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Blaue Prominenz beim Holocaustleugner

Muss man Wolf­gang Fröh­lich noch vor­stel­len? Einem infor­mier­ten Publi­kum sicher nicht. Wolf­gang Fröh­lich ist seit Jahr­zehn­ten als Holo­caust­leug­ner bekannt. Der frü­he­re FPÖ-Bezirks­­rat wur­de bereits 1994 aus der FPÖ aus­ge­schlos­sen und nach einem mehr­jäh­ri­gen „Asyl“ in der ira­ni­schen Bot­schaft in Wien mehr­mals wegen NS-Wie­­der­­be­­tä­­ti­­gung bzw. Leug­nung des Holo­caust zu Haft­stra­fen ver­ur­teilt. Auf Face­book fin­det man ihn […]

22. Jun 2020

Ob das Face­book-Kon­to „Wolf­gangp Froeh­lich“ von ihm betrie­ben wird, wis­sen wir nicht. Was wir aber wis­sen: Der Betrei­ber die­ses Kon­tos bezieht sich posi­tiv auf den Holo­caust­leug­ner und Neo­na­zi Wolf­gang Fröh­lich und pos­tet, was im März teil­wei­se auch mit dem Absen­der „Wolf­gang Froeh­lich“ via Mail an alle mög­li­chen Adres­sa­ten – dar­un­ter „Stoppt die Rech­ten“ ver­schickt wurde.

FB-Profil Wolfgangp Froehlich
FB-Pro­fil Wolf­gangp Froehlich

Das FB-Kon­to ist rela­tiv neu und wur­de ver­mut­lich erst am 7. März 2020 ange­legt. Fröh­lich wur­de ein Jahr zuvor, im März 2019, aus dem letz­ten sei­ner zahl­rei­chen Haft­auf­ent­hal­te wegen Wie­der­be­tä­ti­gung ent­las­sen. Der FB-Account „Wolf­gangp Froeh­lich“ weist (öffent­lich ein­seh­bar) nur zwei Pos­tings aus: Das eine zeigt ein Foto aus einer Zel­le der Haft­an­stalt Stein (wo Fröh­lich eini­ge Jah­re ver­brach­te). Das zwei­te zeigt Fröh­lich mit dem Vic­to­ry-Zei­chen und eini­gen Kom­men­ta­ren drun­ter, die alle­samt von „Wolf­gangp Froeh­lich“ stam­men. Und als „Steck­brief“ eine mit 19.2.2019 datier­te Anzei­ge „wegen anti­se­mi­ti­scher Het­ze gemäss §283 StGB und dem Ver­botsG“ an die Wirt­schafts- und Kor­rup­ti­ons­staats­an­walt­schaft, in der Fröh­lich wirr gegen die „Links­ra­di­ka­len“ wet­tert, deren Opfer er gewor­den sei. Als neue The­se meint Fröh­lich hier, dass das Ver­bots­ge­setz dazu ange­tan sei, „Hass gegen die jüdi­schen Mit­bür­ger zu schü­ren“.

In der Neo­na­zi-Sze­ne gilt Fröh­lich näm­lich als Kult­fi­gur, die auch immer wie­der von Neo­na­zis in der Haft besucht wur­de. Als Fröh­lich 2019 über­ra­schend ent­haf­tet wur­de, jubel­ten die Neo­na­zis und fei­er­ten ihren Holo­caust­leug­ner. Die Brau­nen von „Unwi­der­steh­lich“ wid­me­ten ihrem Hel­den einen lan­gen Bei­trag (ver­se­hen mit Vers­lein des ver­bli­che­nen Neo­na­zi Gerd Hon­sik):  Um das Unrecht wel­ches die­sem Man­ne wie­der­fah­ren (sic!) ist dar­zu­stel­len, reicht die­ser Bei­trag nicht aus.

"Unglaublich, ich habe vor Freude kaum geschlafen und bekomme noch immer Gänsehaut wenn ich daran denke!" – H.P. zur Haftentlassung von Wolfgang Fröhlich
„Unglaub­lich, ich habe vor Freu­de kaum geschla­fen und bekom­me noch immer Gän­se­haut wenn ich dar­an den­ke!” – Der Stei­rer H.P. zur Haft­ent­las­sung von Wolf­gang Fröhlich

Wolf­gang Fröh­lich ist natür­lich kein Unrecht wider­fah­ren, son­dern das Ver­bots­ge­setz in zunächst eher mil­den Vari­an­ten. Weil Fröh­lich aber kein Ein­se­hen in sein Unrecht hat­te und gera­de­zu um wei­te­re Anzei­gen und Ver­ur­tei­lun­gen bet­tel­te, indem er sei­ne brau­nen Schrif­ten gezielt an alle mög­li­chen öffent­li­chen Stel­len adres­sier­te, sam­mel­te er flei­ßig wei­te­re Haft­stra­fen. Wobei nicht alle Ver­ur­tei­lun­gen mit dem Ver­bots­ge­setz zu tun hat­ten, wie wir 2012 berich­te­ten. Damals stand er gemein­sam mit Wil­li­bald K. vor Gericht, weil die bei­den ihren Mit­häft­lin­gen Haft­ver­kür­zung gegen Geld ver­spra­chen. Das war Betrug, der bei Wolf­gang Fröh­lich zwar zu einer Ver­ur­tei­lung, aber zu kei­ner wei­te­ren Haft­stra­fe führte. 

Auf dem Face­book-Kon­to „Wolf­gangp Froeh­lich“ sind 15 Face­book-Freund­schaf­ten ver­zeich­net, und die haben es in sich: Dass der Straf­ver­tei­di­ger von Fröh­lich dar­un­ter ist, ist noch irgend­wie nach­voll­zieh­bar und wür­de eher dafür spre­chen, dass das Kon­to tat­säch­lich von Fröh­lich geführt wird. Aber die ande­ren FB-Freundschaften?

die Freunde von „Wolfgangp Fröhlich“: viel blaue Prominenz
die Freun­de von „Wolf­gangp Fröh­lich“: viel blaue Prominenz

Her­bert Haupt, der frü­he­re FPÖ-Vize­kanz­ler und Sozialminister
Mar­tin Graf, Natio­nal­rats­ab­ge­ord­ne­ter der FPÖ und frü­her Drit­ter Prä­si­dent des Nationalrats
Dag­mar Bela­ko­witsch, Natio­nal­rats­ab­ge­ord­ne­te der FPÖ
Wolf­gang Jung, bis Ende 2018 Land­tags­ab­ge­ord­ne­ter und Gemein­de­rat der FPÖ in Wien

Eben­falls mit dabei: der Haus­ma­ler der FPÖ, Odin Wie­sin­ger Mount­mill, ein Mit­ar­bei­ter der Wie­ner FPÖ-Lan­des­ge­schäfts­stel­le, Her­bert Fritz, über den auch wir schon mehr­fach berich­tet haben, die stei­ri­sche Offi­ziers­ge­sell­schaft, ein mut­maß­li­cher Neo­na­zi, der sich hin­ter dem Pseud­onym „Götz von Ber­li­chin­gen“ ver­steckt und der alte Wal­ter Lüftl, der schon Anfang der 1990er-Jah­re mit sei­nem „Lüftl-Report“, aber auch spä­ter immer wie­der den Holo­caust leugnete.

FB-Profil Götz V. Berlichingen zwischen Verschwörungsmythen und Nazi-Schrott
FB-Pro­fil Götz V. Ber­li­chin­gen zwi­schen Ver­schwö­rungs­my­then und Nazi-Schrott

Es ist – man kann es nicht anders for­mu­lie­ren – eine erschre­cken­de, eine gru­se­li­ge Freund­schafts­lis­te, die sich da bei „Wolf­gangp Froeh­lich“ auf Face­book fin­det. Wir sind schon sehr gespannt, was der FPÖ-Pro­mi­nenz ein­fällt, wie und war­um sie auf Fröh­lichs Freun­des­lis­te gelan­det ist. Dass sie nicht wuss­te, mit wem sie sich da befreun­det hat? Geh bitte!

Noch ein klei­nes, aber nicht unwich­ti­ges Detail: Die FB-Akti­vi­tä­ten des „Wolf­gangp Fröh­lich“ sind sehr gering. Eine von nur vier Sei­ten, die mit „Gefällt mir“ bedacht wur­den, sticht aller­dings her­vor: für die Sei­te „Sicher­heits­hin­wei­se“. Das sind natür­lich kei­ne gewöhn­li­chen Sicher­heits­hin­wei­se, son­dern sol­che, die für Neo­na­zis gedacht sind und von Neo­na­zis betrie­ben werden.