Budapest
Am 11. Februar fanden sich in Budapest beim sogenannten „Tag der Ehre“ mehrere Tausend Neonazis aus halb Europa ein, um des im Februar 1945 gescheiterten Ausbruchversuchs von NS-Einheiten aus dem von der Roten Armee eingekesselten Budapest zu gedenken. Das besondere Budapest-Merkmal: Viele Teilnehmer werfen sich wie in einem schlechten Hollywood-Film in Militär- und Nazi-Monturen – inklusive entsprechender Abzeichen. Der FPÖ-Generalsekretär Hafenecker nennt das braune Event einen „Feiertag“.
Wie jedes Jahr ließ die ungarische Orbán-Regierung die Neonazis auch diesmal gewähren, wie jedes Jahr war auch heuer eine Abordnung aus Österreich vertreten, wie jedes Jahr aus dem Umfeld der alten Alpen-Donau-Garde. Auf einem Video von „democ“ sind auch Österreicher zu sehen, die mit einem Banner posieren, darunter die verurteilten Neonazis F.B. und R.P..
SS-Symbole, Maschinengewehre und hunderte Neonazis: Am diesjährigen „#TagDerEhre“ in #Budapest nahmen abermals tausende Teilnehmer bei einem Waffen-SS-Gedenkmarsch teil. Lasche Gesetze und staatliche Unterstützung machen die Veranstaltung attraktiv für Neonazis aus dem Ausland. pic.twitter.com/NIUwbQs4al
— democ (@democ_de) February 11, 2024
➡️ Zweiteilige Fotostrecke von Theo Winkler mit mehr als 1000 Bildern
Dresden
Der anlässlich der Bombardierung Dresdens durch die Alliierten als „Trauermarsch“ titulierte Neonazi-Auflauf fand diesmal am selben Tag wie Budapest statt, was die Zahlen der Teilnehmenden dort und da reduziert haben dürfte.
Seit mehr als 25 Jahren mobilisieren Neonazis nach Dresden, um die Bombardierung der Stadt am 13. Februar 1945 in ihrem Sinne zu instrumentalisieren. Zu Spitzenzeiten folgten rund 7.000 extreme Rechte dem Aufruf, in diesem Jahr waren es schätzungsweise bis zu 1.000. Ihnen stellten sich etwa 5.000 Menschen entgegen. (taz.de, 11.2.24)
Der von Österreich nach Deutschland migrierte Alexander Donninger, einer der führenden Köpfe der im September 2023 verbotenen neonazistischen „Artgemeinschaft“, verlas ein Grußwort, das auch vom Obmann der „Kameradschaft IV“ (K IV) Land Kärnten“, Hermann Eisner, unterzeichnet wurde. Die „K IV“ ist eine am Rande des Neonazismus angesiedelte Veteranenorganisation ehemaliger Waffen-SS-Soldaten, die nur mehr in Bruchstücken existiert. Zuletzt ist sie aufgefallen, weil beim Begräbnis des SS-Veteranen Bellschan-Mildenburg ein Kranz mit einer Schleife und dem Text „Seine Ehre hieß Treue“ abgelegt worden war. Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Klagenfurt wegen des Verdachts auf Wiederbetätigung wurden aufgrund eines „Verbotsirrtums“ eingestellt.
Der von Österreich nach Deutschland migrierte Alexander Donninger verliest in Dresden ein Grußwort und nennt Hermann Eisner, Obmann der „Kameradschaft IV Land Kärnten“, als Unterzeichner.
Video via @ER_Bund
2/3 pic.twitter.com/wJl1UZTxe7— stopptdierechten.at (@stopptrechte) February 21, 2024
Sofia
Den Schlusspunkt der braunen Rallye bildete am 17.2. der Aufmarsch in Sofia, wo einige Hundert Neonazis hinpilgerten, um dem bulgarischen General und Kriegsminister Hristo Lukov zu huldigen. Lukov war wesentlich mitverantwortlich für antisemitische Gesetze und Pogrome gegen die jüdische Bevölkerung und kollaborierte mit den Nazis bei der Deportation von über zehntausend Juden und Jüdinnen ins Vernichtungslager Treblinka. Er wurde am 13. Februar von einer bulgarischen Partisanin Violeta Yakova vor seinem Haus in Sofia erschossen.
Von 2003 bis 2019 wurde zu Lukovs Ehren der „Lukov-Marsch“ organisiert. Seit dem Verbot 2019 treffen sich bulgarische und aus dem Ausland stammende Neonazis dennoch zu diversen Veranstaltungen. Im Gegensatz zum letzten Jahr, wo Neonazis aus dem Küssel-Umfeld Österreich gesichtet wurden, gibt es für as heurige Jahr keine Belege für eine österreichische Beteiligung.
Gestern marschierten hunderte Neonazis zu Ehren des bulgarischen Faschisten und NS-Kollaborateurs Hristo Lukov durch #Sofia. #Lukov unterstützte die Verfolgung und Ermordung von Juden und Jüdinnen in Osteuropa. Am Abend fand eine Kundgebung vor Lukovs Haus statt. pic.twitter.com/us5RY33ZsQ
— democ (@democ_de) February 18, 2024
➡️ Fotostrecke des „Presseservice Wien”
Gegenproteste
In allen drei Städten finden traditionell auch Gegenproteste statt, die mächtigsten immer in Dresden. Als die dortigen Neonazi-Aufmärsche ihre Blütezeit hatten, formierte sich so viel Widerstand, dass der Aufmarsch 2010 weitgehend blockiert wurde. Tausende Neonazis konnten das Gelände des Dresdner Bahnhofs Neustadt über mehrere Stunden nicht verlassen. Vor dem Bahnhof skandierte Björn Höcke, wie erst 2017 durch Videoaufnahmen aufgedeckt wurde. In der Bahnhofshalle ist ein anderer mitten im festgesetzten Pulk zu sehen: Martin Sellner.