Erik Ahrens muss nicht mehr interpretiert werden; er sagt ungeschminkt, worin sein Weltbild besteht: aus direkten Bezügen zum Nationalsozialismus und dessen Wegbereitern. Seinen ideologischen Werdegang beschreibt Ahrens in einem jüngst veröffentlichten Artikel (1) für den ins Neonazistische gehenden deutschen Thinktank „Metapol“:
Ich selbst wurde durch die regelmäßige Berichterstattung auf Martin Sellner aufmerksam und schaute ab 2019 seinen YouTube-Kanal. Seine Ansichten waren so überzeugend und gleichzeitig so sympathisch präsentiert, dass ich schnell meine Berührungsangst verlor. (…) In meinem Leben kamen also tatsächlich alle Wirkfaktoren der früheren IB zusammen und erreichten mich persönlich. Durch spektakuläre Aktionen kamen sie in die Medien, ich hörte von ihnen und dem Namen Martin Sellner, und schließlich beschäftigte ich mich mit seinen Inhalten und wurde rechts.
- 2020: Gründet zusammen mit Bruno Wolters die Online-Publikation „konflikt-magazin” (existiert nicht mehr).
- 2021: Publiziert zusammen mit Bruno Wolters das Buch „Postliberal“ (Antaios-Verlag).
- 1.2021: Gründet die „GegenUni” (startet offiziell am 1.7.21); nicht mehr Geschäftsführer seit August 24. Der „Betrieb” wurde mit Februar 2024 eingestellt.
- 5.2022: Gründet die „ALB Kommunikation UG” mit Sitz in Cottbus; Ahrens ist dort Gesellschafter und Geschäftsführer; weitere Gesellschafter: Jan-Hendrik Lenke und Lorenz Bien. (Publikation von digitalen Medien und Druckerzeugnissen zu politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Themen sowie die Beratung von Parteien, Firmen, Stiftungen und anderen Organisationen im Bereich Kommunikation, soziale Medien und Öffentlichkeitsarbeit )
- 3.2023: Start der Website „BlitzWissen” (rechtsextremes „Blinkist“). Produziert ab? bis angeblich Nov. 2023 für Maximilian Krah TikTok-Videos
- 11.2023: Trat auch bei dem Geheimtreffen in Potsdam als Referent auf.
- 6.2024: Gründung der Firma „Gedankensturm FlexCo” Wien (mit Stephan Tobias Kreuzwirt)
- 7.24: Gründung Firma Ideochoc B.V. in Belgien (frz-sprachiges Gegenstück zu BlitzWissen; mit Jeremy Baneton)
„Nationalsozialismus pur“
„Ich bin rechts“ ist auch als Motto auf seinem Twitteraccount zu lesen. Wobei „rechts“ kaum zutreffend ist, nicht einmal „rechtsextrem“ nach österreichischen wissenschaftlichen Maßstäben wäre alleine als Charakterisierung seiner Ideologie genügend – die geht in Richtung Neonazismus, wobei sich „Neo“ bestenfalls auf das Alter von Ahrens beziehen kann. Das sieht auch der deutsche Politikwissenschafter Hajo Funke so, der Ahrens‘ braunes Gesudel auf Twitter als „Nationalsozialismus pur“ (bild.de, 30.8.24) kategorisiert.
Ahrens agiert klassisch völkisch – er macht sich nicht die Mühe, sein braunes Amalgam mit der scheinintellektuellen Drumherumrederei der „Neuen Rechten“ zu verstecken. Er bekennt sich zum Rassismus, redet vom „Arier“, von der „Blutserinnerung“ und liest den Identitären auf seine Weise die Leviten, indem er sich von deren (ohnehin scheinheiliger) Abgrenzung von den alten Neonazis distanziert, weil es die nicht mehr gäbe – eine Logik, die so plump daherkommt, wie sie eben auch ist und nur als Rechtfertigung dafür dient, Nazi-Gedankengut im Nazi-Sprech von sich zu geben. Bei Ahrens klingt das so:
Also die Weltanschauung, die die IB verbreitet, ist meines Erachtens schon Martin Sellners Weltanschauung und zwar die, was er Neurechts bezeichnet, also nicht rassistisch, nicht nationalistisch, keine positiven Bezüge auf das Dritte Reich und eigentlich eine Abgrenzung zur alten Rechten, wo er ja selber auch mal Mitglied war. Also sprich zum Neonazi, zur Neonazi-Bewegung der 90er und 2000er Jahre. Und ich glaube, weil es die aber so nicht mehr gibt und alle negativen Seiten von der, dass da zum Beispiel viele einfach unoptische Loser dabei waren, die gibt‘s so gesehen gar nicht mehr, die spielen keine Rolle mehr, also muss man sich auch nicht mehr von denen abgrenzen. (x.com, 9.9.24; Transkript SdR)
Für Ahrens dient die Rassentheorie des mörderischen Terrorregimes der Nationalsozialisten als „ästhetische Inspiration“ (TG 28.9.24). Sein „Auftrag“ sei es, das vom NS-Rassenideologen Alfred Rosenberg fabulierte „Mindset“ von den alten Griechen als „Menschen der Gegenwart und Ästhetik (…), in die deutsche Nationalbewegung hinein zu tragen. Das haben vor mir schon andere versucht, jede große Aufgabe braucht mehrere Anläufe.“ (TG 28.9.24) Der affirmative Bezug zur nationalsozialistischen Ideologie kommt hier so unverhohlen zum Ausdruck wie etwa wenige Tage zuvor, als er an die Grünen appellierte: „Wer die Natur schützen will, muss zuerst die arische Rasse schützen. Denn Naturschutz liegt nur ihr im Blut.“ (TG 22.9.24)
Das Männer- und Frauenbild des Erik Ahrens
Ahrens‘ Männer- und Frauenbild gleicht schon fast einem satirischen Abziehbild der ersten Hälfte des vorherigen Jahrhunderts: Männer haben naturgemäß gesund und kraftvoll zu sein, und die Frau wirft sich dem gesunden, kraftvollen Lackl in die Arme – soferne er dafür Zeit findet, denn zuerst hat er sich seiner „Lebensaufgabe“, dem „Wiederaufstieg des deutschen Volkes“ (1) zu widmen und an seine Kriegsertüchtigung zu denken. Aber dann läuft‘s nach Ahrens von selbst: „Ein Weib kann immer nur einen Kriegsmann lieben. Wenn ihr euch fragt, was mit deutschen Frauen los ist: Ihre Männer sind keine Kriegsmänner! Werdet Kriegsmänner und ihr werdet wieder geliebt.“ (x.com, 30.7.24) Frauen seien sich des Abstammungsprinzips naturgegeben bewusst, da sie Kinder gebären. Sie sollten „bei Eignung zur Abgabe von Eizellen verpflichtet werden. (…) Als Teil dieses Gemeinwesens [des Staats; Anmk. SdR] hat sie die Pflicht, ihm mit seinem Eigentum zu dienen.“ (x.com, 19.6.23)
Ahrens schreibt, ihm habe die Internet-Pornografie, die „das übelste Nervengift, das Jugendliche (…) konsumieren (…), immens geschadet“ (1) – und es ist nicht zu leugnen, dass er geschädigt wirkt, auch wenn er selbst meint, sich „nach langem und hartem Kampf“ (1) davon befreit zu haben. Schon alleine in den Videos, die Ahrens immer wieder veröffentlicht, wirkt er oftmals zwänglerisch, was verstärkt wird, indem er in einem monotonen Duktus, der immer wieder mit genervt wirkender Hochnäsigkeit daherkommt, dahinspricht. Dass er „Incels”, also unfreiwillig zölibatär lebende Männer, die ihren deklarierten Frauenhass auch durch Gewaltattacken zum Ausdruck bringen und immer wieder für rechtsterroristische Anschläge verantwortlich sind, einiges abgewinnen kann, wundert nicht mehr:
Incels sind das beste, was uns je passiert ist. Eine Generation junger Männer, die nicht durch Kontakt mit Frauen & Sex verweichlicht wird, sondern sich mit Computerspielen auf Geopolitik und Drohnenflug vorbereitet. Sie müssen sich nur noch zusammenschließen, dann geht‘s los! (x.com, 9.2.24)
Das klingt nicht nur krank, sondern ist es auch.
➡️ Erik Ahrens und seine Österreich-Beziehungen (Teil 2): Ahrens und Sellner
➡️ Erik Ahrens und seine Österreich-Beziehungen (Teil 3): „Gedankensturm“ in Wien
Fußnote
1 Erik Ahrens, Rechte Weltanschauung und der Weg zur Macht, gegenstrom.org, 8.9.24.