Der Linzer Burschenbundball ist eine festliche Inszenierung des Deutschnationalismus, daran lassen schon die Proponenten des Trägervereins für den Ball keinen Zweifel aufkommen. Franz Obermayr, der 2010 gemeinsam mit anderen europäischen Rechtsextremen am Yasukuni-Schrein trauerte, seinen politischen Aufstieg über die Verweigerung eines Alko-Tests einleitete und auch mit der Nazi-Tante Maravelia auf Facebook befreundet war, ist Alter Herr der Burschenschaft Arminia Czernowitz in Linz und Präsident des Trägervereins des Burschienbund-Balls.
Die Arminia Czernowitz ist zwar 2009 aus der rechtsextremen Fraktion der Deutschen Burschenschaft, der Burschenschaftlichen Gemeinschaft ausgetreten, hat sich aber durch den Vortragsabend mit Richard Melisch und das Ankündigungs-Flugblatt dafür wieder im ganz rechten Eck positioniert. Das Flammensymbol, das die Czernowitz in ihr Wappen integriert hat, ist ident mit dem der neofaschistischen Gruppe „Der Funke“.
Das Logo der neofaschistischen Gruppe „Der Funke”
Das Logo der Burschenschaft Arminia Czernowitz
Die reinigende Flamme (des Faschismus), mit der das Alte vernichtet wird, spielt auch in der neofaschistischen Symbolik eine wichtige Rolle.
Das Logo der faschistischen Movimento Sociale Italiano (MSI)
Im Trägerverein sind neben Arminen wie Franz Obermayr und Wolfgang Kitzmüller vor allem die Innsbrucker Brixen, die im rechtesten Eck der Burschenschaften angesiedelt sind, stark vertreten. In Oberösterreich ist sie über den Watschinger-Clan (Franz, Ferdinand, Rudolf, Georg …) stark vertreten. Im Trägerverein des Burschenbundballs vertreten ist auch noch die pennalkonservative Verbindung „Ostmark”. Ihre Verbindung zur Öffentlichkeit ist derzeit etwas gestört – die Domain ostmark.at wurde gesperrt.
Die politischen Verbindungen der Burschenschaften sind hingegen ungetrübt. Der oberösterreichische Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP), dem man keine Nähe zu rechtsextremen Positionen nachsagen kann, beurteilt den Burschenbundball reichlich naiv: Der Ball sei bisher „frei von jeglicher politischen Agitation“ gewesen. Sollte es aber zu „Rechtstümelei“ kommen, sei dies sein letzter Burschenbundball gewesen. Ähnlich der Vizerektor der Universität Linz, Friedrich Roithmayr. Er will „traditionsgemäß“ und „von Amts wegen“ für die Uni den Ball eröffnen und auch den Ehrenschutz übernehmen. „Faschistische Ideologien“ seien ihm dort nie zu Ohren gekommen, versichert er dem Standard (27.1.2012).
Was brauchen Pühringer, Vizerektor und andere Ehrengäste und Ehrenschützer noch als Beweis? Die deutschnationalen waffenstudentischen Verbindungen in Österreich haben sich noch nie vom Antisemitismus in ihrer Geschichte, verkörpert im Waidhofner Prinzip, öffentlich distanziert. Im Gegenteil: Die in der Deutschen Burschenschaft vertretenen Burschenschaften wie die Arminia Czernowitz haben rund um den bzw. am Verbandstag 2011 eine Debatte über ihren Arierparagrafen geführt, die zwar zu einer abgeschwächten Version geführt hat, aber dennoch deutlich genug ist.
Im neuen verbindlichen „Gutachten“ des Rechtsausschusses heißt es jetzt:
Dieses Bekenntnis (zum „Deutschen Vaterland“) verpflichtet die Deutsche Burschenschaft und ihre Mitgliedsvereinigungen dazu, die Identität des deutschen Volkes zu wahren und das Bewußtsein der gemeinsamen Volkszugehörigkeit aktiv zu pflegen. Die Mitgliedsvereinigungen können nur solche Bewerber aufnehmen, die geeignet sind, jederzeit für das deutsche Volk und Vaterland einzutreten. Die Mitgliedsvereinigungen können daher grundsätzlich nur Bewerber aufnehmen, die dem deutschen Volk angehören.
Das Bekenntnis zum österreichischen Staat, das die Burschenschaften in der Regel hinkriegen, ist unterfüttert von einem Bekenntnis zum deutschen Volk und zum deutschen Vaterland, die in der Wertigkeit ihrer „völkischen Weltanschauung“ wesentlich bedeutsamer sind als Staaten.
Bei den Oberösterreicher Germanen zu Wien (von denen ebenfalls ein Vertreter im Ballausschuss sitzt) wurden einige Reizworte gestrichen. In den alten Grundsätzen hieß es: „Unser Vaterland ist die angestammte kulturelle und geistige Heimat aller Deutschen, unabhängig von staatlichen Grenzen.“ Das wurde jetzt weichgespült in folgende Definition: „Im weiteren Sinne ist das Vaterland die politische Heimat des auf diesem Boden wohnenden Volkes, welches durch Abstammung, Sprache und kulturelle Identität auch im Rahmen eines größeren Kulturkreises besondere Gemeinsamkeiten aufweist.“
Das Bekenntnis der Oberösterreicher Germanen schließt mit dem Appell: „Wir sind nicht naiv!“ – Wir auch nicht! Gegen den Burschenbundball gibt es Proteste, auch Demonstrationen wurden angekündigt.
Im Jänner fand die 1. Linzer Burschi-Tour mit interessanten Infos zu den einzelnen Verbindungen statt. Bericht über die Burschi-Tour ➡️ subtext.at — 1. Linzer Burschitour – ein Rückblick