Alternative Mathematik
Natürlich geht es auch bei der rechten Rechnerei um das Corona-Virus. Nachdem sich der FPÖ-Abgeordnete Michael Schnedlitz mit seinem tölpelhaften Versuch, Corona-Antigen-Tests mit Coca-Cola als wertlos zu überführen, international blamiert hat, scheitern die Blauen ein weiteres Mal an der Naturwissenschaft, diesmal sogar schon an den Grundrechnungsarten!
Wir wollen hier zum besseren Verständnis des Folgenden vorausschicken: 1. Prozentrechnungen zählen zwar nicht zu den Grundrechnungsarten, das im Folgenden abzuhandelnde Rechenexempel ist aber durch seine simplen Eckdaten auch über die Grundrechnungsarten zu erfassen. 2. Mit „Blauen“ sind hier nicht nur Parteimitglieder der FPÖ, sondern auch Personen im Umfeld gemeint. Wir räumen auch gerne ein: Noch sind nicht alle Blauen von dem Defekt infiziert, aber das Virus verbreitet sich rasant weiter.
Jetzt aber zur Sache: Burschenschafter Bruder Karl schreibt ab
Alle kennen das vermutlich aus vergangenen Schulzeiten von Mathematik-Schularbeiten. Weil man sich nicht richtig auskennt, schreibt man von den Nachbar*innen ab. Pech, wenn der oder die das Rechenbeispiel falsch gelöst hat. Wenn dann der oder die Nächste das Abgeschriebene ebenfalls übernimmt, haben wir schon den viralen Effekt, der von der Lehrkraft gut erkannt und eingegrenzt werden kann.
So ist es dem Bruder Karl, einem strammen Burschenschafter, mit dem wir uns schon mehrmals bei anderen Angelegenheiten beschäftigt haben, ergangen. Er hat von Alex H. abgeschrieben, sprich: auf Facebook dessen Posting geteilt. Das war schon deshalb eine Risiko-Sache, weil – wenn man als Burschenschafter ohnehin zwischen 4 und 5 pendelt – es nicht sehr sinnvoll ist, von einem abzuschreiben, der sich auf der Notenskala ebenfalls in diesem Bereich befindet: Alex H. ist ein ziemlich rechts gewickelter Kampfsportler. Ob Alex wirklich der Erste war, der die tolle Lösung errechnet hat, wissen wir nicht. Schaut aber so aus. Bruder Karl hat sie jedenfalls abgeschrieben bzw. „geteilt“, wie das auf Facebook heißt.
Können Rechte richtig rechnen?
Alex, der Kampfsportler, rechnet also vor:
Das Rechenbeispiel flutscht so richtig rein bei den blauen Männleins: Bei einer Million Männer, die einen Test auf Schwangerschaft mit einer Fehlerquote von 0,005 % absolvieren, würde der Test 5.000 schwangere Männer ergeben – Bruhaha! Da lacht der Kampfsportler und der Burschenschafter ebenso. Nach dem Schenkenklopfen kommen die Mühen der intellektuellen Ebene: Wer ist denn so doof, einen Schwangerschaftstest für Frauen bei einer Million Männern anzuwenden? Und wozu? Ebenso gut könnte man den Test bei einer Million Hydranten anwenden – vermutlich mit dem gleichen Ergebnis. Moment, was war das Ergebnis laut Alex, dem Kampfsportler, abgeschrieben vom Burschenschafter Bruder Karl? 5.000 schwangere Männer – noch einmal Bruhaha!
Erste Zweifel kommen auf. Paul E. ist vermutlich einer von diesen Strebern, die alles besser wissen wollen: „0,005% von 1.000.000 = 50 Männer. Und genau das sagt eigentlich alles aus, was man über die Aussage wissen muss… reine Mathematik — steht eh dort ;-(„
Paus Rechnerei kommt bei Erik R. gar nicht gut an: „Mathematik 5, setzen! “.
Für Bruder Karl ist das der Zeitpunkt, ganz ernsthaft die blaue Grundsatzfrage zu stellen: „was soll das heißen? Gehörst du zu denen die für die Antibabypillen für Männer sind?“
Paul antwortet Bruder Karl: „Das heißt, dass die Rechnung falsch ist und dass es nie 100%ige Sicherheit gibt...“
Jetzt ist Bruder Karl wirklich intellektuell gefordert: „Rechnung ist richtig. 0,005 % sind 5000 von einer Million aber es gibt keine 100% Sicherheit, da gebe ich Dir recht“
Auf das Kompromissangebot von Bruder Karl will Streber Paul aber nicht eingehen. Er beharrt auf seiner 50 und will Bruder Karl mit einem Wiki-Screenshot irritieren: „Und genau das ist das Problem. Ich entschuldige mich, dass ich das in der Schule offensichtlich anders gelernt habe...“
Tricks wie dieser mit einem Screenshot kommen bei Bruder Karl gar nicht gut an: „Danke für die Herleitung, das zeigt uns dass es kein Problem bei Schule gibt, sondern beim bedienen (sic!) des Rechners.“
Paul bleibt die Spucke weg. Ihm fällt nur mehr ein hilfloses Fragezeichen ein: „?“
Jetzt legt Bruder Karl noch einmal mit seinen gesammelten Rechenkenntnissen nach: „0,005 x1000000 = 5000, falsch eingegeben. es müsste 0,00005 sein, dann wären es 0,005%.“
Nach dieser geballten Rechenleistung bleibt dem Paul nur mehr die Flucht in einen leichten Zynismus: „Ahha… in Ordnung… sag ich ja, reine Mathematik Das ist der Grund, warum diskutieren sinnlos ist. Hab meine Lektion verstanden und gelernt…“
Darauf gibt sich auch Bruder Karl versöhnlich und liefert abschließend noch ein prächtiges Beispiel für blauen Burschenschafterhumor: „danke für Lösungsweg, glaube die Anti Baby Pille werden wir aber beide nicht schlucken“
Die Konversation fand im Oktober des Vorjahres statt – und sie fand wirklich genau so statt! Ob die virale Verbreitung mit Alex (Patient 0) und Bruder Karl (Patient 1) begonnen hat, wissen wir nicht. Contact-Tracing ist bei den verstockten Patienten ebenso wenig erfolgreich wie ein Taschenrechner. Aber erst kürzlich (8.3.21) ist eine Mutante der ursprünglichen Version in einer größeren Plattform der FPÖ („Pro Austria“ hat fast 28.000 Follower) aufgetaucht und hat dort mindestens 173 Liker infiziert.