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Wien: Strache und der Saufnazi

Es soll­te angeb­lich eine Kund­ge­bung für „Wohn­qua­li­tät statt Lärm­ter­ror“ sein, doch den meis­ten, die sich am 18. Juni 2010 vor dem Amts­haus am Flo­rids­dor­fer Spitz ver­sam­melt hat­te, war schon klar, dass eine Kund­ge­bung mit Heinz Chris­ti­an Stra­che als Haupt­red­ner ande­re Zie­le ver­folg­te. Unter den Lär­men­den eini­ge Dut­zend Nazi-Skins. Einer von ihnen stand jetzt vor Gericht. […]

5. Jul 2012

Hel­mut L. hat­te im Juni 2010 einen pro­mi­nen­ten Auf­tritt bei der Kund­ge­bung. Als Stra­che gegen die Errich­tung eines isla­mi­schen Kul­tur­zen­trums in der Rapp­gas­se los­pol­ter­te, streck­te Hel­mut L. die rech­te Hand flach aus­ge­streckt nach oben – der Hit­ler­gruß! Die Tages­zei­tung „Öster­reich“ fing das Bild mit Stra­che und Hel­muts Hit­ler­gruß ein und ver­öf­fent­lich­te es tags dar­auf. Hel­mut L. wur­de sogar mit einer Wort­spen­de zitiert: Angst, dass einen die­se Aus­län­der mit dem Mes­ser bedrohen.“


Screen­shot der Tages­zei­tung „Öste­reich”, sie­he auch: Anti-Islam-Demo: Neo-Nazis bei Stra­che und Hit­ler-Gruß bei Stra­che-Rede: 18 Mona­te Haft

Am Mitt­woch, 4. Juli 2012, hat­te Hel­mut L. einen pro­mi­nen­ten Auf­tritt vor einem Geschwo­re­nen­se­nat am Wie­ner Straf­lan­des­ge­richt – als Ange­klag­ter. L. bestrei­tet zunächst: „Wir ham uns das ange­hört, und dann habe ich die Faust geballt“, zitiert ihn der Stan­dard (5.7.2012). Wie einen die Erin­ne­rung doch trü­gen kann!

Sei­ne Ver­lob­te berich­tet vom Über­schwang der Gefüh­le, als Stra­che rede­te: „Wir waren von Stra­ches Aus­sa­gen, na ja, nicht direkt begeis­tert, aber es hat uns sehr gefal­len.“ Hel­mut L. ver­sucht es noch ein­mal: „Ich habe abso­lut nichts mit der rech­ten Sze­ne zu tun.“ Dage­gen spricht aller­dings, dass Hel­mut L. mit etli­chen ande­ren Nazi-Skins bei der Kund­ge­bung auf­mar­schiert war und, wie auch Vide­os zei­gen, mit den FPÖ-Ord­nern einen durch­aus ver­trau­ten Umgang pfleg­te. Einer hat ihm laut „Öster­reich“ auch zuge­zischt: „Gib den Arm run­ter!“ Doch sei­ne Bezie­hun­gen zur FPÖ und deren Ord­nern waren nicht Gegen­stand der Verhandlung.

Statt­des­sen kam zur Spra­che, dass ihn ein Poli­zist schon am 16. April 2010 ange­zeigt hat­te, weil er mit einem T‑Shirt mit der Zahl 88 und eben­falls erho­be­nem rech­ten Arm laut­stark „Heil Hit­ler“ und aus­län­der­feind­li­che Paro­len am Flo­rids­dor­fer Bahn­hof gebrüllt hatte.

Der Ver­tei­di­ger ver­such­te es noch mit den schwie­ri­gen Lebens­um­stän­den (Lehr­ab­bruch, Alko­hol­pro­ble­me), aber die mehr­fa­che Wie­der­be­tä­ti­gung und ins­ge­samt sechs Vor­stra­fen ver­an­lass­ten die Geschwo­re­nen zu einem kla­ren Schuld­spruch: 18 Mona­te unbe­dingt. Zusätz­lich wur­de eine offe­ne Haft­stra­fe von drei Mona­ten bedingt wider­ru­fen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Offen bleibt aber noch etwas ande­res: Nur weni­ge Wochen nach dem Auf­marsch von Hel­mut L. und sei­nen Nazi-Skins am Flo­rids­dor­fer Spitz gab es ganz in der Nähe Brand­an­schlä­ge auf ein Wohn­heim, in dem Migran­tIn­nen leb­ten. Die Brand­an­schlä­ge waren ein­deu­tig rechts­extre­mis­tisch und aus­län­der­feind­lich moti­viert, sind aber bis heu­te nicht aufgeklärt!