2024 hat eine Recherche von „Stoppt die Rechten“ den Versuch des Vereins „Haymon“, auch in Tirol ein identitärennahes Zentrum zu errichten, empfindlich gebremst. Die Haymon-Website ging offline, in den sozialen Medien herrschte Funkstille. Ende April 2025 lud „Haymon“ mit seinem Vereinsobmann Benjamin Kranzl einen arg gebeutelten „Influencer“ zu einer Veranstaltung über „Socailmedia“ (sic!) ein. Der „Influencer“ influenct mittlerweile nur mehr sehr beschränkt, seine Hauptkanäle (YouTube und TikTok) existieren nicht mehr
2024 musste der Oberösterreicher wegen seiner Video-Hasstiraden in U‑Haft, inzwischen bettelt er mit spärlichem Erfolg um Spenden, weil gegen ihn ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Verbotsgesetz, Verhetzung sowie Aufforderung zu terroristischen Straftaten und Gutheißung terroristischer Straftaten laufe, wie er selbst schreibt. Die erste Runde in Schwaz dürfte ihm gefallen haben, denn am 17. war er erneut in Tirol.
Klandestine Ankündigung und öffentlicher Protest
Die Ankündigung, den „3. Bergkongress“ abhalten zu wollen, war eher klandestin, hat es aber dennoch an eine breitere Öffentlichkeit geschafft.
Nachdem wir den identitären Verein „Haymon” (Schwaz/T) 2024 aufgedeckt haben, war eine Zeitlang Funkstille. Jetzt wird zieml. klandestin zum nächten rechtsextremen Vernetzungstreffen geladen. 2022 & 2023 hatten sich mit FPÖ-Beteiligung rechtsextreme Szenegrößen in Tirol zum „Bergkongress” getroffen.
— Stoppt die Rechten (@stopptdierechten.at) 11. Mai 2025 um 10:53
Der Antifa Meran gelang es, den Veranstaltungsort zu eruieren: Der „Bergkongress“ sollte nach 2023 erneut im Mathoi-Haus, wo auch das Schwazer Stadtarchiv untergebracht ist, stattfinden. Eine Protestwelle war die Folge.
Da Kranzl eine bewegte politische Vergangenheit hinter sich hat – er war wegen der Schweinskopfaffäre aus der FPÖ rausgeflogen und verbrachte mit einer eigenen Liste eine Periode im Schwazer Gemeinderat, von dem er sich 2022 mit gerade einmal 29 Wahlstimmen verabschiedete – musste der Gemeinde bereits 2023 klar gewesen sein, wen sie in ihren Räumlichkeiten beherbergt. Spätestens nach Medienmeldungen war es öffentlich, dass sich 2023 im Mathoi-Haus FPÖ-Funktionär*innen, rechtsextreme Szenegrößen und aus der Neonazi-Szene stammende Personen vernetzt hatten.
Erst wenige Wochen vor dem geplanten „Bergkongress” hatte die TT (18.4.25) von einem „Nazi aus Tirol” berichtet, der zu den Followern der in Südtirol neu gegründeten rechtsextremen „Junge Aktion” gehöre. Tatsächlich hatte der von der TT gemeinte Kranzl ein Video der „Jungen Aktion” geteilt.
Umso erstaunlicher war es, dass die Stadt Kranzls rechtsextreme Runde am 17. Mai erneut beherbergen wollte. Nach Protesten und einem Bericht in der „Tiroler Tageszeitung“ (13.5.25) bekamen die Vertreter*innen der Stadt Schwaz kalte Füße und verschickten einheitlich eine Erklärung, die mehr Fragen offenließ, als sie beantwortete:
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Stadt Schwaz hat im Lichte der hervorgekommenen Begleitumstände die Vergabe des Saals Irmgard im Mathoi-Haus nochmal eingehend geprüft und gegenüber dem Veranstalter den Mietvertrag (Veranstaltung am 17. Mai 2025) aufgelöst.
Damit findet die Veranstaltung NICHT in Räumlichkeiten der Stadtgemeinde Schwaz statt.
Mit freundlichen Grüßen
Stadtgemeinde Schwaz
Warum bereits 2023 das Treffen im Mathoi-Haus stattfinden konnte, welche „Begleitumstände“ plötzlich ins Licht gerückt waren, die vorher für die Stadtgemeinde im Schatten waren, erklärten die auch von „Stoppt die Rechten“ kontaktierten Verantwortlichen – die Bürgermeisterin Victoria Weber und die Archivleiterin Ursula Kirchner – nicht.
Intimes Haymon-Treffen im Stüberl
Am kommenden Samstag soll es jedenfalls beim 3. „Bergkongress in Tirol“ um ein „Rechtes Utopia“ gehen. Im Mittelpunkt stehe ein „wehrhaftes Österreich“, wie es Kranzl gegenüber der TT formuliert. Ursprünglich hätte das rechte Vernetzungstreffen im Schwazer „Mathoi-Haus“ stattfinden sollen, das der Stadtgemeinde gehört. Doch die zog die Reißleine. „Deshalb findet die Veranstaltung jetzt in unserem eigenen Haus statt. Wo, das sagen wir nicht, wir möchten doch nicht den Protest anziehen“, erklärt Kranzl. (TT, 13.5.25)
Im eigenen Haus? Bereits vor einigen Wochen hatte Kranzl vollmundig auf X gepostet, nun nach Vorbild des „Castell Aurora“ in Steyregg und der „Kulturfestung“ im steirischen Eichkögl ein eigenes Hausprojekt in Tirol verwirklicht zu haben. Warum war der „Bergkongress“ nicht gleich dort geplant? Weil es dieses Haus gar nicht gibt?
Die Recherche von „Stoppt die Rechten“ ergab: Das Treffen wurde in einem kleinen Nebenraum des Gasthauses „Silberbergwerk knappenkuchl“ abgehalten, der laut Betreiber Platz für etwa 25 Personen bietet. Aus dem groß angekündigten „Bergkongress im eigenen Haus“ wurde ein intimes Beisammensein mit weniger als 25 Teilnehmenden im Wirtshaus-Stüberl.
Ursprünglich hätten laut Kranzl zur TT der FPÖ-EU-Abgeordnete Gerald Hauser und der blaue Nationalratsabgeordnete Christofer Ranzmaier zum Bergkongress kommen sollen. Die beiden FPÖ-Politiker hätten gar nicht zugesagt, erklärte der Tiroler Parteigeneralsekretär Patrick Haslwanter der TT und würden dort auch nicht erscheinen.
„Der selbst in der vom deutschen Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuften „Alternative für Deutschland“ (AfD) umstrittene bayerische AfD-Politiker Daniel Halemba hat sich ebenfalls zum Bergkongress angesagt“, schreibt die TT. Der Burschenschafter Halemba war 2023 nach einer Hausdurchsuchung bei seiner Verbindung, der Teutonia Prag in Würzburg, ins Visier der Behörden gerückt. 2024 wurde gegen Halemba eine noch nicht rechtskräftige Anklage erhoben. Die Vorwürfe: Verdacht des Verwendens von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen, der Volksverhetzung, Geldwäsche, Sachbeschädigung und der gemeinschaftlichen Nötigung.
Wer nun wirklich dort war, ist „Stoppt die Rechten“ nicht bekannt. Das neurechte „Thymos Magazin“ war zumindest mit einem Banner vertreten.