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Strache bewirbt braunen Funken

Heinz-Chris­­ti­an Stra­che hat schon wie­der ins Brau­ne gegrif­fen! Vor kur­zem erst war es das Flug­blatt der neo­na­zis­ti­schen AfP mit einem gefälsch­ten Ver­gleich der Ein­künf­te einer Asyl­wer­ber­fa­mi­lie, jetzt ist es ein Sol­­sche­­ni­­zyn-Zitat, das er sich von der Web­site Der Fun­ke aus­ge­borgt hat. Eine in mehr­fa­cher Hin­sicht bemer­kens­wer­te Ange­le­gen­heit. Stra­che pos­tet Pro­pa­gan­da der neo­fa­schis­ti­schen Grup­pie­rung „Der Fun­ke” Am 6. […]

13. Mai 2012


Stra­che pos­tet Pro­pa­gan­da der neo­fa­schis­ti­schen Grup­pie­rung „Der Funke”

Am 6. Mai ver­öf­fent­lich­te Stra­che auf sei­ner Face­book-Sei­te ein Sol­sche­ni­zyn-Zitat: „Typisch für ein mar­xis­ti­sches Sys­tem ist es, Kri­mi­nel­le zu scho­nen, aber poli­ti­sche Geg­ner als Kri­mi­nel­le zu behan­deln.“ Das Foto mit dem Kopf von Sol­sche­ni­zyn und dem Zitat trug das Logo der rechts­extre­men „iden­ti­tä­ren“ Grup­pe um die Web­site Der Fun­ke.

Das ers­te Pro­blem: Die „Funke“-Website war am 6. Mai schon meh­re­re Wochen off­line (am 8. Mai ging sie wie­der ins Netz): Der Sol­sche­ni­zyn-Screen­shot muss also aus Stra­ches Archiv oder direkt von den „Funke“-Leuten kom­men. War­um bewirbt Stra­che den „Fun­ken“? Um Sol­sche­ni­zyn zu zitie­ren? Viel ein­fa­cher und nahe­lie­gen­der wäre es gewe­sen, Hil­mar Kabas noch ein­mal hoch­le­ben zu las­sen, der 2004 das näm­li­che Zitat am Lan­des­par­tei­tag der Wie­ner FPÖ brachte.

Das zwei­te Pro­blem: Was wol­len uns Stra­che und der „Fun­ke“ mit dem Zitat eigent­lich sagen? Dass wir in einem mar­xis­ti­schen Sys­tem leben? Weil eini­ge Frei­heit­li­che, die sich an der Repu­blik berei­chert haben, geschont wer­den? Oder zielt er mit dem Zitat auf den 8. Mai ab, den Tag der bedin­gungs­lo­sen Kapi­tu­la­ti­on des Nazi-Regimes, den Tag der Befrei­ung, der für alte und neue Nazis noch immer ein Tag der Trau­er ist? Meint er „Schief­la­gen“ in der Geschichts­auf­fas­sung, die er noch 2004 so nicht hin­neh­men wollte?

Das eigent­li­che Pro­blem scheint uns Stra­ches Ver­hält­nis zum „Fun­ken“. Auch wenn sich die Bur­schen vom „Fun­ken“ sehr bemü­hen, ideo­lo­gisch nicht all­zu deut­lich an der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Ideo­lo­gie anzu­strei­fen, es will ihnen nicht so wirk­lich gelin­gen. Dass ihre Web­site aus­ge­rech­net am 8. Mai wie­der online geht, bezeich­nen sie ja selbst als kei­nen Zufall: “Der Krieg, unser Krieg, ist näm­lich noch lan­ge nicht vorbei!“


Fun­ke: „Der Krieg, unser Krieg, ist näm­lich noch lan­ge nicht vorbei!”

Da hel­fen auch die ideo­lo­gi­schen Ver­ren­kun­gen, mit denen man sich von Kom­mu­nis­mus, Libe­ra­lis­mus und Natio­nal­so­zia­lis­mus abgren­zen will, nicht viel, wenn man fest­stel­len muss, die Bur­schen vom „Fun­ken“ sind die glei­chen, die als Grup­pe Sieg­frieds­kopf auf­ge­tre­ten sind.


„Mar­tin S. (links mit Hemd und Kra­wat­te) und Wolf­gang L. (rechts mit Out­door-Jacke und bei­gem Hemd dar­un­ter) beim Nowot­ny-Geden­ken 2009. Wien, 8. Novem­ber 2009” Quel­le: kuesselskameraden.blogsport.eu

Woher sie ihre geis­ti­ge Nah­rung bezie­hen, offen­ba­ren sie an einem ande­ren Ort, dem sie sich zuge­hö­rig füh­len: „Die Orga­ni­sa­ti­on Son­nen­rit­ter ist eine Inter­es­sen­ver­ei­ni­gung von Weg­ge­fähr­ten aus der deutsch­geis­ti­gen Volks­ge­mein­schaft, die sich mit der Wah­rung der Kul­tur sowie des­sen höchs­ten Gütern beschäf­tigt und gegen den See­len­mord am deut­schen Volk kämpft.“

So ist es auch kein Zufall, dass sich auf der am 8. Mai wie­der eröff­ne­ten Web­site des „Fun­ken“ gleich wie­der die alten Freun­de mel­den. „Sowi­lo“, der Bur­schen­schaf­ter Wolf­gang L., den wir noch von den „Frei­en Freun­den“ ken­nen, pos­tet einen Spruch des bel­gi­schen Nazi Leon Degrel­le: “Das ein­zi­ge was ich an die­sem Krieg bedau­re ist die Tat­sa­che, daß wir ihn ver­lo­ren haben.”

Kom­men­tar über­flüs­sig. Bleibt nur noch die Fra­ge: War­um bewirbt Stra­che den „Fun­ken“?


Ergänzung:

Ein gefun­de­nes Fressen!

Die War­nung kam zu spät – und vor allem öffent­lich! Her­wig Götscho­ber, ein ker­ni­ger Frei­heit­li­cher, erkann­te das Pro­blem: „Ein gefun­de­nes Fres­sen für Öllin­ger, das Bild.“ Gemeint war der Screen­shot von Sol­sche­ni­zyns Zitat mit dem „Fun­ken“ als Quel­le. Götscho­ber meint es gut mit Stra­che: „Soll­test Du wie­der raus­ge­ben und nur den Spruch posten.“

Doch der bleibt dabei: Das in mar­ki­gem Blau­schwarz gehal­te­ne Bild mit Sol­sche­ni­zyn, dem Zitat und der faschis­ti­schen Flam­me des „Fun­ken“ gefällt ihm trotz der War­nung weiterhin.

Klei­ne Ein­schrän­kung: In der Mel­dungs­über­sicht sind „Fun­ke“ und faschis­ti­sche Flam­me nicht mehr zu sehen – nur wenn man das Bild zur Direkt­an­sicht anklickt. Das sind halt die klei­nen Kom­pro­mis­se im frei­heit­li­chen Leben: Nur für die Ein­ge­weih­ten erschließt sich die vol­le Pracht!