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#W1604: Rechtsextremer Flop, Hitlergrüße und Polizei in der Kritik

Cir­ca 200 sol­len es gewe­sen sein, die am 16. April vor die „Tür­kis Rosa Lila Vil­la” gezo­gen sind, um ihren wahn­haf­ten Fan­ta­sien einer dro­hen­den „Früh­sexua­li­sie­rung“ von Kin­dern Aus­druck zu ver­lei­hen. Ein ech­ter Flop, nach­dem katho­li­sche Fun­dis, die FPÖ mit dem gesam­ten rechts­extre­men Mob im Wind­schat­ten zu Pro­tes­ten gegen eine Lesung auf­ge­ru­fen hat­ten. Kein Wun­der, dass […]

18. Apr 2023
Foto: Markus Sulzbacher
Foto: Markus Sulzbacher

Ganz zufäl­lig waren es jene Grup­pie­run­gen, die wir seit Jah­ren gegen die Coro­na-Maß­nah­men und nun gegen über­haupt alles, was gera­de daher­kommt, auf den Stra­ßen gese­hen haben und die auch mein­ten, gegen eine Kin­der­buch­le­sung einer Drag­queen in der „Tür­kis Rosa Lila Vil­la” auf der Rech­ten Wien­zei­le auf­tre­ten zu müs­sen. Dage­gen for­mier­ten sich vie­le Initia­ti­ven samt SPÖ, Grü­ne und Neos, um die Vil­la, sei­ne Bewohner*innen und Besucher*innen vor rechts­extre­men Über­grif­fen zu schüt­zen. Die Poli­zei hat­te die Ein­rich­tung einer Schutz­zo­ne abge­lehnt. Anders war es noch im Okto­ber 2022, als ein gan­zer Abschnitt der Gum­pen­dor­fer Stra­ße gesperrt wur­de, weil die rechts­extre­me Bur­schen­schaft „Olym­pia“ zu einem Sau­fe­vent gela­den hat­te – Pro­tes­te von der lin­ken Sei­te gab’s aller­dings nicht.

Die­je­ni­gen, die sich auf die Sei­te der Ver­an­stal­ter der Lesung gestellt hat­ten, waren dann auch bei wei­tem in der Über­zahl. Wäh­rend sie ein Fest der Tole­ranz und Viel­falt fei­er­ten – auch die Songcon­test-Gewin­ne­rin Con­chi­ta trat mit ihrem Sie­ger­lied „Rise like a Phoe­nix“ auf –, brach­te sich der rechts­extre­me Sek­tor pas­sen­der­wei­se mit Marsch­mu­sik in Stimmung.

Medienvertreter*innen berich­te­ten über­ein­stim­mend von Behin­de­run­gen durch die Poli­zei und von Über­grif­fen durch Rechts­extre­me. So twit­tert die Stan­dard-Jour­na­lis­tin Colet­te Schmidt bereits um neun Uhr früh: „Ein­zel­ne Medi­en wie @derStandardat und @puls24news wer­den wie­der­holt bei der Aus­übung ihrer Arbeit gehindert.“

Puls 24 schreibt:

Wäh­rend der Kund­ge­bun­gen wur­de die Bericht­erstat­tung meh­re­rer Medi­en immer wie­der behin­dert. Zum einen geschah dies durch Demo-Teil­neh­mer, die sich mit schwar­zen Regen­schir­men vor Kame­ras und Foto­gra­fen stell­ten. Zum ande­ren kam es aber auch zu Behin­de­run­gen durch die Ein­satz­lei­tung der Poli­zei. (Auch die Bericht­erstat­tung des PULS 24 Repor­ter­teams vor Ort wur­de behin­dert. So wur­den sie von Poli­zei­be­am­ten teil­wei­se nicht durch die Absper­run­gen gelas­sen. Rech­te Demo-Teil­neh­mer [konn­ten] wie­der­um durch die Absper­rung vor den Augen der anwe­sen­den Journalist:innen pas­sie­ren. Zudem wur­den Reporter:innen auf lan­ge Umwe­ge zwi­schen den abge­sperr­ten Berei­chen geschickt.

Über­wie­gend Hei­ter­keit lös­te der Ver­such des haupt­be­ruf­li­chen Spen­den­samm­lers Mar­tin S. aus, einen mut­maß­li­chen Hit­ler­gruß aus dem Pulk von Iden­ti­tä­ren als Klat­schen zu einer Paro­le umzu­deu­ten. Die Poli­zei ver­laut­bar­te via Pres­se­aus­sendung am Abend, eine zwei­te Per­son nach dem Ver­bots­ge­setz wegen eines mut­maß­li­chen Hit­ler­gru­ßes ange­zeigt zu haben.

Nach­dem die rechts­extre­me Kund­ge­bung gefloppt war, zog ein Pulk noch in die Innen­stadt. Beglei­tet wur­de der von Antifaschist*innen, gegen die die Poli­zei mit mas­si­ven Pfef­fer­spray­ein­sät­zen vorging.

Die Lesung selbst beschreibt der „Stan­dard” so:

Anwe­send ist von ihnen [den Kritiker*innen; Anmk. Sdr] nie­mand, als van Kant in gro­ßer roter Abend­ro­be nach elf Uhr im ers­ten Stock in zwei klei­nen Räu­men vor Kin­dern und Eltern zu lesen beginn. Sie erzählt die Geschich­te einer Prin­zes­sin, die ger­ne liest und den Erwach­se­nen Fra­gen stellt, wie jene nach dem größ­ten der Welt­mee­re. Sie erzählt, wie die klei­ne Prin­zes­sin einen gro­ßen Dra­chen aus­trickst. In der Geschich­te, die die Kin­der gespannt und amü­siert ver­fol­gen, steckt viel drin, nur kei­ne Sexua­li­sie­rung. Um das her­aus­zu­hö­ren, bräuch­te man schon eine sehr leb­haf­te, um nicht zu sagen: kom­plett sexua­li­sier­te Fantasie.