Verboten wurde die „Artgemeinschaft“ eigentlich schon Anfang August; sie hatte also einige Wochen Zeit, um sich auf die Hausdurchsuchungen vorzubereiten. Der Artgemeinschaft-Telegram-Kanal ist nach wie vor online, aber „kreativ” in „Nicht mehr da” umbenannt (fragt sich, ob nicht ein „aber dort” dazuzudenken ist), während Homepage, Buchdienst, die „Nordische Zeitung“ und Teilorganisationen mittlerweile komplett abgeschaltet wurden.
Auf der Website des deutschen Innenministeriums ist eine ausführliche Begründung für das Verbot, das um Jahre zu spät kommt, zu finden. Nach dem Verbot der „Hammerskins“ und jetzt der „Artgemeinschaft“ dämmert es weiteren artverwandten Kameraden, dass es auch für sie eng werden könnte. So kursierte bereits wenige Stunden nach der Bekanntgabe des Verbots der „Artgemeinschaft“ und den Razzien bei 39 Personen eine Nachricht über die sofortige Selbstauflösung der „Arischen Bruderschaft“, ihres Ablegers „Brigade 12“ und der Kameradschaft Northeim.
Dazu die Thüringer Linke-Abgeordnete und Rechtsextremismusexpertin Katharina König-Preuss via Twitter:
Es ist nichts anderes als Scheinauflösung der drei sich überschneidenden Strukturen. Fallt nicht auf Propaganda von Rechts rein. Heise (gemeint ist der Neonazi Thorsten Heise; Anmk. SdR), einer der einflussreichsten Neonazis, kann seit Jahrzehnten machen, was er will und bleibt von staatlicher Repression verschont.
Günther Adolf A., zuletzt wohnhaft im Bezirk Steyr-Land, seit Jahrzehnten in der Neonazi-Szene Österreichs und Deutschlands auch als „Günther Schweiger“ aktiv, ist von der Auflösung der „Arischen Bruderschaft“ unmittelbar betroffen – wir vermuten jedoch, dass er sich nicht auflösen bzw. aus der Neonazi-Szene zurückziehen wird.
Bleiben wir bei der „Artgemeinschaft“. Auch dort sind Österreicher*innen aktiv – teilweise seit Jahrzehnten. Da wäre einmal die schon etwas gesetztere Edda Schmidt (*1948), die bereits viele Stationen in der rechtsextremen und neonazistischen Szene Deutschlands durchlaufen hat. Schmidt, deren Kinder mit den Namen Diethelm, Herwart, Irmhild und Ortrun gezeichnet sind, ist die Tochter des strammen Nazi und SS-Manns Sepp Biber und verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Niederösterreich, bevor sie nach Deutschland migrierte und Gaumädelführerin bei der Wiking-Jugend wurde. Einige ihrer Enkelkinder dürfte es wieder nach Österreich verschlagen haben.
Ebenfalls im Umkreis der „Artgemeinschaft“ zu finden war das Ehepaar Sylvia „Freya“ und Raimund Bachmann, beide mittlerweile verstorben. Raimund Bachmann war vor vielen Jahren Funktionär der Nationaldemokratischen Partei (NDP) des Norbert Burger in Oberösterreich und migrierte nach Deutschland, angeblich „unter Hinterlassung kreditunwürdiger Spuren“ (endstation-rechts.de, 26.8.11) um dort als Besitzer des Schlosses Noschkowitz bei Leipzig der „Artgemeinschaft“ einen passenden Veranstaltungsort zu bieten. Einige der Bachmann-Kinder, die ebenfalls mit germanischen Namen wie Godwin, Thorwald, Thorgardt, Ekkehardt, Hildebrand oder Gunhild gekennzeichnet wurden, sind in der rechtsextremen und neonazistischen Szene, auch bei der „Artgemeinschaft“ aktiv geblieben. Zumindest einer ist ausgestiegen und mit den meisten Familienmitgliedern zerstritten. 2015 mussten sich ein Bachmann-Sohn und seine Frau vor Gericht verantworten, nachdem deren Tochter Sighild starb, weil ihr das lebensnotwendige Insulin verweigert wurde.
Schließlich gibt es noch einen namentlich bekannten Österreicher, der es sogar zum Schriftführer der „Artgemeinschaft“ gebracht hat. Alexander Donninger, der seit etlichen Jahren in der süddeutschen Neonazi-Szene aktiv ist und mittlerweile in Baden-Württemberg lebt, durfte zuletzt 2022 die Fackeln beim Neonazi-Aufmarsch in Dresden entzünden.
➡️ Endstation Rechts: Völkisch-heidnische „Artgemeinschaft“ verboten