Doku-Tipp: Die Neue Rechte – Der Wahn vom homogenen Volk

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Die aus­ge­zeich­ne­te TV-Doku­men­ta­ti­on „Die Neue Rech­te – Der Wahn vom homo­ge­nen Volk“ zeigt nicht nur auf, wel­che Köp­fe und Kon­zep­te hin­ter der sog. „Neu­en Rech­te“ ste­cken, son­dern führt sie auch über Ana­ly­sen auf ihren ideo­lo­gi­schen Kern zurück. Und der liegt, auch wenn es immer wie­der Distan­zie­rungs­ver­su­che sei­tens der neu­rech­ten Akteu­re und Akteu­rin­nen gibt, im Nationalsozialismus.

Seit Jah­ren setzt die Neue Rech­te die libe­ra­le Demo­kra­tie unter Druck. Ihre Ver­tre­ter geben sich offen und selbst­be­wusst wie nie zuvor. Sei es in der poli­ti­schen Debat­te, auf der Stra­ße oder in der Social-Media-Welt des Inter­nets. Und sie drin­gen immer wei­ter in die Mit­te der Gesell­schaft vor. Aber was ist die Neue Rech­te? Was ist neu? Wer sind ihre Ideen­ge­ber? Wo lie­gen ihre his­to­ri­schen Wurzeln?

Ein Netz­werk aus intel­lek­tu­el­len Vordenkern

Jahr­zehn­te­lang steck­te die Neue Rech­te fast unbe­merkt in der Nische, doch mitt­ler­wei­le sind ihre füh­ren­den Köp­fe all­ge­mein bekannt. Allen vor­an Götz Kubit­schek, Autor, Ver­le­ger, rech­ter Vor­den­ker und enger Ver­trau­ter des Thü­rin­ger AFD-Lan­des­chefs Björn Höcke. Oder Mar­tin Sell­ner, Vor­sit­zen­der der Iden­ti­tä­ren Bewe­gung. Dabei ist die Neue Rech­te kei­ne Par­tei und kei­ne ein­heit­li­che Bewe­gung. Sie ist ein Netz­werk aus intel­lek­tu­el­len Vor­den­kern, Denk­fa­bri­ken, Dis­kus­si­ons­zir­keln, Fach­zeit­schrif­ten und Kleinverlagen.

Aber was ist das Neue?

Der Begriff „Neue Rech­te” dient in ers­ter Linie zur Abgren­zung vom Natio­nal­so­zia­lis­mus. Mit Neo­na­zis wol­len die heu­ti­gen Rech­ten vor­der­grün­dig nichts zu tun haben. Doch was schein­bar neu ist, hat Wur­zeln, die zurück­rei­chen bis in die Wei­ma­rer Repu­blik. Zu Vor­den­kern wie Armin Moh­ler und sei­ne „kon­ser­va­ti­ve Revo­lu­ti­on”, zum Anti­li­be­ra­lis­mus von Carl Schmitt und zum Männ­lich­keits­kult eines Ernst Jün­ger. Wer die Theo­rien, Zie­le und Stra­te­gien der Neu­en Rech­ten wirk­lich ver­ste­hen will, muss ihre Geschich­te und ihre Vor­den­ker ken­nen. Denn von der Wei­ma­rer Repu­blik bis in unser moder­nes Inter­net­zeit­al­ter zeigt sich eine durch­gän­gi­ge, per­so­nel­le und ideo­lo­gi­sche Linie. (3sat.de)

Der His­to­ri­ker Vol­ker Weiß resü­miert am Schluss der Doku über die Chan­cen der neu­rech­ten Bewe­gun­gen und Par­tei­en (wie die AfD, aber natür­lich auch die FPÖ):

Eine der­ar­ti­ge Mischung aus Unzu­frie­den­heit, sozia­len und öko­no­mi­schen Pro­ble­men, die es auch real gibt, und ideo­lo­gi­schen Ver­satz­stü­cken aus der Ver­gan­gen­heit kann immer dann gefähr­lich wer­den, wenn eine Gesell­schaft sich nicht mehr sta­bil genug dage­gen weh­ren kann. Das ist nach wie vor die Wider­stands­fra­ge. Fin­det sich eine Par­tei, die bereit wäre, mit der AfD eine Koali­ti­on ein­zu­ge­hen, um über die­se Koali­ti­on an die Regie­rung zu kom­men. Es hängt immer am Widerstand!

➡️ Die Neue Rech­te – Der Wahn vom homo­ge­nen Volk (3sat 2021, 44‘; online ver­füg­bar bis 4.5.2023)