung „Der Funke”
Am 6. Mai veröffentlichte Strache auf seiner Facebook-Seite ein Solschenizyn-Zitat: „Typisch für ein marxistisches System ist es, Kriminelle zu schonen, aber politische Gegner als Kriminelle zu behandeln.“ Das Foto mit dem Kopf von Solschenizyn und dem Zitat trug das Logo der rechtsextremen „identitären“ Gruppe um die Website Der Funke.
Das erste Problem: Die „Funke“-Website war am 6. Mai schon mehrere Wochen offline (am 8. Mai ging sie wieder ins Netz): Der Solschenizyn-Screenshot muss also aus Straches Archiv oder direkt von den „Funke“-Leuten kommen. Warum bewirbt Strache den „Funken“? Um Solschenizyn zu zitieren? Viel einfacher und naheliegender wäre es gewesen, Hilmar Kabas noch einmal hochleben zu lassen, der 2004 das nämliche Zitat am Landesparteitag der Wiener FPÖ brachte.
Das zweite Problem: Was wollen uns Strache und der „Funke“ mit dem Zitat eigentlich sagen? Dass wir in einem marxistischen System leben? Weil einige Freiheitliche, die sich an der Republik bereichert haben, geschont werden? Oder zielt er mit dem Zitat auf den 8. Mai ab, den Tag der bedingungslosen Kapitulation des Nazi-Regimes, den Tag der Befreiung, der für alte und neue Nazis noch immer ein Tag der Trauer ist? Meint er „Schieflagen“ in der Geschichtsauffassung, die er noch 2004 so nicht hinnehmen wollte?
Das eigentliche Problem scheint uns Straches Verhältnis zum „Funken“. Auch wenn sich die Burschen vom „Funken“ sehr bemühen, ideologisch nicht allzu deutlich an der nationalsozialistischen Ideologie anzustreifen, es will ihnen nicht so wirklich gelingen. Dass ihre Website ausgerechnet am 8. Mai wieder online geht, bezeichnen sie ja selbst als keinen Zufall: “Der Krieg, unser Krieg, ist nämlich noch lange nicht vorbei!“
Funke: „Der Krieg, unser Krieg, ist nämlich noch lange nicht vorbei!”
Da helfen auch die ideologischen Verrenkungen, mit denen man sich von Kommunismus, Liberalismus und Nationalsozialismus abgrenzen will, nicht viel, wenn man feststellen muss, die Burschen vom „Funken“ sind die gleichen, die als Gruppe Siegfriedskopf aufgetreten sind.
„Martin S. (links mit Hemd und Krawatte) und Wolfgang L. (rechts mit Outdoor-Jacke und beigem Hemd darunter) beim Nowotny-Gedenken 2009. Wien, 8. November 2009” Quelle: kuesselskameraden.blogsport.eu
Woher sie ihre geistige Nahrung beziehen, offenbaren sie an einem anderen Ort, dem sie sich zugehörig fühlen: „Die Organisation Sonnenritter ist eine Interessenvereinigung von Weggefährten aus der deutschgeistigen Volksgemeinschaft, die sich mit der Wahrung der Kultur sowie dessen höchsten Gütern beschäftigt und gegen den Seelenmord am deutschen Volk kämpft.“
So ist es auch kein Zufall, dass sich auf der am 8. Mai wieder eröffneten Website des „Funken“ gleich wieder die alten Freunde melden. „Sowilo“, der Burschenschafter Wolfgang L., den wir noch von den „Freien Freunden“ kennen, postet einen Spruch des belgischen Nazi Leon Degrelle: “Das einzige was ich an diesem Krieg bedaure ist die Tatsache, daß wir ihn verloren haben.”
Kommentar überflüssig. Bleibt nur noch die Frage: Warum bewirbt Strache den „Funken“?
Ergänzung:
Ein gefundenes Fressen!
Die Warnung kam zu spät – und vor allem öffentlich! Herwig Götschober, ein kerniger Freiheitlicher, erkannte das Problem: „Ein gefundenes Fressen für Öllinger, das Bild.“ Gemeint war der Screenshot von Solschenizyns Zitat mit dem „Funken“ als Quelle. Götschober meint es gut mit Strache: „Solltest Du wieder rausgeben und nur den Spruch posten.“
Doch der bleibt dabei: Das in markigem Blauschwarz gehaltene Bild mit Solschenizyn, dem Zitat und der faschistischen Flamme des „Funken“ gefällt ihm trotz der Warnung weiterhin.
Kleine Einschränkung: In der Meldungsübersicht sind „Funke“ und faschistische Flamme nicht mehr zu sehen – nur wenn man das Bild zur Direktansicht anklickt. Das sind halt die kleinen Kompromisse im freiheitlichen Leben: Nur für die Eingeweihten erschließt sich die volle Pracht!