Legendär geworden ist die berühmte „88“, die 2014 mitten in einer Presseaussendung des blauen Nationalratsabgeordneten Gerhard Deimek auftauchte. Deimek distanzierte sich, mutmaßte über den möglichen Täter aus dem freiheitlichen Parlamentsklub: „Ich habe einen Namen gehört, schon bevor das Ganze aufgekocht ist. (…) Wir haben ein Problem in der Pressestelle. Dort müsste man was machen. So etwas darf nicht hinaus!“ Deimek erhielt prompt von Herbert Kickl eine Abfuhr:
Die Vorwürfe seien „ein Schmarrn“. Kurz darauf ruft Kickl den STANDARD nochmals zurück: „Das ist alles längst geklärt. Die kleine Tochter des Pressereferenten hat zweimal draufgedrückt.“ Deimek kennt diese Version und bezeichnet sie als „Wuchtel, die ich nicht glaube“. Dazu Kickl: „Mir ist das ziemlich wurscht, was der Herr Deimek glaubt.“ (derstandard.at, 5.12.14)
Wir fassen zusammen: Da ist also ein freiheitlicher Nachwuchs auf der Tastatur doppelt mausgerutscht und hat unglücklicherweise just eine Zahlenkombination getroffen, die in braunen Kreisen wohlgefällig aufgenommen worden sein könnte. Das noch dazu in einer Aussendung, die vor den damals diskutierten Sanktionen durch die EU gegen Israel warnte. Ein Schelm, wer dabei Böses denkt!
Böse erwischt hat es 2017 auch die damalige Spitzenkandidatin der FPÖ Kobersdorf, Kathrin E.: Da war über einen längeren Zeitraum in der Rubrik „Lieblingszitate“ ihres Facebook-Profils „ein Volk ein Reich ein Führer“ zu lesen.
Knapp vor der Gemeinderatswahl wurde der bemerkenswerte Eintrag über den „Standard“ öffentlich gemacht, die Kandidatin verständigt, die den Eintrag flugs in „Meine Familie die Liebe meines Lebens“ änderte. Nach ihrer ersten Angabe, sei der NS-Slogan auf einen Hack ihres FB-Profils zurück zu führen gewesen, im März 2019 hörte das Gericht jedoch eine modifizierte Version. „Mit ihrem Handy sei sie leichtfertig umgegangen, habe es ohne Passwort-Schutz anderen überlassen.“ (bvz.at, 20.3.19) Merke: Überlasse Dein Handy nie Personen, die NS-Slogans bei anderen platzieren, denn das kann böse ausgehen: Die ehemalige FPÖ-Kandidatin erntete vor Gericht einen einstimmigen Schuldspruch und ein Jahr bedingter Freiheitsstrafe.
Es gibt jede Menge Allerweltsgasthäuser mit Allerweltsnamen und auch besondere Gasthäuser mit Allerweltsnamen. Eines aus der zweiten Gruppe ist das Lokal „Goldener Löwe“ in Kloster Veßra/Thüringen, das Arndt Praxmarer, enger Mitarbeiter von Norbert Hofer, auf Facebook als Fan gelikt hatte.
Just dieser „Goldener Löwe“ gehört der braunen Szenegröße Tommy Frenck, der es zum gleichermaßen beliebten wie bekannten Treffpunkt für Neonazis ausgebaut hat. Damit die braune Gesinnungsgemeinschaft auch wirklich zum richtigen „Goldenen Löwen“ hinpilgert, gibt’s ein entsprechendes lukullisches Angebot, wie etwa alljährlich an des Führers Geburtstag ein Schnitzerl um 8,88 Euro – eigentlich ziemlich unverwechselbar, möchte man meinen.
Auf Nachfrage des „Standard“ im Infrastrukturministerium, wo Praxmarer im Kabinett von Norbert Hofer beschäftigt war, wie es zu diesem Like gekommen ist, gab man sich höflich-ahnungslos: „‚Vielen Dank für die Info zum Restaurant Goldener Löwe‘ die uns allen – und auch Herrn Praxmarer – nicht bekannt war.’ Praxmarer kann sich laut eigenen Angaben ‚nicht erinnern, wie es zum ‚Gefällt mir’ gekommen ist’. ‚Er hat dieses Gasthaus nie besucht’, heißt es in einer Stellungnahme auf die Frage, warum Praxmarer ein Gasthaus im deutschen Bundesland Thüringen gefällt.“
Da scheint sich Praxmarers Maus also selbstständig gemacht zu haben. Sie hat die Facebook-Seite des Nazi-Gasthofs aufgerufen und einen Klick aufs „Gefällt mir“ hinterlassen. Klar, dass Herr Praxmarer davon nichts weiß. Aber immerhin kennt er spätestens seit dem 20. April 2018, als sein Klick publik wurde, den „Goldenen Löwen“ in Kloster Veßra und weiß, dass es besser ist, dort nicht anzustreifen – zumindest dann, wenn man gerade im Kabinett eines Ministers tätig ist.
Ein besonderes Schmankerl gibt’s zum Abschluss unserer Serie, und das geht so: An einem heißen Augusttag im Jahr 2015 plätscherte ein FPÖ-Ersatzgemeinderat aus Schärding mit einigen Freunden in einem Biergarten. Die Tschecherantenrunde fand ein aus Bayern stammender Herr, namens Helmut, offenbar so attraktiv, dass er sich zu ihr gesellte. Wie es so läuft, wenn man viel trinkt, musste der Ersatzgemeinderat irgendwann die Biergarten-Toilette aufsuchen. Sein Handy hatte er nicht mitgenommen, was ihm ratzfatz zum Verhängnis wurde. Kaum aus dem WC heraus, das Handy wieder vor sich, rief seine Schwester an und warnte ihn, denn sie erblickte auf dem brüderlichen Facebook-Account eine Vermisstenanzeige der besonderen Art, nämlich ein Bild von Adolf Hitler mit dem Text: „Vermisst seit 1945 – Adolf bitte melde dich, Deutschland braucht dich. Das deutsche Volk“ Da anständige Innviertler so etwas nie, niemals nicht posten würden, war der Übeltäter schnell identifiziert. Da hatte sich doch der Helmut aus Bayern während der Notdurftpause des Ersatzgemeinderats dessen Handy geschnappt und flugs die Vermisstenanzeige ins Facebook gestellt.
So einmal die Kurzversion des Ersatzgemeinderats, der für seine Adolf-Vermisstenmeldung vor Gericht antanzen musste. Und das lief dort nicht so rund, weil die Trinkfreunde des Ersatzgemeinderats schon eine Anzeige wegen falscher Zeugenaussage eingefangen hatten. Der mit dem Vorfall betraute Polizist gab nämlich an, das Posting habe sich schon vor dem feuchtfröhlichen Biergartengelage auf des Ersatzgemeindesrats Facebook-Profil befunden, und dann war dann auch noch dieser ominöse Helmut, der sich unglücklicherweise spurlos in der Luft aufgelöst hatte.
Die ganze Geschichte mit Details, die sich wie aus einem Bauernkabarett lesen, ist hier zu finden: Ried im I./Schärding (OÖ): Helmut, der Hund, ein Handy mit Hitler und die FPÖ
Best of mausgerutscht (Teil 1): AfD-Ausrutscher
Best of mausgerutscht (Teil 2): Mysteriöses auf FPÖ-Computern