Burschiball in Linz

Sie sind nicht lern­fä­hig! Kaum ist der Wie­ner Bur­­schen­­schaf­­ter-Ball vor­bei, steht der nächs­te am Pro­gramm: der Lin­zer Bur­schen­bund­ball am 11. Febru­ar im Palais des Kauf­män­ni­schen Ver­eins. Orga­ni­sa­tor des Balls ist aus­ge­rech­net der FPÖ-Abge­­or­d­­ne­­te zum Euro­päi­schen Par­la­ment Franz Ober­mayr, der sei­ne Lern­fä­hig­keit dadurch unter Beweis stell­te, dass er Stra­ches Sprü­che nach­plap­per­te und von „Pogrom-Stim­­mung“ beim Wiener […]

6. Feb 2012

Der Lin­zer Bur­schen­bund­ball ist eine fest­li­che Insze­nie­rung des Deutsch­na­tio­na­lis­mus, dar­an las­sen schon die Pro­po­nen­ten des Trä­ger­ver­eins für den Ball kei­nen Zwei­fel auf­kom­men. Franz Ober­mayr, der 2010 gemein­sam mit ande­ren euro­päi­schen Rechts­extre­men am Yasuku­ni-Schrein trau­er­te, sei­nen poli­ti­schen Auf­stieg über die Ver­wei­ge­rung eines Alko-Tests ein­lei­te­te und auch mit der Nazi-Tan­te Mara­ve­lia auf Face­book befreun­det war, ist Alter Herr der Bur­schen­schaft Armi­nia Czer­no­witz in Linz und Prä­si­dent des Trä­ger­ver­eins des Burschienbund-Balls.

Die Armi­nia Czer­no­witz ist zwar 2009 aus der rechts­extre­men Frak­ti­on der Deut­schen Bur­schen­schaft, der Bur­schen­schaft­li­chen Gemein­schaft aus­ge­tre­ten, hat sich aber durch den Vor­trags­abend mit Richard Melisch und das Ankün­di­gungs-Flug­blatt dafür wie­der im ganz rech­ten Eck posi­tio­niert. Das Flam­men­sym­bol, das die Czer­no­witz in ihr Wap­pen inte­griert hat, ist ident mit dem der neo­fa­schis­ti­schen Grup­pe „Der Funke“.


Das Logo der neo­fa­schis­ti­schen Grup­pe „Der Funke”


Das Logo der Bur­schen­schaft Armi­nia Czernowitz

Die rei­ni­gen­de Flam­me (des Faschis­mus), mit der das Alte ver­nich­tet wird, spielt auch in der neo­fa­schis­ti­schen Sym­bo­lik eine wich­ti­ge Rolle.


Das Logo der faschis­ti­schen Movi­men­to Socia­le Ita­lia­no (MSI)

Im Trä­ger­ver­ein sind neben Armi­nen wie Franz Ober­mayr und Wolf­gang Kitz­mül­ler vor allem die Inns­bru­cker Bri­xen, die im rech­tes­ten Eck der Bur­schen­schaf­ten ange­sie­delt sind, stark ver­tre­ten. In Ober­ös­ter­reich ist sie über den Wat­schin­ger-Clan (Franz, Fer­di­nand, Rudolf, Georg …) stark ver­tre­ten. Im Trä­ger­ver­ein des Bur­schen­bund­balls ver­tre­ten ist auch noch die pen­nal­kon­ser­va­ti­ve Ver­bin­dung „Ost­mark”. Ihre Ver­bin­dung zur Öffent­lich­keit ist der­zeit etwas gestört – die Domain ostmark.at wur­de gesperrt.

Die poli­ti­schen Ver­bin­dun­gen der Bur­schen­schaf­ten sind hin­ge­gen unge­trübt. Der ober­ös­ter­rei­chi­sche Lan­des­haupt­mann Josef Püh­rin­ger (ÖVP), dem man kei­ne Nähe zu rechts­extre­men Posi­tio­nen nach­sa­gen kann, beur­teilt den Bur­schen­bund­ball reich­lich naiv: Der Ball sei bis­her „frei von jeg­li­cher poli­ti­schen Agi­ta­ti­on“ gewe­sen. Soll­te es aber zu „Recht­stü­me­lei“ kom­men, sei dies sein letz­ter Bur­schen­bund­ball gewe­sen. Ähn­lich der Vize­rek­tor der Uni­ver­si­tät Linz, Fried­rich Roith­mayr. Er will „tra­di­ti­ons­ge­mäß“ und „von Amts wegen“ für die Uni den Ball eröff­nen und auch den Ehren­schutz über­neh­men. „Faschis­ti­sche Ideo­lo­gien“ sei­en ihm dort nie zu Ohren gekom­men, ver­si­chert er dem Stan­dard (27.1.2012).

Was brau­chen Püh­rin­ger, Vize­rek­tor und ande­re Ehren­gäs­te und Ehren­schüt­zer noch als Beweis? Die deutsch­na­tio­na­len waf­fen­stu­den­ti­schen Ver­bin­dun­gen in Öster­reich haben sich noch nie vom Anti­se­mi­tis­mus in ihrer Geschich­te, ver­kör­pert im Waid­hof­ner Prin­zip, öffent­lich distan­ziert. Im Gegen­teil: Die in der Deut­schen Bur­schen­schaft ver­tre­te­nen Bur­schen­schaf­ten wie die Armi­nia Czer­no­witz haben rund um den bzw. am Ver­bands­tag 2011 eine Debat­te über ihren Arier­pa­ra­gra­fen geführt, die zwar zu einer abge­schwäch­ten Ver­si­on geführt hat, aber den­noch deut­lich genug ist.

Im neu­en ver­bind­li­chen „Gut­ach­ten“ des Rechts­aus­schus­ses heißt es jetzt:

Die­ses Bekennt­nis (zum „Deut­schen Vater­land“) ver­pflich­tet die Deut­sche Bur­schen­schaft und ihre Mit­glieds­ver­ei­ni­gun­gen dazu, die Iden­ti­tät des deut­schen Vol­kes zu wah­ren und das Bewußt­sein der gemein­sa­men Volks­zu­ge­hö­rig­keit aktiv zu pfle­gen. Die Mit­glieds­ver­ei­ni­gun­gen kön­nen nur sol­che Bewer­ber auf­neh­men, die geeig­net sind, jeder­zeit für das deut­sche Volk und Vater­land ein­zu­tre­ten. Die Mit­glieds­ver­ei­ni­gun­gen kön­nen daher grund­sätz­lich nur Bewer­ber auf­neh­men, die dem deut­schen Volk angehören.

Das Bekennt­nis zum öster­rei­chi­schen Staat, das die Bur­schen­schaf­ten in der Regel hin­krie­gen, ist unter­füt­tert von einem Bekennt­nis zum deut­schen Volk und zum deut­schen Vater­land, die in der Wer­tig­keit ihrer „völ­ki­schen Welt­an­schau­ung“ wesent­lich bedeut­sa­mer sind als Staaten.

Bei den Ober­ös­ter­rei­cher Ger­ma­nen zu Wien (von denen eben­falls ein Ver­tre­ter im Ball­aus­schuss sitzt) wur­den eini­ge Reiz­wor­te gestri­chen. In den alten Grund­sät­zen hieß es: „Unser Vater­land ist die ange­stamm­te kul­tu­rel­le und geis­ti­ge Hei­mat aller Deut­schen, unab­hän­gig von staat­li­chen Gren­zen.“ Das wur­de jetzt weich­ge­spült in fol­gen­de Defi­ni­ti­on: „Im wei­te­ren Sin­ne ist das Vater­land die poli­ti­sche Hei­mat des auf die­sem Boden woh­nen­den Vol­kes, wel­ches durch Abstam­mung, Spra­che und kul­tu­rel­le Iden­ti­tät auch im Rah­men eines grö­ße­ren Kul­tur­krei­ses beson­de­re Gemein­sam­kei­ten aufweist.“

Das Bekennt­nis der Ober­ös­ter­rei­cher Ger­ma­nen schließt mit dem Appell: „Wir sind nicht naiv!“ – Wir auch nicht! Gegen den Bur­schen­bund­ball gibt es Pro­tes­te, auch Demons­tra­tio­nen wur­den angekündigt.

Im Jän­ner fand die 1. Lin­zer Bur­schi-Tour mit inter­es­san­ten Infos zu den ein­zel­nen Ver­bin­dun­gen statt. Bericht über die Bur­schi-Tour ➡️ subtext.at — 1. Lin­zer Bur­s­chi­tour – ein Rückblick

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