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Wochenschau KW 12/21

Eine Pala­tschin­ke mit Haken­kreuz wur­de in der Jus­tiz­an­stalt Suben ser­viert; als Nach­spei­se gab’s eine Haft­ver­län­ge­rung. Ein ein­schlä­gig vor­be­straf­ter Glogg­nit­zer depo­nier­te neben brau­nen Pos­tings auf vk.com und Twit­ter auch Ker­zen auf dem Haupt­platz – mit selbst­ge­bas­tel­ten Auf­kle­bern. Und zwei FPÖ-„Spaziergängern“ aus Steyr, dem Vize­bür­ger­meis­ter und einem Stadt­rat, droht ein Ver­fah­ren – sie wur­den näm­lich ange­zeigt. Suben, […]

29. Mrz 2021

Suben, Ried/OÖ: glück­li­cher Palatschinkenkoch
Gloggnitz/NÖ: brau­ne Grabkerzen
Steyr/OÖ: Spa­zier­gang mit Folgen
Klos­ter­neu­burg-Weid­lin­g/NÖ: Haken­kreuz am Bahnhof

Suben, Ried/OÖ: glück­li­cher Palatschinkenkoch

Das Stück, so ist der Vor­gang wohl zu nen­nen, spielt in der Jus­tiz­an­stalt Suben. Der Haupt­dar­stel­ler: ein 30-jäh­ri­ger pol­ni­scher Staats­an­ge­hö­ri­ger, der dort schon län­ger ein­sitzt und sei­nen Auf­ent­halt jetzt noch unfrei­wil­lig ver­län­gert hat. Das Cor­pus delic­ti: eine Pala­tschin­ke, gar­niert mit einem aus Scho­ko­sauce gefer­tig­ten Haken­kreuz. Und genau das Bild der brau­nen Pala­tschin­ke tauch­te mit­samt sei­nem Koch, der, wie die Rich­te­rin am Lan­des­ge­richt fest­stell­te, „glück­lich“ aus­se­he, in sozia­len Medi­en auf „‚Ich bin eine fröh­li­che Per­son. An die­sem Tag haben wir gemein­sam Zeit ver­bracht, gekocht und Sport gemacht, ich war zufrie­den’, sagt der Ange­klag­te. Hit­ler sei ihm alles ande­re als sym­pa­thisch. Beden­ken, dass das Foto wei­ter­ge­schickt wer­den könn­te, habe er nicht gehabt.“ (nachrichten.at/, 24.3.21)

Die­ser Glücks­mo­ment trug dem Ange­klag­ten nicht nur einen Schuld­spruch, son­dern auch eine Haft­ver­län­ge­rung ein – rechts­kräf­tig. „Der 30-Jäh­ri­ge wird zu ins­ge­samt 20 Mona­ten Haft ver­ur­teilt. Ein hal­bes Jahr wird unbe­dingt ver­hängt.“ (nachrichten.at)

Gloggnitz/NÖ: brau­ne Grabkerzen

Der 42-jäh­ri­ge Glogg­nit­zer hat bereits eine län­ge­re, auch ein­schlä­gi­ge Vor­ge­schich­te: In jün­ge­ren Jah­ren, so berich­ten die Nie­der­ös­ter­rei­chi­schen Nach­rich­ten (24.3.21, S. 19), sei er Skin­head gewe­sen und habe wegen einer Mes­ser­ste­che­rei meh­re­re Jah­re in Haft ver­bracht; das neben wei­te­ren Vor­stra­fen auch wegen schwe­rer Kör­per­ver­let­zung. In der letz­ten Woche ging’s um Wie­der­be­tä­ti­gung. 

Ihm warf die Staats­an­walt­schaft vor, von 2017 bis 2019 Paro­len, Schlag­wör­ter, Sym­bo­le und Bil­der mit NS-Hin­ter­grund auf Twit­ter und einer rus­si­schen Inter­net-Platt­form ver­brei­tet zu haben. Wei­ters soll der Mann auch für die Grab­lich­ter mit selbst­ge­stal­te­ten Auf­kle­bern beim Mahn­mal für die Gefal­le­nen der bei­den Welt­krie­ge ver­ant­wort­lich sein, die er mit einem Zet­tel mit der Auf­schrift „Zum Geden­ken an alle geschän­de­ten Frau­en des deut­schen Rei­ches“ dort auf­stell­te. (NÖN)

Nach der Aus­sa­ge, „Es tut mir echt leid, es war mei­ne Schuld und ich kann es selbst nicht erklä­ren“ und eini­gen Erklä­rungs­ver­su­chen der Ver­tei­di­ge­rin folg­te – nicht rechts­kräf­tig – ein Schuld­spruch samt Urteil: 35 Mona­te Haft, davon elf unbe­dingt und die Wei­sung, am Pro­gramm „Dia­log statt Hass“ teilzunehmen.

Steyr/OÖ: Spa­zier­gang mit Folgen

Ein Straf­ver­fah­ren könn­te auf zwei blaue Mit­glie­der des Stadt­se­nats von Steyr zukom­men. Der FPÖ Vize­bür­ger­meis­ter Hel­mut Zöttl und sein Par­tei­kol­le­ge Stadt­rat Mario Rit­ter hat­ten es sich nicht neh­men las­sen, am 10. Jän­ner gegen die Coro­na-Maß­nah­men in Steyr „spa­zie­ren“ zu gehen“ – wie die meis­ten der rund 800 Teil­neh­men­den mit zu wenig Abstand und ohne Mas­ken. Auch der Auf­for­de­rung durch die Poli­zei, Mas­ken anzu­le­gen, kamen Zöttl und Rit­ter nicht nach.

Inter­es­sant ist jedoch, wie mit den Fehl­hand­lun­gen der bei­den Poli­ti­ker von offi­zi­el­len Stel­len zunächst umge­gan­gen wur­de. Die Poli­zei gab an, sie sei davon aus­ge­gan­gen, der Magis­trat küm­me­re sich, des­sen zwei Mit­ar­bei­ter die bei­den jedoch gese­hen haben wol­len. Der SPÖ-Bür­ger­meis­ter beließ es bei der Bemer­kung, „dass er den Auf­tritt der bei­den FP-Man­da­ta­re für miss­lun­gen erach­te­te, ‚aber ich spie­le mich nicht als Ober­leh­rer auf, jeder muss sel­ber wis­sen, was er tut‘“ (nachrichten.at, 23.3.21). Die Lei­te­rin der Bezirks­ver­wal­tung gab an: „Wenn Sie oder eine ande­re Per­son dies mit Bewei­sen der Bezirks­ver­wal­tungs­be­hör­de anzei­gen, wird ein Ver­wal­tungs­ver­fah­ren eröff­net.“ (nachrichten.at) Schließ­lich kam die Anzeige:

Um die Behör­de unter Zug­zwang zu brin­gen, leg­te VP-Stadt­rat Gun­ter Mayr­ho­fer, selbst ein gene­se­ner Covid-19-Pati­ent mit Lang­zeit­fol­gen, Magis­trats­di­rek­tor Kurt Schmidl in der ver­gan­ge­nen Gemein­de­rats­sit­zung Beweis­fo­tos von der blau­en Ver­wei­ge­rung der Geset­zes­treue vor: „Gegen die Ver­harm­lo­sung die­ser Krank­heit muss man auf­ste­hen.“ (nachrichten.at)

Und nun wird der Spa­zier­gang der frei­heit­li­chen Poli­ti­ker geprüft …

Klos­ter­neu­burg-Weid­lin­g/NÖ: Haken­kreuz am Bahnhof

Mit einer Diver­si­on kamen zwei Jugend­li­che davon, die am Bahn­hof Weid­ling Schmie­re­rei­en, dar­un­ter ein Haken­kreuz, hin­ter­las­sen hat­ten. Dazu die Poli­zei: „Auf Unbe­dacht­heit und jugend­li­chen Leicht­sinn sind die Schmie­re­rei­en am Weid­lin­ger Bahn­hof zurück­zu­füh­ren”, teilt Micha­el Scharf von der Poli­zei Klos­ter­neu­burg mit.“ (meinbezirk.at, 23.3.21)