Lienz (Osttirol): Brutaler Neonazi-Schläger und Wiederholungstäter auf freiem Fuß

Der Skan­dal um die ras­sis­tis­che Attacke in Lienz weit­et sich aus: Wie berichtet, hat ein Pärchen in einem Lien­z­er Nacht­lokal einen 20-Jähri­gen, dessen Mut­ter aus Afri­ka stammt, zunächst ras­sis­tisch beschimpft („Scheiß Neger, hör auf, unsere öster­re­ichis­chen Frauen zu ver­führen!”) und sodann niedergeprügelt und schw­er verletzt.

Die Polizei hat Vor­fall unter der Kat­e­gorie Wirtshauss­chlägerei behan­delt und sowohl Täter als auch Opfer angezeigt. Der Schw­erver­let­zte wurde erst nach der polizeilichen Ein­ver­nahme im Kranken­haus sta­tionär ver­sorgt. Das Kranken­haus Lienz erstat­tete wegen der Ver­let­zun­gen Anzeige. Erst nach weit­eren Ein­ver­nah­men soll von der Polizei ein möglich­er ras­sis­tis­ch­er Hin­ter­grund fest­gestellt wor­den sein.

Jet­zt kon­nten wir in Erfahrung brin­gen, dass der ras­sis­tis­che Prü­gler Bernd A. wegen NS-Wieder­betä­ti­gung und schw­er­er Kör­per­ver­let­zung schon zu ein­er mehrjähri­gen Haft­strafe verurteilt wor­den war. Er hat­te den Auf­bau ein­er „Kam­er­ad­schaft Lienz/ Ost­tirol“ betrieben und für Hitlers Geburt­stag (20.4.) im Jahr 2002 ein großes Tre­f­fen mit Nazi-Rock-Bands, Grillfest und Demos organ­isieren wollen.


AFP tagte 2009 im Döl­sach­er Gemein­de­saal in Ost­tirol — Begrüßung für Bernd A.?

Im Dezem­ber 2002 (APA, 16.12.02) wurde Bernd A. wegen NS-Wieder­betä­ti­gung bere­its zum zweit­en Mal verurteilt. Er war bere­its ein Jahr zuvor zu ein­er fast zwei­jähri­gen teilbe­d­ingten Strafe verurteilt wor­den. Vom Vor­wurf der Kör­per­ver­let­zung, bei der das Opfer mit Schlä­gen und Trit­ten ver­let­zt wurde, wurde er freige­sprochen. Das Straf­maß wurde nicht erweitert.

Wenige Tage nach dem Urteil kam es zu einem mys­ter­iösen Anschlag. Ein glatzköp­figer Mann schlug mit der Schaufel auf den PKW jenes Mannes ein, der als Zeuge im Neon­azi-Prozess aus­ge­sagt hat­te (Tirol­er Tageszeitung, 28.12.02). Der Anschlag kön­nte aber auch jen­em Anwalt gegolten haben, der im Neon­azi-Prozess zunächst als Pflichtvertei­di­ger fungiert, das Man­dat aber dann zurück­gelegt hat­te. Sein Auto stand hin­ter den beschädigten PKW. Die Polizei wollte jedoch eine andere Spur ver­fol­gen: „In der Neon­aziszene haben wir bis­lang keine Erken­nt­nisse, es kön­nte ein Klient (…),dessen Zufahrtss­child ver­bo­gen wurde, gewe­sen sein”, mut­maßte man dort.

2003, am 1.Jänner, dann die näch­ste Aktion: Am Bahn­hof von Lienz schlug Bernd A. gemein­sam mit einem Kom­plizen zwei Sudane­sen, die auf ihren Zug nach Wien warteten, grund­los nieder. „Ihr Aus­län­der-Schweine, was wollt Ihr bei uns?“, war die Begrüßung, dann prügel­ten und trat­en sie auf die bei­den Sudane­sen ein. Über den Vor­fall wurde von der Sicher­heits­di­rek­tion Tirol eine Nachricht­ensperre ver­hängt. Im Feb­ru­ar 03 dann der Prozess: Bernd A. fasste eine unbe­d­ingte Haft­strafe von ins­ge­samt 2 Jahren und 7 Monat­en aus.

2004 fol­gte der näch­ste Prozess. Angeklagt war dies­mal Bernd A. erneut wegen Wieder­betä­ti­gung und Kör­per­ver­let­zung in zwei ver­schiede­nen Fällen: Am 6. Dezem­ber 02, wenige Tage vor seinem Prozess, hat­te er in Inns­bruck einen Afrikan­er als „Nig­ger“ beschimpft und zu Boden geschla­gen. Das Urteil: weit­ere zweiein­halb Jahre für Bernd A., der außer­dem aus der Haft her­aus auch NS-Parolen ver­schickt hatte.

Bernd A. ist seit rund einem Jahrzehnt als Neon­azi und Schläger unter den Jugendlichen in Ost­tirol bekan­nt. Wenn er „Aus­län­der“ sieht, dann prügelt er. Nun ist Bernd A., der nach eigen­er Darstel­lung ins­ge­samt 6 Jahre und 4 Monate Haft wegen Wieder­betä­ti­gung und schw­er­er Kör­per­ver­let­zung aus­ge­fasst hat­te und 2009 aus der Haft ent­lassen wurde, wieder rück­fäl­lig gewor­den und auf freiem Fuß angezeigt worden.

Eine tick­ende Zeit­bombe, die jed­erzeit wieder explodieren kann und eine Polizei, die im Opfer einen Verdächti­gen sieht!