Die Recherchen von netzpolitik.org haben sich in der Vorwoche in erster Linie mit der Firma NNC (New Network Communications Ltd.), ihren Eigentümern bzw. Gesellschaftern und dem rechtsextremen Internetportal „Unser Mitteleuropa“, das der NNC gehört, beschäftigt. Wir haben uns dann den Blog „konterrevolution“, für den der 50-Prozent-Eigentümer der NNC, Eric Hugo Weinhandl, verantwortlich zeichnet, näher angesehen.
Wir korrigieren: Der Blog, der in der Vorwoche offline ging, nannte keinen Verantwortlichen, dafür eine Adresse, die zwar nicht das Salzamt, aber den Sitz einer ehemaligen Brotfabrik lokalisiert.

Allerdings war der Betreiber von „konterrevolution“ etwas schlampig. Unter der Rubrik „AGB Buchbestellung und ‑verkauf“ war der Hinweis auf Eric Hugo Weinhandl angebracht. Wer in der wayback-Maschine in das Jahr 2017 zurückblättert, findet Weinhandl auch noch völlig korrekt im Impressum.

Auf der Seite des rechtsrechten Mediums „eigentümlich frei“ wurde der Konterrevolutionär bis zur Vorwoche nicht nur als Verfasser einiger Beiträge, sondern auch als Betreiber des Blogs konterrevolution.at genannt. Jetzt sind die Einträge auf „eigentümlich frei“ zu Weinhandl allesamt gelöscht.
Warum das alles? Warum werden die Spuren, die zu Weinhandl führen, seit einigen Tagen gelöscht? Könnte das mit der Haupttätigkeit des Eric Weinhandl im Klimaschutzministerium zusammenhängen? Wie netzpolitik.org in einem neuen Beitrag meldet, wurde Weinhandl mittlerweile vom Dienst freigestellt:
Das Klimaschutzministerium betonte an diesem Montag auf Anfrage von netzpolitik.org, es nehme den Fall sehr ernst und habe darauf umgehend reagiert. Eric Weinhandl sei bis auf Weiteres vom Dienst freigestellt, seine Nebenbeschäftigungen seien mit sofortiger Wirkung untersagt worden. Eine detaillierte Überprüfung des Sachverhaltes laufe.
Möglicherweise hat das nicht nur mit dem rechtsextremen Portal „Unser Mitteleuropa“ zu tun, sondern auch mit der Website „Klimaschwindel entlarvt“, die als Impressum Weinhandls Firma NNC angibt. Hier wird gegen den „totalitären, pseudoreligiösen Charakter“ der wissenschaftlich gesicherten Erkenntnisse über Klimawandel und Klimakrise gehetzt, die als „Klimaschwindel“ tituliert werden. Die Seite produziert als Alternative Schwofel von besonderer Qualität: „Es scheint so, dass praktisch überall Erdöl und Erdgas vorhanden ist, wenn man nur tief genug hinunter bohrt.“

Nicht tief bohren muss man auf der schwindeligen Klimaschwindel-Seite, um auch auf „die üblichen Verdächtigen“ (sie werden tatsächlich so benannt) „Soros“ und Rockefeller, der beharrlich „Rockyfeller“ genannt wird, zu stoßen – also auf ungenierten Verschwörungsschwachsinn mit Bilderbergern und einem Schuss Antisemitismus. Und das durch Windräder verursachte Vogelsterben, tituliert die Seite in völlig unangemessener Weise als „Vogelholocaust”. Ein für Kommunikation zuständiger Mitarbeiter des Klimaschutzministeriums, der als Miteigentümer von NNC auch für diese Klimawandelleugnerseite im Impressum mitverantwortlich ist? Ein starkes Stück!

Kaum war die – handwerklich äußerst schlecht gemachte – Website online, hat sie auch schon das FPÖ-nahe rechtsextreme Portal „unzensuriert“ mit der Übernahme einer Textpassage zu Windkraft und der Belobigung „wie das neue, streng auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierende Internetportal klimaschwindel.net seriös nachweist“ beworben. Von dort wanderte der Artikel weiter zur Neonazi-Seite „globalecho – Der Crypto-Jude und andere Schweinereien…“. Da passt er auch hin.

Reputationsmanagement
Löschen in Zeiten, in denen ziemlich allen, die mit Google und Webarchiven nur ein bisschen vertraut sind, klar sein müsste, dass das Internet nicht vergisst, ist wohl nicht die Methode, um NCC und deren Besitzer aus dem Schlamassel zu befreien. Vielleicht aber hilft Weinhandl da etwas weiter, was seine Firma NNC über ihre Wiener Filiale anbietet: „Reputationsmanagement“ Dazu heißt es:
Der Ruf und das Image eines Politikers oder einer politischen Partei sowie Informationen über diese sind in der heutigen Zeit in erster Linie über das Internet zu finden. Hier gilt es daher eine entsprechende Reputation aufzubauen und zu festigen. Wir sorgen dafür. Wir helfen mit innovativen Tools aus einem breiten Repertoire.
Was da Weinhandls Firma NNC Politiker*innen anbietet, sollte eigentlich auch für ihn selbst gelten bzw. ihm in dieser schwierigen Situation weiterhelfen. Er müsste ja nur die Wiener Filiale der Firma NNC in der Schönbrunner Straße aufsuchen, um sich dort die entsprechende Expertise abzuholen.

Allerdings gibt es da ein Problem: Die Adresse der Wiener Filiale von NNC wurde ebenfalls kürzlich gelöscht, dazu auch eine österreichische Handy-Nummer; und der Skyscraper, den NNC bildlich zur leichteren Kontaktaufnahme anbietet, führt in die Irre. An der jetzt gelöschten Wiener Adresse gibt es einiges, aber mit Sicherheit keinen Wolkenkratzer.
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➡️ Konterrevolution macht Pause
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➡️ netzpolitik.org: Österreichs Klimaministerium stellt Klimaleugner frei