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Die rechten Stifter (VI): Noch eine rechte Stiftung

Die Vor­fäl­le rund um die Stif­tung Meschar machen deut­lich: Es ist nicht schwie­rig, alte Men­schen zu über­re­den, ihr Hab und Gut in eine Stif­tung ein­zu­brin­gen oder auch per Tes­ta­ment für die „rech­te“ Sache zu opfern. „pro­fil“ hat das The­ma unter dem Titel „Die Erb­schlei­cher“ (Nr. 26 vom 25.6.2012) auf­ge­grif­fen und dabei auch kurz die Laurin-Stiftung […]

2. Jul 2012

Eini­ge weni­ge Schlüs­sel­fi­gu­ren der rechts­extre­men Sze­ne, die schon in der Nier­mann-Stif­tung aktiv waren, tau­chen auch in einer wei­te­ren Stif­tung in ver­ant­wort­li­cher Funk­ti­on auf: bei der Lau­rin-Stif­tung, die ihren Sitz in Liech­ten­stein hat.

Gegrün­det wur­de die Stif­tung am 12. Sep­tem­ber 1966 von der Stif­te­rin Hel­ga Chris­ti­an, einer rei­chen Wie­ne­rin, die vor Jah­ren nach Aus­tra­li­en aus­ge­wan­dert ist. Nach Anga­ben von Otto Scrin­zi, die die­ser gegen­über der Zeit­schrift „FF – Süd­ti­ro­ler Wochen­ma­ga­zin“ mach­te, ist Hel­ga Chris­ti­an die Erbin des Wie­ner Schicht-Kon­zerns. Der Kon­zern hat­te nicht nur wegen sei­ner Sei­fen (Schicht- bzw. Hirsch-Sei­fe), son­dern auch mit ande­ren Pro­duk­ten („Ceres“) einen gro­ßen Namen und erheb­li­ches Ver­mö­gen, bis er mit Uni­le­ver ver­schmol­zen wurde.


Wahl­pla­kat von Otto Scrinzi.Damals wie Heu­te, The­men mit den Rech­te punk­ten wol­len: Pri­vi­le­gi­en, Über­frem­dung, Abtrei­bung, Parteifinanzierung

„FF“ (Nr. 48/2010) berich­tet, dass die Fir­ma Schicht & Co. bzw. eini­ge Erben auch als „Ari­seu­re“ im öster­rei­chi­schen Staats­ar­chiv auf­schei­nen. Hel­ga Chris­ti­an hat jeden­falls ein bedeu­ten­des Ver­mö­gen geerbt. In der Lau­rin-Stif­tung lagen Ende 2008 41,5 Mil­lio­nen Euro – dazu kom­men noch ver­ge­be­ne Kre­di­te in der Höhe von 9,8 Mil­lio­nen Euro, die von den Begüns­tig­ten noch zurück­ge­zahlt wer­den müs­sen. Die jähr­li­chen Erträ­ge der Stif­tung sind jeden­falls beträcht­lich: 2008 waren es 1,253 Mio €.

Über die frü­hen Jah­re der Stif­tung ist so gut wie nichts bekannt. Von Hel­ga Chris­ti­an weiß „FF“ immer­hin zu berich­ten, dass sie in Aus­tra­li­en an die rechts­extre­me Par­tei „One Nati­on“ von Pau­li­ne Han­son spen­de­te und auch als Unter­stüt­ze­rin der rechts­kon­ser­va­ti­ven Par­tei „Fami­ly First“ auf­ge­tre­ten sei. Sie glau­be, so ein Infor­mant von „FF“, dass man Süd­ti­rol mit ein paar radi­ka­len Ele­men­ten wie­der zu Öster­reich brin­gen kön­ne, sei von einer gewis­sen Leicht­gläu­big­keit und las­se sich „von gewis­sen Leu­ten aus­nüt­zen“ (FF, 2.10. 2010).

Gewiss ist jeden­falls, dass in den 1990er-Jah­ren Otto Scrin­zi Vor­sit­zen­der des Ver­wal­tungs­ra­tes der Stif­tung wur­de. Otto Scrin­zi wird uns spä­ter noch ein­mal im Zusam­men­hang mit ver­erb­tem Ver­mö­gen beschäf­ti­gen. Der vor kur­zem ver­stor­be­ne Psych­ia­ter und Gerichts­gut­ach­ter gehör­te zu den Per­so­nen, die zwei­fel­los als Schlüs­sel­fi­gu­ren der rechts­extre­men Sze­ne bezeich­net wer­den können.


„Otto Scrin­zi: Kärn­ten – Tau­send Jah­re und sieb­zig” (Screen­shot der Web­site oelm.at)

Scrin­zi, der bis zu sei­nem Tod Anfang 2012 ein flei­ßi­ger Schrei­ber in der „Aula“ und in ande­ren rechts­extre­men Publi­ka­tio­nen war, weist eine schil­lern­de Vita im rechts­extre­men Lager auf, die vom SA-Sturm­füh­rer und NSDAP-Mit­glied („Ich war schon immer rechts, auch inner­halb der NSDAP“) über eine lan­ge Peri­ode als Abge­ord­ne­ter der FPÖ (1966–1979) bis zu sei­ner bla­ma­blen Kan­di­da­tur als Prä­si­dent­schafts­kan­di­dat des deutsch­na­tio­na­len Lagers 1986 reicht. Der Psych­ia­ter, der sei­nen Beruf unter ande­rem am Insti­tut für Erb- und Ras­sen­bio­lo­gie Inns­bruck wäh­rend der NS-Zeit erlernt hat, war bis ins hohe Alter nicht nur als Gerichts­sach­ver­stän­di­ger, son­dern auch in diver­sen rechts­extre­men Zir­keln aktiv.


Unzen­su­riert und Aula über Scrin­zi (Screen­shot der Web­site unzensuriert.at)

In der Lau­rin-Stif­tung hat Scrin­zi dafür gesorgt, dass zwei alte Bekann­te, die schon in der Nier­mann-Stif­tung für die rech­te Mehr­heit gesorgt hat­ten, als Mit­glie­der des vier­köp­fi­gen Kura­to­ri­ums auf­ge­nom­men wur­den: Peter Kie­nes­ber­ger und Erhard Har­tung, die ehe­ma­li­gen Südtirol-Attentäter.

➡️ Die rech­ten Stif­ter (I): Ein Mul­ti­mil­lio­när und sei­ne Stiftung
➡️ Die rech­ten Stif­ter (II): „Süd­ti­rol ist überall“
➡️ Die rech­ten Stif­ter (III): Die Ermitt­lun­gen ver­lie­ren sich
➡️ Die rech­ten Stif­ter (IV): Dor­nen­kro­ne und Fensterkitt
➡️ Die rech­ten Stif­ter (V): Stil­le Hil­fe für Veruntreuung

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