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Lienz (Osttirol): Brutaler Neonazi-Schläger und Wiederholungstäter auf freiem Fuß

Der Skan­dal um die ras­sis­ti­sche Atta­cke in Lienz wei­tet sich aus: Wie berich­tet, hat ein Pär­chen in einem Lien­zer Nacht­lo­kal einen 20-Jäh­ri­­gen, des­sen Mut­ter aus Afri­ka stammt, zunächst ras­sis­tisch beschimpft („Scheiß Neger, hör auf, unse­re öster­rei­chi­schen Frau­en zu ver­füh­ren!”) und sodann nie­der­ge­prü­gelt und schwer ver­letzt. Die Poli­zei hat Vor­fall unter der Kate­go­rie Wirts­haus­schlä­ge­rei behan­delt und […]

10. Feb 2011

Die Poli­zei hat Vor­fall unter der Kate­go­rie Wirts­haus­schlä­ge­rei behan­delt und sowohl Täter als auch Opfer ange­zeigt. Der Schwer­ver­letz­te wur­de erst nach der poli­zei­li­chen Ein­ver­nah­me im Kran­ken­haus sta­tio­när ver­sorgt. Das Kran­ken­haus Lienz erstat­te­te wegen der Ver­let­zun­gen Anzei­ge. Erst nach wei­te­ren Ein­ver­nah­men soll von der Poli­zei ein mög­li­cher ras­sis­ti­scher Hin­ter­grund fest­ge­stellt wor­den sein.

Jetzt konn­ten wir in Erfah­rung brin­gen, dass der ras­sis­ti­sche Prüg­ler Bernd A. wegen NS-Wie­der­be­tä­ti­gung und schwe­rer Kör­per­ver­let­zung schon zu einer mehr­jäh­ri­gen Haft­stra­fe ver­ur­teilt wor­den war. Er hat­te den Auf­bau einer „Kame­rad­schaft Lienz/ Ost­ti­rol“ betrie­ben und für Hit­lers Geburts­tag (20.4.) im Jahr 2002 ein gro­ßes Tref­fen mit Nazi-Rock-Bands, Grill­fest und Demos orga­ni­sie­ren wollen.


AFP tag­te 2009 im Döl­sa­cher Gemein­de­saal in Ost­ti­rol — Begrü­ßung für Bernd A.?

Im Dezem­ber 2002 (APA, 16.12.02) wur­de Bernd A. wegen NS-Wie­der­be­tä­ti­gung bereits zum zwei­ten Mal ver­ur­teilt. Er war bereits ein Jahr zuvor zu einer fast zwei­jäh­ri­gen teil­be­ding­ten Stra­fe ver­ur­teilt wor­den. Vom Vor­wurf der Kör­per­ver­let­zung, bei der das Opfer mit Schlä­gen und Trit­ten ver­letzt wur­de, wur­de er frei­ge­spro­chen. Das Straf­maß wur­de nicht erweitert.

Weni­ge Tage nach dem Urteil kam es zu einem mys­te­riö­sen Anschlag. Ein glatz­köp­fi­ger Mann schlug mit der Schau­fel auf den PKW jenes Man­nes ein, der als Zeu­ge im Neo­na­zi-Pro­zess aus­ge­sagt hat­te (Tiro­ler Tages­zei­tung, 28.12.02). Der Anschlag könn­te aber auch jenem Anwalt gegol­ten haben, der im Neo­na­zi-Pro­zess zunächst als Pflicht­ver­tei­di­ger fun­giert, das Man­dat aber dann zurück­ge­legt hat­te. Sein Auto stand hin­ter den beschä­dig­ten PKW. Die Poli­zei woll­te jedoch eine ande­re Spur ver­fol­gen: „In der Neo­na­zi­sze­ne haben wir bis­lang kei­ne Erkennt­nis­se, es könn­te ein Kli­ent (…),des­sen Zufahrts­schild ver­bo­gen wur­de, gewe­sen sein”, mut­maß­te man dort.

2003, am 1.Jänner, dann die nächs­te Akti­on: Am Bahn­hof von Lienz schlug Bernd A. gemein­sam mit einem Kom­pli­zen zwei Suda­ne­sen, die auf ihren Zug nach Wien war­te­ten, grund­los nie­der. „Ihr Aus­län­der-Schwei­ne, was wollt Ihr bei uns?“, war die Begrü­ßung, dann prü­gel­ten und tra­ten sie auf die bei­den Suda­ne­sen ein. Über den Vor­fall wur­de von der Sicher­heits­di­rek­ti­on Tirol eine Nach­rich­ten­sper­re ver­hängt. Im Febru­ar 03 dann der Pro­zess: Bernd A. fass­te eine unbe­ding­te Haft­stra­fe von ins­ge­samt 2 Jah­ren und 7 Mona­ten aus.

2004 folg­te der nächs­te Pro­zess. Ange­klagt war dies­mal Bernd A. erneut wegen Wie­der­be­tä­ti­gung und Kör­per­ver­let­zung in zwei ver­schie­de­nen Fäl­len: Am 6. Dezem­ber 02, weni­ge Tage vor sei­nem Pro­zess, hat­te er in Inns­bruck einen Afri­ka­ner als „Nig­ger“ beschimpft und zu Boden geschla­gen. Das Urteil: wei­te­re zwei­ein­halb Jah­re für Bernd A., der außer­dem aus der Haft her­aus auch NS-Paro­len ver­schickt hatte.

Bernd A. ist seit rund einem Jahr­zehnt als Neo­na­zi und Schlä­ger unter den Jugend­li­chen in Ost­ti­rol bekannt. Wenn er „Aus­län­der“ sieht, dann prü­gelt er. Nun ist Bernd A., der nach eige­ner Dar­stel­lung ins­ge­samt 6 Jah­re und 4 Mona­te Haft wegen Wie­der­be­tä­ti­gung und schwe­rer Kör­per­ver­let­zung aus­ge­fasst hat­te und 2009 aus der Haft ent­las­sen wur­de, wie­der rück­fäl­lig gewor­den und auf frei­em Fuß ange­zeigt worden.

Eine ticken­de Zeit­bom­be, die jeder­zeit wie­der explo­die­ren kann und eine Poli­zei, die im Opfer einen Ver­däch­ti­gen sieht!

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